08.07.2013 15:29:32
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GESAMT-ROUNDUP: Konjunkturschwäche im Euroraum bremst deutsche Wirtschaft aus
Deutschlands Exporteure müssen nach einem robusten Start ins zweite Quartal einen Rückschlag einstecken. Die Ausfuhren sanken im Mai 2013 zum Vormonat um 2,4 Prozent, wie die Statistiker mitteilten. Das ist der größte monatliche Rückgang seit Dezember 2011 (minus 2,9 Prozent). Im Jahresvergleich gab es mit Minus 4,8 Prozent den tiefsten Einbruch der Exporte seit Dezember 2012 (minus 6,9 Prozent).
EURO-KRISE DÄMPFT NACHFRAGE NACH DEUTSCHEN GÜTERN
Die anhaltende Verunsicherung auf den Weltmärkten schlage sich im deutschen Außenhandel nieder, erklärte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner: "Der europäische Binnenmarkt als wichtigster Absatzmarkt Deutschlands schwächelt auch weiterhin. Gleichzeitig vermögen Länder wie China derzeit nicht, diesen Trend zu kompensieren."
Besonders stark gingen die deutschen Ausfuhren in Länder der von Schuldenkrise und Rezession gebeutelten Eurozone zurück: Ihr Gesamtwert verringerte sich im Vergleich zum Mai 2012 um 9,6 Prozent auf 32,3 Milliarden Euro. Insgesamt lieferten deutsche Firmen in diesem Mai Waren im Gesamtwert von 88,2 Milliarden Euro ins Ausland. Die Importe stiegen binnen Monatsfrist um 1,7 Prozent, lagen jedoch um 2,6 Prozent unter dem Wert von Mai 2012. Die Außenhandelsbilanz - die Differenz zwischen Ein- und Ausfuhren - wies kalender- und saisonbereinigt 14,1 Milliarden Euro Überschuss auf.
INDUSTRIEPRODUKTION ERLEIDET ÜBERRASCHEND STARKEN RÜCKSETZER
Noch im April hatten Deutschlands Exporteure nach einem durchwachsenen Jahresbeginn Hoffnung geschöpft: Die Ausfuhren hatten sich in dem Monat im Vergleich zum März um revidierte 1,4 (zunächst 1,9 Prozent) erhöht, binnen Jahresfrist hatte es ein Plus von korrigiert 8,3 (8,5) Prozent gegeben.Die deutschen Industrieunternehmen haben nach zwei starken Monaten ebenfalls einen Rücksetzer hinnehmen müssen. Im Mai sank die Gesamtproduktion des Verarbeitenden Gewerbes zum Vormonat um 1,0 Prozent, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Montag in Berlin mitteilte. Es ist der erste Rückgang seit Januar. Das Minus fiel doppelt so stark aus wie erwartet. Der bereits deutliche Anstieg vom April wurde auf 2,0 (zunächst 1,8) Prozent nach oben gesetzt. Im Jahresvergleich sank die Produktion im Mai um 1,0 Prozent, nach plus 0,9 (1,0) Prozent im April.
POSTBANK ERWARTET DEUTLICHEN ANSTIEG IM ZWEITEN QUARTAL
Der Produktionsrückgang erstreckte sich im Mai über alle Sektoren - Industrie, Bau und Energie. Im Industriebereich nahm die Herstellung von Investitionsgütern mit 2,3 Prozent am stärksten ab. Im Zweimonatsvergleich (April/Mai gegenüber Februar/März) stieg die gesamte Erzeugung um 2,0 Prozent. Im Jahresvergleich sank sie in dieser Abgrenzung jedoch um 0,1 Prozent.
Die Postbank sieht in dem überraschend starken Rückgang der deutschen Industrieproduktion allerdings kein größeres Problem für die weitere konjunkturelle Entwicklung. Es sei absehbar gewesen, dass das "atemberaubende Tempo" der vorangegangenen drei Monate nicht zu halten sei, heißt es in einer Analyse.
BERENBERG: AUSSICHTEN FÜR EXPORTEURE KÖNNTEN SICH IN DER 2. JAHRESHÄLFTE AUFHELLEN
Zwar könnten die nachlassenden Aufträge in den folgenden Monaten noch zu weiteren Rückgängen der Produktion führen. Im Quartalsvergleich zeichne sich im zweiten Quartal aber ein deutlicher Anstieg der Produktion ab, schreiben die Postbank-Experten. Sie gehen nach wie vor davon aus, dass die deutsche Wirtschaft stärker an Fahrt gewinnt.
Experte Christian Schulz von der Berenberg Bank rechnet auch für den deutschen Außenhandel wieder mit besseren Zeiten: Angesichts der zunehmenden Nachfrage aus den USA und dem allmählichen Ende der Rezession im Euroraum "könnten sich die Aussichten für Deutschlands Exporteure in der zweiten Jahreshälfte aufhellen", heißt es in einem Kommentar.
EXPORTEURE KÖNNTEN VON FREIHANDELSABKOMMEN PROFITIEREN
Der BGA hofft indessen darauf, dass ein Freihandelsabkommen mit den USA dem schwächelnden Export neue Impulse verschaffen kann. Von Montag an verhandeln Vertreter der Europäischen Union und der USA über eine gemeinsame Freihandelszone.
Im laufenden Jahr jedoch dürfte nach Einschätzung von Ökonomen weniger der Außenhandel als vielmehr der robuste private Konsum das deutsche Wirtschaftswachstum stützen. Nach Zahlen des Bundesamtes lagen die Exporte von Januar bis Ende Mai 2013 mit 454,3 Milliarden Euro um 0,3 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Bundesbank erwartet in ihrer jüngsten Prognose von Anfang Juni, dass der Außenhandel das Wachstum in Deutschland erst 2014 wieder kräftig antreiben wird.
VDMA HAT PROGNOSE GESENKT
In der vergangenen Woche hatten Deutschlands Maschinen- und Anlagenbauer ihre Prognose für das laufende Jahr deutlich gesenkt: Der Verband VDMA erwartet nun, dass die Branche nicht zwei Prozent mehr, sondern ein Prozent weniger produzieren wird als 2012./hbr/ben/jkr/he
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