Gegenwind 15.06.2022 14:37:00

Getinge-Aktie mit zweistelligem Minus: Mehrere Belastungsfaktoren für Getinge

Getinge-Aktie mit zweistelligem Minus: Mehrere Belastungsfaktoren für Getinge

Getinge-Papiere brachen in Stockholm um bis zu 18,5 Prozent ein auf das tiefste Niveau seit Anfang 2021. Erst nahe der Marke von 200 Kronen fing sich der Kurs etwas, zuletzt büßen die Titel aber immer noch 17,04 Prozent auf 207,40 Kronen ein.

Davon beeinträchtigt wurden auch viele deutsche Medizintechnik-Werte: Während sich der Gesamtmarkt etwas von seinem jüngsten Kursrutsch erholt, verlieren Drägerwerk zeitweise 0,85 Prozent auf 46,45 Euro. Im DAX büßten auch Siemens Healthineers 0,15 Prozent auf 109,06 Euro ein und Carl Zeiss Meditec sinken im MDAX um 1,46 Prozent auf 111,10 Euro. Eine mögliche Erholung der ganzen Gesundheitsbranche wurde gehemmt: Der europäische Branchenindex STOXX EU600 Health Care verblieb auf dem gedrückten Vortagsniveau und nahe an seinem Tief seit März.

Börsianer verwiesen vor allem im Falle von Drägerwerk darauf, dass das Unternehmen mit Getinge im Wettbewerb stehe. Das schwedische Unternehmen spüre derzeit von mehreren Seiten Gegenwind, betonte einer. Einerseits verlaufe die Grippe-Saison bislang milde, was die Nachfrage nach Herz-Lungen-Maschinen (ECMO) dämpfe, die zu Beginn der Corona-Krise eine Sonderkonjunktur erlebt hatten. Solche Geräte werden auch von Drägerwerk hergestellt.

Außerdem hieß es, dass die Produktion von Corona-Impfstoffen rapide sinke, wofür Getinge ebenfalls Produkte zuliefere. Zusätzlich machten den Schweden die China-Lockdowns, der Ukraine-Krieg und verstärkte Lieferketten-Störungen Probleme. JPMorgan-Analyst Craig McDowell reagierte prompt mit einer Abstufung auf "Neutral" auf die nur noch stabil erwarteten Umsätze für das Gesamtjahr.

McDowell gestand ein, nach schon verfehlten Erwartungen im ersten Quartal auf die falsche Fährte gelockt worden zu sein von einem damals noch bestätigten Ausblick. Er reagierte wie auch andere Analysten besorgt, weil die Gefahr einer weiteren Zielsenkung im Jahresverlauf gegeben sei. Auch sein Kollege Oliver Reinberg von Kepler Cheuvreux hält den neuen Ausblick der Schweden für nicht ungefährdet. 2022 hänge noch stärker als sonst vom späteren Jahresverlauf ab, so der Experte.

Wie McDowell weiter fortfuhr, kommt das Geschäft mit ECMO-Geräten als hauptsächliche negative Begründung doch recht überraschend. Es sei erstaunlich, dass davon im April noch nicht die Rede war - einem Zeitpunkt, zu dem die Grippe-Saison auf der nördlichen Halbkugel schon vorüber gewesen sei. Der Kepler-Experte Reinberg betonte derweil, ganz überrascht sei er nicht von den Zielsenkungen, diese seien aber früher gekommen als von ihm gedacht.

/tih/ag/jha/

FRANKFURT (dpa-AFX)

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