Oberes Prognose-Ende |
04.01.2023 17:54:39
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GRENKE-Aktie schafft letztlich kleines Plus: Leasingneugeschäft kräftig gesteigert
Das Jahr sei mit einem starken Ausklang zu Ende gegangen, das Wachstum sei höher ausgefallen als erwartet, schrieb Warburg-Analyst Marius Fuhrberg. Die Zahlen unterstrichen einmal mehr den Aufwärtstrend bei dem Leasingspezialisten. Experten verwiesen jedoch auch auf die sinkende Marge.
Die Profitabilität ging im Gesamtjahr zurück, auch weil sich GRENKE zunehmend auf größere Verträge konzentriert, die in aller Regel nicht so rentabel sind. Vor allem belasteten aber die anziehenden Zinsen, weil GRENKE diese nur mit Zeitverzug an die eigenen Kunden weitergeben kann. "Auch im vierten Quartal war es wichtig, dem extrem dynamischen Zinsanstieg zu trotzen", sagte Finanzchef Sebastian Hirsch laut Mitteilung. Diese Umstände dürften voraussichtlich noch einige Monate anhalten. Nach früheren Angaben dauert es in den einzelnen Märkten üblicherweise ein Quartal, bis GRENKE höhere Refinanzierungskosten weiterreichen kann.
In einem auf Youtube veröffentlichten Video sagte Hirsch, die Marge liege derzeit unter dem normalen Zielniveau - das sei angesichts des Zinsumfelds aber erwartet worden. "Solange wir steigende Zinsen sehen, werden wir auch etwas niedrigere Deckungsbeitragsmargen haben", räumte er ein. Hirsch leitet aktuell für den derzeit krankheitsbedingt pausierenden Vorstandschef Michael Bücker auch die Gesamtgeschäfte des Konzerns interimistisch.
Der Deckungsbeitrag, also die Differenz zwischen den Erlösen und den variablen Kosten, kletterte im vergangenen Jahr um gut 26 Prozent auf knapp 370 Millionen Euro. Die Marge gemessen am Deckungsbeitrag ging somit um eineinhalb Prozentpunkte auf 16,1 Prozent zurück.
Die Coronadelle haben die Baden-Badener auch noch nicht ganz hinter sich gelassen, schließlich liegt das Neugeschäftsvolumen nach wie vor unter dem Wert von 2019 mit damals 2,8 Milliarden Euro. Bis 2024 haben Bücker und Hirsch aber Neugeschäft in Höhe von 3,4 Milliarden Euro ins Auge gefasst.
GRENKE bietet vor allem Leasinggeschäfte für kleine und mittlere Gewerbekunden an, die ihre Geschäftsausstattung wie Rechner, Drucker oder Restaurantmöbel lieber leasen, anstatt zu kaufen. Das hatte in der Pandemie vor allem im Gastgewerbe und im Tourismus in Südeuropa die Geschäfte einbrechen lassen.
Im Schlussquartal machte GRENKE das meiste Neugeschäft in Westeuropa, vor allem in Frankreich. Am stärksten zulegen konnte indes die Region Nord- und Osteuropa, insbesondere Großbritannien und Finnland. Das durchschnittliche Volumen eines Neuvertrages lag im vierten Quartal bei 9443 Euro und legte damit um neun Prozent zu.
Auch wenn sich die GRENKE-Aktie zuletzt etwas von den Kurstiefs um die 18 Euro aus dem Herbst und von vor dem Jahreswechsel lösen konnte - die Corona-Delle und der Einfluss der Shortseller-Vorwürfe von vor über zwei Jahren ist nach wie vor für die Anleger deutlich zu spüren. Auch im Jahr 2022 war die Bilanz schlecht, der Kurs fiel um über ein Drittel. Vor Ausbruch von Corona im Februar 2020 notierte das Papier noch über der Marke von 100 Euro.
