Zulieferer geben VW Schuld 19.08.2016 18:01:40

Golf-Produktion in Wolfsburger VW-Werk steht für eine Woche still

Für beide Teilehersteller, die ihre Lieferungen laut VW-Angaben vertragswidrig gestoppt haben, liege eine einstweilige Verfügung vor, die aktuell "vollstreckbar" sei. Das teilte das Landgericht Braunschweig am Freitag mit. Die Wirksamkeit der beiden Verfügungen greife bereits.

Daran ändere auch der Umstand nichts, dass in den Fällen teilweise noch Fristen für Stellungnahmen gewährt sind und zudem eine mündliche Verhandlung am 31. August ansteht. Es geht in dem Streit um einen Sitzbezugshersteller und einen Getriebeteilebauer. Ihr Lieferstopp lähmt Europas Branchenprimus derzeit bis hin zum Fabrikstillstand.

Die Fertigung des VW Golf im Wolfsburger Stammwerk steht wegen des Lieferstreits mit einem Teilehersteller mindestens eine Woche still. Von Montag (22.) an bis einschließlich kommende Woche Samstag (27. August) ruht die Arbeit auf den Montagelinien und in anderen Teilen der Golf-Produktion, wie die Deutsche Presse-Agentur von VW-Mitarbeitern erfuhr. Im Werk seien am Freitag entsprechende Schreiben ausgehängt worden.

Der Konzern wolle "bei Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen" Kurzarbeitergeld für die betroffenen Mitarbeiter beantragen. Zuerst müssten aber teilweise Überstunden abgebaut werden.

Den VW-Partnern drohen laut der Mitteilung Ordnungsgelder teils in Höhe von bis zu 250.000 Euro. Diese Strafe greife "für jeden Fall der Zuwiderhandlung gegen die Lieferverpflichtung". In welchen zeitlichen Etappen diese Verpflichtungen bestehen, ging aus der Mitteilung indes nicht hervor. Auch "Ordnungshaft, zu vollziehen am Geschäftsführer der Verfügungsbeklagten" nennt das Gericht als eine mögliche Folge.

Zulieferer wehren sich im Streit mit VW gegen Vorwürfe

Die beiden Zulieferer wehren sich indes gegen die Vorwürfe und geben Volkswagen die Schuld an den Produktionsausfällen. "Für die Krise bei VW und die dadurch entstandene Kurzarbeit sind wir nicht verantwortlich", sagte der Geschäftsführer der ES Automobilguss, Alexander Gerstung, am Freitag einer Mitteilung zufolge.

ES und der Sitzspezialist CarTrim, eine ES-Schwester, verweigern trotz einstweiliger Verfügungen des Landgerichts Braunschweig dem Autobauer die Lieferung von Sitzbezügen und Getriebeteilen. Dennoch sei man an einer Einigung interessiert. "Wir streben nach wie vor eine einvernehmliche Lösung mit VW an und sind offen für entsprechende Vorschläge."

HINTERGRÜNDE WEITER IM DUNKELN

Die genauen Hintergründe des Streits liegen weiter im Dunkeln. Aus Sicht von ES und Car Trim sei die Lage Folge einer frist- und grundlosen Kündigung von Aufträgen seitens VW. Volkswagen habe keinen Ausgleich für die Kündigungen gewährt. Deswegen "sahen sich Car Trim und ES Automobilguss letztlich zum Lieferstopp gezwungen", heißt es in der Mitteilung. Um was für Kündigungen es genau geht, ist offen. Dennoch sei man an einer Einigung interessiert. "Wir streben nach wie vor eine einvernehmliche Lösung mit VW an und sind offen für entsprechende Vorschläge." Auch ein VW-Sprecher sagte, man versuche weiterhin eine gütliche Einigung herbeizuführen. VW erwirkte gegen den Lieferstopp in beiden Fällen einstweilige Verfügungen, die die Firmen zu weiteren Lieferungen verpflichten.

VW musste wegen der ausbleibenden Lieferungen im Werk Emden bereits Kurzarbeit beantragen, insgesamt könnten mehr als 20.000 Beschäftigte in Emden, Wolfsburg, Kassel und Zwickau von Kurzarbeit betroffen sein. Der Konzern verlagere eigene Probleme auf die Zulieferindustrie, sagte Gerstung. "VW zwingt uns zu diesem Vorgehen, um unsere eigenen Mitarbeiter in Niedersachsen und Sachsen zu schützen und letztlich den Fortbestand des Unternehmens zu sichern."/sbr/DP/she

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WOLFSBURG/BRAUNSCHWEIG (dpa-AFX)

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