Schätzung |
11.06.2024 17:53:00
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Heidelberger Druck-Aktie dennoch viel höher: Vorsichtige Jahresprognose - Dupra-Messe gibt auftrieb
Vom Umsatz sollen wie im Vorjahr 7,2 Prozent als um Sondereffekte bereinigter Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen hängen bleiben. Das im SDAX notierte Unternehmen hatte bereits Eckdaten zum abgelaufenen Geschäftsjahr Mitte Mai vorgelegt.
Die Aktie notierte zuletzt fast drei Prozent im Plus. Die Jahresbilanz habe nach den vorab veröffentlichten Eckdaten nicht überrascht, schrieb Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank. Der Ausblick sei allerdings vorsichtig optimistisch angesichts der verbesserten Nachfrage infolge der Drupa-Messe.
Wie der Hersteller von Druckmaschinen weiter mitteilte, führten die vielen Bestellungen von der Drupa zu einer weiteren Erholung des Auftragseingangs zum Start des neuen Geschäftsjahres. Im ersten Quartal werde dieser bei rund 650 Millionen Euro erwartet. Die wichtige Branchenmesse findet in der Regel alle vier Jahre statt.
Bereits zum Ende des abgeschlossenen Geschäftsjahres hatte Heidelberger Druck in einem herausfordernden Umfeld wieder mehr Aufträge an Land gezogen. Der Auftragseingang verbesserte sich in den drei Monaten bis Ende März mit knapp 600 Millionen Euro "deutlich". Noch im dritten Geschäftsquartal war die Situation deutlich schwächer - nun seien die Geschäfte in Asien, insbesondere in China, besser gelaufen, hatte es Mitte Mai geheißen. Im Gesamtjahr fielen die Orders um rund sechs Prozent auf knapp 2,3 Milliarden Euro.
Aufgrund einer besseren Auslastung der Produktionskapazitäten will das Unternehmen die Kurzarbeit an den deutschen Standorten im Juni diesen Jahres beenden. Das Unternehmen hatte vor dem Hintergrund des sinkenden Auftragseingangs im Januar in Teilen der Produktion und an mehreren Standorten Kurzarbeit eingeführt. Zunächst sollte diese bis Ende März laufen. Mit der Kurzarbeit wollte die Unternehmensleitung kurzfristig einen niedrigen einstelligen Millionen-Betrag einsparen.
Im abgeschlossenen Geschäftsjahr (per Ende März) schrumpfte der Umsatz wie bereits bekannt im Jahresvergleich um zwei Prozent auf knapp 2,4 Milliarden Euro. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) ging ebenfalls um zwei Prozent zurück. Unter dem Strich sank der Gewinn von 91 Millionen Euro im Vorjahr auf 39 Millionen Euro. Hier belastete unter anderem der gestiegene Zinsaufwand für Pensionen.
Mitte April war überraschend bekannt geworden, dass der bisherige Konzernchef Ludwin Monz sein Amt niederlegt. Auf ihn folgt der frühere S.Oliver-Chef Jürgen Otto.
Derweil spart das Unternehmen, um profitabler zu werden. Im Rahmen eines Programms seit April vergangenen Jahres seien rund 250 Initiativen identifiziert worden, teilte Heidelberger Druckmaschinen weiter mit. Das Unternehmen setze diese kontinuierlich um. Mit den Maßnahmen habe der Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr die erheblichen Belastungen durch rückläufige Nachfrage und steigende Kosten erfolgreich kompensieren können.
Zudem hätten Maßnahmen zur Optimierung des Umlaufvermögens positiv zu den liquiden Mitteln beigetragen. Ende des Geschäftsjahres (per Ende März) wies der Konzern einen freien Barmittelzufluss von 56 Millionen Euro aus. In den ersten neun Monaten hatte es noch einen Barmittelabfluss in Höhe von 54 Millionen Euro gegeben.
Nach einer tiefgreifenden Krise hatte sich Heidelberger Druck vor ein paar Jahren neu aufgestellt und dabei verlustbringende Produkte eingestampft, Arbeitsplätze abgebaut und sich auf den Verpackungsdruck sowie die Digitalisierung konzentriert - also auf mehr Softwareautomatisierung für die Kunden unter anderem im Druckgewerbe.
Schon seit 2018 vertreibt das Unternehmen auch selbst entwickelte Wallboxen - das sind etwa an der Garagenwand angebrachte, kleine Systeme zum schnellen Laden von E-Autos. Der Vertrieb läuft über Amazon und teils in Partnerschaften mit Energieversorgern. Mit der Übernahme der Ladesäulentechnologie des Energieunternehmens EnBW Ende 2021 kamen auch Produkte für den öffentlichen Raum hinzu.