Im Herbst 2020 hatte der Leerverkäufer Viceroy schwere Vorwürfe rund um die Geschäftspraktiken der Firma erhoben. Eine Sonderprüfung der Finanzaufsicht Bafin stellte daraufhin organisatorische Mängel fest. GRENKE erhielt letztlich das volle Testat für seine Bilanzen, ordnete aber in der Folge auch seine Beteiligungen neu und übernahm Franchisegesellschaften, deren Rolle von Anlegern moniert worden war. Ende Dezember schloss GRENKE Kaufverträge über weitere vier von 14 noch zum Kauf ausstehenden Franchisegesellschaften ab. Die restlichen Übernahmen sollen bis Mitte 2023 abgeschlossen werden.
Den Geschäftsbericht mit den finalen Zahlen legt GRENKE am 16. März vor.
GRENKE-Aktie mit volatilem Handelstag
Der Leasingspezialist GRENKE hat am Mittwoch die Nerven seiner Anteilseigner ordentlich strapaziert. Mit einem Sprung bis auf 23 Euro setzte die Aktie zunächst ihre jüngst rasante Erholung zunächst fort und blieb nur knapp unter ihrem Zwischenhoch aus dem November. Doch hier verließ die Anleger der Mut, nach einem Kursplus von gut 17 Prozent seit dem Jahreswechsel setzten einige auf Gewinnmitnahmen. Das Kursplus schrumpfte schnell zusammen - die Aktie rutscht zeitweise um bis zu acht Prozent ab. Letztlich griffen aber doch noch einige Anleger wieder zu und verhalfen der GRENKE-Aktie zum Handelsschluss zum einem Plus von 0,65 Prozent auf 21,56 Euro.
Analysten werteten die Zahlen eher positiv. Sowohl Marius Fuhrberg von Warburg Research als auch die Experten des Analysehauses Pareto Securities empfehlen GRENKE weiter zum Kauf. Ihre Kursziele von 36 beziehungsweise 35 Euro räumen der Aktie noch deutlich Luft nach oben ein. Im vergangenen Jahr hatte sie mehr als ein Drittel an Wert verloren und vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Februar 2020 sogar noch mehr als 100 Euro gekostet.
Mit einem Neugeschäftsvolumen von 2,3 Milliarden Euro erreichte GRENKE 2022 das obere Ende der im Oktober angehobenen Zielspanne. Die Pareto-Experten hoben die starke Entwicklung im Schlussquartal hervor. Zudem übertraf GRENKE auf Jahressicht ihre Erwartung, die mit 2,1 Milliarden Euro am unteren Ende der Zielspanne gelegen hatte. Die Rückkehr des Wachstums sei eine sehr gute Nachricht für GRENKE. Warburg-Analyst Fuhrberg ergänzte, dieses sei deutlicher als von ihm erwartet ausgefallen und das vierte Quartal das stärkste im Jahresverlauf gewesen.
Auch ein Börsenhändler attestierte dem Unternehmen eine Wachstumsbeschleunigung. Allerdings habe sich die Profitabilität verschlechtert, merkte er an. Der Deckungsbeitrag von GRENKE als Maß für den operativen Gewinn hatte 2022 nicht ganz so stark zugelegt wie das Neugeschäftsvolumen, weshalb die entsprechende Marge zurückgegangen war. Verantwortlich dafür waren nicht nur der wieder stärkere Fokus des Unternehmens auf größere Verträge, die nicht so rentabel sind, sondern auch die anziehenden Zinsen. Diese kann GRENKE nur mit Zeitverzug an die eigenen Kunden weitergeben.
Mit einer Stabilisierung der Zinsen sollten indes auch die Margen wieder anziehen, zeigte sich Fuhrberg optimistisch für die Zukunft. Der Ausblick auf 2023, der im Rahmen des für März angekündigten, vollständigen Geschäftszahlen für das vergangene Jahr erwartet wird, sollte nach seiner Einschätzung eine Fortsetzung des Wachstumstrends belegen. Die Pareto-Analysten betonten die attraktive Bewertung der Aktie auf Basis ihrer Gewinnschätzungen für das neue Jahr. Sie trauen GRENKE bis 2027 ein Ergebniswachstum je Aktie von 27 Prozent per annum zu.
BADEN-BADEN/FRANKFURT (dpa-AFX)
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