Verpasster Aufstieg? |
13.03.2021 23:50:00
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Große Indexreform: Warum die HelloFresh-Aktie den Aufstieg in den DAX verpasst
• DAX-Mitglieder müssen zwei Jahre positives EBITDA vorweisen
• Am 3. September 2021 wächst die DAX-Familie auf 40 Mitglieder
Der DAX ist der beliebteste und bekannteste deutsche Börsenindex, welcher die Wertentwicklung der 30 größten und liquidesten Unternehmen am deutschen Aktienmarkt widerspiegelt. Somit repräsentiert der DAX ca. 80 Prozent der Marktkapitalisierung aller börsennotierten Unternehmen in Deutschland.
Neues Regelwerk für die DAX-Familie
Nach dem Skandal um die milliardenschwere Insolvenz des Zahlungsdienstleisters Wirecard und der heftigen Kritik am DAX-Aufstieg der Online-Bestellplattform Delivery Hero wird die altbekannte Zusammensetzung des deutschen Leitindex nun jedoch umfassend geändert.
Entsprechend soll der DAX ab September 2021 von aktuell 30 auf insgesamt 40 Werte erweitert werden. Mit diesem Schritt möchte die Deutsche Börse eine noch größere Diversifikation innerhalb des Börsenbarometers erreichen, um die größten deutschen Konzerne noch besser zu repräsentieren. Im Zuge dessen muss sich jedoch der kleine Bruder des DAX, der MDAX, verkleinern. Dieser wird somit ab September 2021 nur noch 50 statt 60 Unternehmen aufweisen.
Neben der Vorgabe, dass ab März 2021 alle DAX-Mitglieder einen testierten Geschäftsbericht sowie eine vierteljährlichen Quartalsmitteilung veröffentlichen müssen, gibt es nun auch einen Prüfungsausschuss, welcher den Empfehlungen des Deutschen Corporate Governance Kodex folgt und alle DAX-Neuzugänge hinsichtlich dieser Verordnung analysiert.
EBITDA-Regel wird HelloFresh zum Verhängnis
Während früher nur die Marktkapitalisierung einer Aktie im Streubesitz sowie der Börsenumsatz für den Aufstieg in den DAX relevant waren, müssen seit Dezember 2020 alle DAX-Aspiranten vor ihrer Aufnahme in den Index mindestens zwei Jahre hintereinander ein positives EBITDA aufweisen. Mit dieser neuen Regelung reagiert die Deutsche Börse auf die vielen kritischen Stimmen, welche die DAX-Aufnahme von Delivery Hero bemängelten. Denn die Berliner Online-Bestellplattform dürfte vermutlich erst im Jahr 2023 schwarze Zahlen schreiben und entspricht somit nicht unbedingt den Qualitätsansprüchen eines soliden Leitindizes.
Diese neue EBITDA-Regel wurde nun HelloFresh zum Verhängnis. Zwar schreibt HelloFresh im Gegensatz zu Delivery Hero schon jetzt Gewinne, diese reichen aber noch keine zwei Jahre in die Vergangenheit zurück. So konnte der Konzern seinen bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) im Pandemie-Jahr 2020 zwar mehr als verzehnfachen und auf insgesamt 505 Millionen Euro steigern, aber noch keine zweijährige Gewinnhistorie nachweisen.
Dementsprechend ist nun klar, dass am 22. März 2021, dem Tag an dem die jüngsten DAX-Änderungen erfolgen soll, HelloFresh nicht in die erste Börsenliga aufsteigen wird, obwohl die ursprünglichen Index-Kriterien in Bezug auf die Marktkapitalisierung der Aktien im Streubesitzt und Börsenumsatz gewährleistet gewesen wären.
Index-Neuordnung könnte HelloFresh im Herbst in DAX bringen
Während die Deutsche Börse schon am 3. März 2021 ankündigte, dass am 22. März Siemens Energy in den DAX aufsteigen und Beiersdorf in den MDAX absteigen wird, hoffen nun viele HelloFresh-Aktionäre auf einen DAX-Aufstieg im Herbst.
Zwar steht die nächste planmäßige Überprüfung des DAX-Familie schon am 3. Juni 2021 an, die angekündigte große Index-Neuordnung soll jedoch erst am 3. September vollzogen werden. An diesem Tag wird der deutsche Leitindex nämlich erstmalig von 30 auf 40 Unternehmen erweitert. Viele HelloFresh-Investoren kalkulieren nun natürlich damit, dass ihr Unternehmen wenigstens im September den Sprung in den Leitindex schafft.
Mit einem positiven EBITDA und einer aktuellen Marktkapitalisierung von über zehn Milliarden Euro stehen die DAX-Chancen für den Kochboxversender momentan zwar sehr gut, dennoch kann in den kommenden Handelsmonaten noch einiges passieren. Nicht die schlechtesten Karten für einen Aufstieg in die erste deutsche Börsenliga haben darüber hinaus nämlich auch die MDAX-Werte Airbus, Siemens Healthineers, Sartorius, Hannover Rück, Knorr-Bremse, Evonik, PUMA, Carl Zeiss und Brenntag.
Welchen zehn Unternehmen letztendlich der Sprung in die erste DAX-Liga tatsächlich gelingt, lässt sich derzeit nur sehr grob abschätzen. Denn aufgrund der relativ hohen Volatilität am Markt können sich die Aktienkurse bzw. Börsengewichte der zehn Aspiranten jederzeit komplett verändern.
Pierre Bonnet / Redaktion finanzen.at
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