Umsatzwachstum |
21.05.2021 15:55:39
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Henkel-Aktie im Fokus: Treiber Industrieklebstoffe - Sorgen um Rohstoffkosten
LAGE BEI HENKEL
:Die Düsseldorfer konnten für das erste Quartal mit guten Nachrichten aufwarten. Eine steigende Nachfrage nach Industrieklebstoffen sowie Erfolge von Wasch- und Reinigungsmittel-Klassikern wie Persil, Pril und Bref sorgten für höhere Umsätze. Auf den ersten Blick wuchsen die Erlöse des Markenartiklers eher bescheiden - um 0,8 Prozent auf rund 5 Milliarden Euro. Doch verzerrten massive Währungseffekte das Bild. Organisch - also bereinigt um Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe - lag das Umsatzwachstum bei 7,7 Prozent.
Das Klebstoffgeschäft, das den Löwenanteil zum Umsatz beisteuert, konnte dabei organisch um 13 Prozent zulegen. Henkel profitierte hier mit seinen Klebstoffen für die Automobil- und Elektronikindustrie sowie das Handwerk von der deutlichen Erholung der weltweiten Industrieproduktion. Doch auch im Konsumentengeschäft lief es nicht schlecht. Die Sparte Wasch- und Reinigungsmittel wuchs etwa um 4,1 Prozent. Schwierig bleibt dort das Geschäft in Nordamerika, das sich im Umbau befindet. Hier legt Henkel den Fokus auf Wachstum und neue Produkte. Die hohen Rohstoffkosten sowie Lieferengpässe wirkten sich negativ aus. In der Logistik hofft Henkel auf eine Normalisierung im zweiten Quartal. Am schwächsten legte der Kosmetikbereich zu.
Angesichts des erfolgreichen Starts erhöhte Henkel die Prognose für das Gesamtjahr. Hier erwartet der Konzern nun ein Umsatzwachstum von vier bis sechs Prozent. Bislang war der Markenhersteller von zwei bis fünf Prozent ausgegangen. Auch für die bereinigte operative Marge (Ebit) sowie das um Sondereffekte und Währungsschwankungen bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie zeigte sich Henkel etwas optimistischer.
Allerdings erwartet das Management nun deutlich höhere Belastungen durch steigende Rohstoffpreise im hohen mittleren einstelligen Prozentbereich. Das Geschäft mit Wasch- und Reinigungsmitteln sowie die Kosmetiksparte seien dabei überproportional betroffen, kündigte Henkel an. Dagegen machen sich die Produktionsunterbrechungen in der Automobilindustrie im Zuge von Materialknappheit - insbesondere bei Halbleitern - derzeit nur geringfügig bemerkbar. Henkel geht jedoch davon aus, dass sich das Thema bis ins dritte Quartal hinziehen wird - aber ausgeglichen werden kann. Auch auf der Währungsseite sieht das Management derzeit keine Entspannung.
DAS SAGEN ANALYSTEN:
Die Marktexperten zeigten sich mit dem ersten Quartal zufrieden. Dennoch bleiben sie erst einmal an der Seitenlinie. So empfiehlt die Mehrheit der im dpa-AFX Analyser vertretenen Analysten ein Halten der Aktie. Bei den Düsseldorfern laufe es weiter durchwachsen, urteilt Societe-Generale-Analyst David Hayes nach dem Quartalsbericht. Im Waschmittelgeschäft habe man weiter Probleme, gerade in den USA.
Barclays-Experte Iain Simpson verwies auch auf den Kostendruck in der Produktion. Währungseffekte nagen seiner Ansicht zufolge auch am Gewinn. Thorsten Strauß von der NordLB findet, der Konsumgüterhersteller habe einen guten Start ins neue Jahr hingelegt. Das erhebliche Ausmaß negativer Währungseffekte habe die Freude über das kräftige organische Wachstum, bei dem auch die niedrige Vergleichsbasis aus dem Vorjahr zu berücksichtigen sei, jedoch getrübt. Auf Basis der Ende März veröffentlichten Eckdaten hatte Strauß bereits eine Erhöhung der 2021er-Ziele für möglich gehalten.
