Teures Vergnügen |
17.05.2017 17:38:41
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Geplatzte Fusion kostet Deutsche Börse fast 77 Millionen Euro
Den dicksten Batzen der im Zuge des Übernahmeversuchs geleisteten Zahlungen bekamen laut Kengeter die Rechtsanwälte der Kanzlei Linklaters mit 33,4 Millionen Euro. Die Beratungsgesellschaften Compass Lexecon und McKinsey durften sich über 9,5 Millionen beziehungsweise 5,9 Millionen Euro freuen. Sie hatten die Deutsche Börse beim Kartellverfahren beziehungsweise bei der Integrationsvorbereitung unterstützt. Die Investmentbank Perella Weinberg erhielt 4,9 Millionen Euro und die Kommunikationsberatung Hering Schuppener 2,8 Millionen Euro. Kengeter verteidigte die Ausgaben: Es seien "marktübliche Stundensätze" bei den Kanzleien abgerechnet worden.
Mit Joschka Fischer war auch eine prominente politische Figur eingespannt. Er habe über seine eigene Beratungsfirma in den vergangenen zwei Jahren "weniger als 150 000 Euro" als Honorar erhalten. "Er wurde beauftragt, die Gruppe Deutsche Börse bei der Analyse der politischen Situation in Europa nach dem Brexit-Votum zu beraten", sagte Kengeter.
Trotz des geplatzten Deals gaben die Aktionäre Kengeter am Mittwoch eine zweite Chance und stimmten mit 83,92 Prozent der Stimmen für seine Entlastung. Aufsichtsratschef Joachim Faber wurde unterdessen mit 86,95 Prozent der Stimmen entlastet. Die anderen Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder bekamen ähnliche Werte. Die Entlastung hat vor allem eine symbolische Bedeutung.
Die Deutsche Börse hatte mit der Londoner Börse einen internationalen Branchenriesen schmieden wollen. Die Entscheidung der Briten, aus der Europäischen Union auszutreten, erschwerte das Vorhaben jedoch. Vor allem die Frage nach dem Sitz der gemeinsamen Holding war ein Streitpunkt. Am Ende wollte die London Stock Exchange (London Stock Exchange (LSE)) eine Auflage der europäischen Wettbewerbshüter nicht erfüllen, woraufhin die EU-Kommission die Fusion untersagte.
"Wir sind der Auffassung, dass unseren Beratern weder Versäumnisse noch Fehlleistungen vorzuhalten sind", sagte Kengeter. Sie hätten "hervorragende Arbeit" geleistet. Aktionäre hatten moniert, dass das Risiko des Brexit bei den Fusionsverhandlungen unterschätzt worden sei.
Aufsichtsratschef Faber stellte sich ausdrücklich hinter Kengeter und verteidigte die Entscheidung, den früheren Investmentbanker vor zwei Jahren zum Börsenchef gemacht zu haben. Es sei dabei nicht um die Erfahrung bei Firmenfusionen gegangen - wie dies "häufiger gesagt worden ist". Es sei darum gegangen, einen Vorstandsvorsitzenden zu finden, der tiefe Erfahrung im internationalen Kapitalmarkt vorweisen konnte - "nämlich da, wo unsere Kunden tätig sind". Auch habe der neue Vorstandschef ausreichende Führungserfahrung mitbringen müssen.
"Und als letztes hatten wir ein Kriterium, was sich dann als relativ schwierig herausstellte", sagte Faber. "Wir wollten, dass dieser Kandidat entweder einen deutschen Pass hat oder zumindest der deutschen Sprache mächtig ist." Der Aufsichtsrat habe dabei an die Interessen der Region Rhein-Main und des Finanzplatzes Deutschland gedacht. "Da gibt es nicht sehr viele Kandidaten auf der Welt", führte Faber aus. Mit Kengeter sei jemand gefunden worden, "den ich wirklich aus diesen Gründen als ein Ausnahmetalent bezeichnen kann".
Der Großteil der Kosten für die Fusion war bereits im vergangenen Jahr angefallen und zwar 66 Millionen Euro. Bei einem erfolgreichen Abschluss hätte sich die Rechnung auf insgesamt 150 Millionen Euro belaufen, hatte Finanzchef Gregor Pottmeyer zu Jahresbeginn geschätzt. Denn dann hätten die beteiligten Banken Erfolgshonorare erhalten. Die Deutsche Börse will nun über eine Ausweitung ihrer Geschäfte und kleinere Übernahmen wachsen./das/ben/tos/men
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