Weitere Einsparungen drohen 21.08.2014 18:07:00

Gewinn und Umsatz von Lenzing brechen ein

Von Januar bis Juni 2014 sind die Erlöse der Lenzing Gruppe deutlich zurückgegangen, dies teilte der Konzern am Donnerstag adhoc mit. Der konsolidierte Konzernumsatz sank demnach um 9,1 Prozent auf 900 Millionen Euro. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres erlöste der heimische Faserhersteller noch 989,9 Millionen Euro. Dass der Umsatzrückgang so deutlich ausfiel, ist zu mehr als der Hälfte auf Einmaleffekte im Zuge des Verkaufes der Business Unit Plastics gegen Ende des zweiten Quartals 2013 zurückzuführen. Ohne diese Einmaleffekte fiel der Umsatz lediglich um 4,3 Prozent.

Lenzing musste auch beim EBITDA einen kräftigen Einbruch hinnehmen: Das Halbjahres-Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag bei 91,9 Millionen Euro nach 129,1 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2013. Das entspricht einem Rückgang von 28,8 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2013. Noch deutlicher geht das Halbjahres-Betriebsergebnis zurück: Von 73,8 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2013 fiel das EBIT um 56,1 Prozent auf 32,4 Millionen Euro in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres.

Lenzing leidet unter dem Preisdruck auf dem Fasermarkt. Die Faserdurchschnittspreise der Lenzing Gruppe betrugen im ersten Halbjahr des laufenden Jahres 1,54 Euro je Kilogramm. Im ersten Halbjahr 2013 lagen diese noch bei 1,76 Euro je Kilogramm - ein Rückgang von 12,5 Prozent. Die deutlich niedrigeren Faserdurchschnittspreise habe man durch die höheren Faserversandmengen und einen besseren Produktmix nicht ausgleichen können, so das Unternehmen.

Und für Lenzing könnte es noch schlimmer kommen: Angesichts des aktuellen Faserpreisniveaus reichen laut Unternehmen die für das Jahr 2014 ursprünglich geplanten Einsparungen von rund 60 Millionen Euro nicht aus, um insbesondere an den europäischen Standorten langfristig profitabel produzieren zu können. Auch ein weiterer Preisverfall könne bei Man-made Cellulosefasern nicht ausgeschlossen werden, so Lenzing. Der Konzern kündigte in der Mitteilung deshalb weitere Einsparungen an.

"Angesichts des anhaltend schwachen Marktes schärfen wir die bis zum Jahr 2016 angepeilten Kosteneinsparungen von 160 Millionen jährlich nochmals nach und wollen sie zudem früher erreichen", wird Lenzing-Chef Peter Untersperger zitiert. Für 2014 werden nun laut Mitteilung weitere Kosteneinsparungen von bis zu 90 Millionen Euro erwartet. Das ist ein Drittel mehr als ursprünglich berechnet. "Gleichzeitig haben wir die Investitionen angesichts der derzeitigen Marktverwerfungen auf ein Mindestmaß zurückgefahren", ergänzt Lenzing-Finanzvorstand Thomas Riegler. Und Riegler ist es, der dann doch noch mit zumindest einer guten Nachricht aufwarten kann: Die langfristigen Verbindlichkeiten konnten im ersten Halbjahr 2014 um 5,6 Prozent auf 758,1 Millionen Euro reduziert werden. Ende 2013 standen dort noch 803,0 Millionen Euro.


Alles ist möglich: Alle Standorte auf dem Prüfstand Lenzing-Chef Peter Untersperger schließt grundsätzlich nichts aus, sagte er am Donnerstag beim Halbjahrespressegespräch auf die Frage nach einem weiteren Personalabbau oder Standortschließungen. Alle Standorte stünden auf dem Prüfstand und in Zukunft werde man sich noch genauer ansehen, ob natürliche Abgänge nachbesetzt werden oder nicht. In Österreich sei man bisher aber ohne Kündigungen ausgekommen, betonte Untersperger. Zudem sei ein Sozialplan ausgearbeitet worden. Das alles gilt freilich nicht für das Personal in Asien.

Eine Konsequenz des Sparprogramms ist auch, dass die ohnehin schon zurückgefahrenen Investitionen weiter gedrosselt werden sollen. Nahm Lenzing im Halbjahr 2013 noch 134,4 Millionen Euro in die Hand, so waren es von Jänner bis Juni 2014 nur noch 64,2 Millionen Euro. Künftig sollen Investitionen auf ein "Mindestmaß" reduziert werden, so Riegler.

Erst kürzlich hat der börsennotierte Konzern aber eine neue Faser-Anlage in Lenzing Oberösterreich hochgefahren. Lenzing hat dafür in den vergangenen zwei Jahren 150 Millionen Euro investiert und 140 Jobs geschaffen. "Wir wollen auch nicht nur durch Kostensparungen aus der Krise", meinte Riegler. Obwohl die Anlage noch gar nicht ganz hochgefahren sei, sei man im dritten Quartal schon "sehr gut ausverkauft", sagte Untersperger.

Im Mai kündigte Untersperger an, Lenzing werde "im Rahmen einer strategischen Neuausrichtung auch Entscheidungen treffen müssen, welche Produkte wir an welchen Standorten langfristig mit der höchsten Qualität und zu optimalen Kosten herstellen können. Dabei wird es keine Tabus geben". Details dazu verriet der Vorstand heute nicht. "Wir wollen die Einsparungen schneller erledigen und wir wollen keine Verluste schreiben", meinte Untersperger.


Von Markus Gentner mit Material von APA

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