Drupa-Nachlese hilft Heidelberger Druck und Koenig & Bauer
Die Aktien der Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck und Koenig & Bauer haben am Dienstag von einer positiven Nachlese zur Fachmesse Drupa profitiert. Bei Heidelberger Druck stand zudem der Ausblick für das neue Geschäftsjahr im Fokus.
Die Aktie von Heidelberger Druck stieg via XETRA letztlich um 3,81 Prozent auf 1,20 Euro und zählte damit im SDAX zu den größten Gewinnern. Koenig & Bauer - ehemals auch Mitglied in dem Nebenwerte-Index - schafften es anfangs mit 14,48 Euro auf ein Hoch seit Mitte September, bevor sie sich mit letztlich 13,96 Euro noch einen Anstieg von 0,72 Prozent behaupteten. Damit rutschten die Titel wieder in die Konsolidierungsspanne der vergangenen Tage nach dem vorangegangenen Kursanstieg ab.
Im bisherigen Jahresverlauf geht die Entwicklung beider Aktien deutlich auseinander: Während bei den Heidelbergern ein Minus von vier Prozent zu Buche steht, haben Koenig & Bauer um 18,5 Prozent zugelegt. Zu verdanken haben letztere das der Erholungsrally der vergangenen drei Wochen.
Für Heidelberger Druck ist es seit Mitte Mai unter dem Strich zwar auch wieder bergauf gegangen - zwischendurch gab es allerdings immer wieder Kursrückschläge. Vor knapp einer Woche war zudem bekannt geworden, dass Heidelberger Druck per 24. Juni aus dem SDAX ausscheiden wird.
Laut eigener Mitteilung hat Koenig & Bauer seit Ende des vergangenen Monats neue Aufträge in Höhe von 250 Millionen Euro erhalten. Demnach sind diese auf und außerhalb der Drupa erteilt worden.
Von Heidelberger Druck kamen ähnliche Aussagen. Viele Bestellungen auf der Messe haben auch dort offenbar zu einer Erholung des Auftragseingangs geführt. Dieser war im vergangenen Geschäftsjahr (per Ende März) um rund 6 Prozent auf knapp 2,3 Milliarden Euro gefallen. Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres werde der Auftragseingang bei rund 650 Millionen Euro erwartet, hieß es nun. Für das Jahr bleibt das Unternehmen allerdings vorsichtig. So soll der Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres verharren, ebenso das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda).
Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank attestierte den Heidelbergern dennoch einen vorsichtig optimistischen Ausblick auf 2024/25. Die Prognoseunsicherheiten seien angesichts des geopolitischen und wirtschaftlichen Umfelds zwar hoch, und bis 2026/27 erscheine das Wachstumspotenzial begrenzt. Doch dank einer verbesserten Kostenstruktur sowie verfügbaren Barmitteln sei das Unternehmen deutlich krisenresistenter als in der Vergangenheit. Derweil hätten die finalen Zahlen für 2024/25 keine größeren Überraschungen enthalten.
Florian Sager von der Investmentbank Stifel sieht sowohl diese Zahlen als auch den Ausblick im Rahmen der Erwartungen. Er lobte, dass Heidelberger Druck dank des vor einigen Monaten skizzierten Wertsteigerungsprogramms den höchsten Barmittelzufluss seit zehn Jahren erzielt habe. Mit stabilen Umsätzen und Margen, der Barmittelentwicklung und der Auftragserholung sei das Unternehmen auf einem guten Weg.
Beide Experten betonten zudem die attraktive Bewertung der Heidelberger-Druck-Aktie. Rothenaichers Kursziel räumt ihr mit 2 Euro ein sattes Potenzial von mehr als zwei Drittel ein. Aber auch Sager sieht mit 1,30 Euro noch gut 9 Prozent Luft nach oben.
Dem Wettbewerber Koenig & Bauer attestierte Analyst Jorge Gonzales Sadornil von Hauck Aufhäuser Investment Banking eine erfolgreiche Drupa mit einem außerordentlich positiven Auftragseingang. Er hob daher seine Schätzungen an, schraubte das Kursziel für die Aktie von 14,00 auf 18,50 Euro nach oben und rät nun zum Kauf. Das neue Ziel liegt 29 Prozent über dem aktuellen Bewertungsniveau.
HEIDELBERG (dpa-AFX)
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