13.06.2014 15:45:47

GESAMT-ROUNDUP: Inflation niedrig wie lange nicht - Irak-Kämpfe treiben Ölpreis

WIESBADEN (dpa-AFX) - Sinkende Energiepreise haben die Inflation in Deutschland auf den niedrigsten Wert seit fast vier Jahren gedrückt. Insgesamt ging die jährliche Teuerungsrate im Mai überraschend deutlich auf 0,9 Prozent zurück - nachdem sie im Ostermonat April auf 1,3 Prozent angezogen hatte. Die Verbraucherpreise stiegen so schwach wie seit Juni 2010 nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag mitteilte. Von April auf Mai 2014 sanken die Preise um 0,1 Prozent. Mit diesen Zahlen bestätigte die Behörde vorläufige Angaben.

Aus Sicht von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) ist Energie aber weiterhin zu teuer: "Wir haben etwa doppelt so hohe Energiepreise, wie wir sie in den Vereinigten Staaten haben", sagte Gabriel vor einem Treffen der EU-Energieminister am Freitag in Luxemburg. Dies liege "sehr stark" an Steuern und Abgaben. Auch mit Blick auf den Wettbewerber USA forderte Gabriel eine Stärkung des europäischen Binnenmarkts für Energie: "Dieser Binnenmarkt ist sozusagen das wichtigste Instrument zur Verbesserung von Wettbewerb und damit für sinkende Preise."

Kurzfristig bewegen sich aber zumindest die Ölpreise in eine andere Richtung. Nach dem starken Preissprung vom Vortag legten die Notierungen wegen der schweren Kämpfe im wichtigen Förderland Irak am Freitag erneut leicht zu. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli erreichte zeitweise mit 114,69 Dollar den höchsten Stand seit neun Monaten.

Im Mai lag der Auftrieb der Verbraucherpreise in Deutschland zwar deutlich über der Inflationsrate für den gesamten Euroraum, die 0,5 Prozent betrug. Er ist aber weit entfernt vom Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB sieht Preisstabilität bei einer Rate von knapp unter 2,0 Prozent gewahrt.

Die Notenbank hatte Anfang Juni mit einem historischen Notfallpaket auf die Mini-Inflation reagiert: Der extrem niedrige Leitzins wurde nochmals gesenkt auf jetzt 0,15 Prozent. Außerdem müssen Banken nun 0,10 Prozent Strafzinsen auf Geld zahlen, das sie bei der EZB parken. Das soll die Institute dazu bringen, mehr Kredite an Unternehmen und Verbraucher zu vergeben und so die Konjunktur anzukurbeln. Das würde in der Regel auch den Preisauftrieb stärken.

In ihrem jüngsten Monatsbericht betont die EZB, sie sehe trotz der extrem niedrigen Inflation weiterhin nicht die Gefahr einer Deflation im Euroraum - also einem Preisverfall auf breiter Front, der dazu führen könnte, dass Verbraucher und Unternehmen Investitionen aufschieben, weil sie weiter sinkende Preise erwarten. Die Hälfte des Rückgangs der Gesamtinflation im Euroraum seit Ende 2011 ist nach Angaben der EZB auf die Entwicklung der Energiepreise zurückzuführen.

Die Entwicklung in Deutschland bestätigt das: Wie in den Vormonaten dämpfte die Preisentwicklung bei Energie die Gesamtteuerung. Würde man die Energiepreise herausrechnen, hätte die Teuerungsrate im Mai nach Angaben der Statistiker bei 1,1 Prozent gelegen. Insgesamt lagen die Energiepreise im vergangenen Monat um 0,8 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor. Autofahrer durften sich über günstigere Spritpreise freuen, Hausbesitzer und Mieter über sinkende Heizölpreise.

Zudem schwächte sich der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln deutlich ab: Zwar mussten Verbraucher in Deutschland im Mai für Nahrungsmittel 0,5 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor. Der Preisanstieg in dieser Warengruppe lag aber erstmals seit drei Jahren unter der Gesamtteuerung./ben/hqs/DP/jkr

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!