Optimistischer äußert sich dagegen James Edwardes Jones von der Investmentbank RBC. Der Konsumgüterhersteller habe seine Marktanteile deutlich gesteigert. Die höheren Investitionen des vergangenen Jahres zahlten sich damit aus. Er empfiehlt ebenso den Kauf der Aktie wie Jefferies-Analyst Martin Deboo, der seine Wachstumsschätzungen nach der Prognoseerhöhung herauf setzte. Aber auch er zeigt sich vorsichtig: Angesichts der Unsicherheiten bezüglich des weltweiten Mangels an Computerchips, der auch das Geschäft mit Industrieklebstoffen betreffe, könnte Henkel zwar im zweiten Quartal mehr oder weniger auf der Stelle treten, doch schon im zweiten Halbjahr dürften die grundlegenden Wachstumskräfte wieder die Oberhand gewinnen.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Die Anfang Mai angehobene Prognose konnte der im Dax notierten Vorzugs-Aktie zuletzt keinen Rückenwind mehr verleihen. Seit dem Zwischenhoch Mitte April bei 99,52 Euro scheint die Luft vorerst raus, das Papier hat rund 5 Prozent verloren. Deutlichen Auftrieb hatte der Kurs bereits ab Anfang März erhalten, kurz darauf zeichnete sich ab, dass das erste Quartal beim Konzern stark ausgefallen war. Trotz der jüngsten Verluste können sich Anleger deshalb seit Jahresbeginn über einen Gewinn von immerhin mehr als zwölf Prozent freuen.
Aktuell notiert das Papier bei rund 94,50 Euro - und damit endlich auch in etwa wieder auf Vorkrisenniveau. Das hat eine Weile gedauert. Im vergangenen Corona-Jahr mussten Henkel-Investoren langen Atem beweisen, die Aktie beendete das Jahr letztlich mit einem kleinen Kursabschlag von rund zwei Prozent.
Im Vergleich zum Konkurrenten Beiersdorf schlägt sich Henkel damit in der Pandemie bisher an der Börse aber besser. Aktionäre der Hamburger mussten 2020 einen Kursverlust von fast 13 Prozent verkraften, seit Jahresbeginn hat das Beiersdorf-Papier lediglich ein kleines Plus von rund dreieinhalb Prozent angehäuft.
Auf etwas längere Sicht haben es jedoch die Henkel-Aktionäre schlechter getroffen. Nachdem der Kurs der Vorzugsaktie von weniger als 20 Euro Anfang 2009 bis Mitte 2017 bis auf das Rekordhoch von knapp 130 Euro gestiegen war, ging es - unter teils heftigen Schwankungen - sukzessive abwärts. Einer der Gründe für den Rückzug vieler Anleger war die zunehmende Wachstumsschwäche des Konzerns. Auf Fünfjahressicht liegt die Henkel-Aktie mit mehr als sieben Prozent im Rückstand, während das Beiersdorf-Papier in dieser Zeit um fast ein Viertel zulegen konnte.
Satte Gewinne verzeichnen indes jene Henkel-Investoren, die noch länger dabei sind: Gerechnet auf zehn Jahre hat sich der Wert des Papiers mehr als verdoppelt. Aktuell kommt der Konzern damit auf eine Marktkapitalisierung von rund 38 Milliarden Euro, während es die kleinere Beiersdorf AG auf lediglich 24,7 Milliarden Euro bringt. An den Wert der europäischen Rivalen Unilever (131 Mrd Euro) oder Reckitt Benckiser (54 Mrd Euro) kommen die Düsseldorfer aber nicht heran.
/nas/tav/he
DÜSSELDORF (dpa-AFX)
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