General Motors (GM) zieht personelle Konsequenzen aus dem für mehrere Menschen tödlichen Zündschloss-Skandal.
Zwei Ingenieure seien beurlaubt worden, erklärte Konzernchefin Mary Barra am Donnerstag auf einer Mitarbeiterversammlung. "Das ist ein Zwischenschritt bei der Suche nach der Wahrheit", sagte sie dort laut einer Firmenmitteilung. "Es war eine schwere Entscheidung, aber ich denke, es ist das Beste für
GM."
Der Opel-Mutterkonzern ruft weltweit 2,6 Millionen Autos aus den Jahren 2003 bis 2011 zurück, weil Zündschlösser zu schwach ausgelegt sind. Die Schlüssel können deshalb bei voller Fahrt in die "Aus"-Position zurückspringen. Das schaltet nicht nur den Motor, sondern auch Servolenkung, Airbags und Bremskraftverstärker ab. Der Hersteller selbst bringt 13 Unfalltote mit dem Defekt in Verbindung, US-Verbraucherschützer kommen auf weit höhere Zahlen.
Es laufen zahlreiche Klagen gegen den Konzern von Unfallopfern und Autobesitzern, die den Wert ihrer Wagen geschmälert sehen. Auch die Behörden ermitteln. Barra musste gleich zweimal vor Ausschüssen des US-Kongresses auftreten, konnte dabei jedoch nur wenig zur Aufklärung beitragen. Die Firmenveteranin steht erst seit Jahresanfang an der GM-Spitze.
Große Rückrufaktionen der Automobilhersteller
General Motors
Der US-amerikanische Großkonzern General Motors musste 1,6 Millionen Fahrzeuge älteren Herstellungsjahres zurückrufen. Es bestehe die Möglichkeit, dass der Zündschlüssel während der Fahrt in die Aus-Position springt. Das hat verheerende Konsequenzen: Servolenkung, Airbags und Bremskraftverstärker wären in diesem Fall nicht mehr voll funktionstüchtig, bzw. fallen komplett aus. Betroffen sind in den USA PKWs der Marken Chevrolet, Pontiac und Saturn aus dem Herstellungszeitraum 2003 bis 2007. Auch in Deutschland wurden 1.200 Opel GT aus diesem Grund in die Werkstätten gerufen.
Toyota
Im April 2014 musste Toyota über sechs Millionen Fahrzeuge zurückrufen, 27 Modelle des japanischen Herstellers waren betroffen. Durch defekte Bauteile waren Probleme an den Sitzschienen und einem Befestigungspunkt der Lenksäule mlögich, auch ein ein Bruch im Fahrzeugkabelbaum sei nicht auszuschließen.
Auch im Jahr 2010 machte der japanische Automobilkonzern Schlagzeilen. Es mussten circa 5 Millionen Fahrzeuge aufgrund sich verklemmender Gaspedalen in die Werkstätten zurückgerufen werden.
Mitte Oktober 2013 gab es eine erneute Rückrufaktion: 900.000 Wagen der Modellreihen Camry, Camry Hybrid, Avalon, Avalon Hybrid und Venza aus den Baujahren 2012 und 2013 waren betroffen. Die Klimaanlage der Fahrzeuge verlor Wasser, welches Einfluss auf die Airbags und die Servolenkung haben konnte.
Fiat
2011 wurden in Deutschland fast 14.000 Fahrzeuge der Marke Fiat zurückgerufen. Betroffen waren die Modelle Punto Evo und Grande Punto aus dem Produktionszeitraum von Juli 2009 bis Februar 2010. Bei einem ABS-Kabel bestand die Möglichkeit, dass dieses falsch verlegt sei und somit einen Kurzschluss verursachen könne.
Im September 2013 waren dann auch die Edelmarken des Konzerns von einem anderen Problem betroffen. Bei den Maserati Quattroporte und Gran Turismo sowie beim Alfa Romeo 8C Competizione war die Beschichtung der hinteren Spurstange falsch aufgetragen. Folge: Hohe Anfälligkeit für Rost, im schlimmsten Fall könnte die Spurstange brechen.
BMW
Im März 2012 gab BMW einen Rückruf über 1,3 Millionen Fahrzeuge weltweit bekannt. Hiervon betroffen waren die Modelle der 5er und 6er Reihe aus dem Produktionszeitraum von 2003 bis 2010 des Münchner Herstellers. Die Abdeckung eines Batteriekabels könnte falsch montiert sein und dadurch Verschmorungen und Brände auslösen. In Deutschland waren 290.000 PKWs betroffen.
Im April 2014 traf es dann Wagen mit 6-Zylinder-Motoren. Hier könne eine Schraube brechen und in seltenen Fällen den Motor beschädigen. Weltweit wurden 489.000 Fahrzeuge in die Werkstätten gerufen.
Hyundai-Kia
Der Hyundai-Kia-Konzern hatte ebenfalls schon mit Rückrufaktionen zu kämpfen. Durch einen Defekt bestand die Möglichkeit, dass die Bremslichter der Hyundai-Modelle Accent, Tucson, Santa Fe und ix55 entweder ausfielen oder dauerhaft weiterleuchteten. Aufgrund dessen wurden fast 22.300 PKWs zur Überprüfung gebeten.
Auch bei Kia trat dieses Problem bei den Modellreihen Soul, Sorento, Sportage, Optima, Carens und Carnival auf. In Deutschland wurden darum ca. 20.000 Wagen zurückgerufen.
Volkswagen
Auch der deutsche Traditionshersteller Volkswagen blieb nicht verschont. Im November 2013 mussten insgesamt 2,6 Millionen Fahrzeuge zurück in die Werkstatt. Darunter auch 800.000 Tiguan, bei welchen der Ausfall der Fahrzeugbeleuchtung befürchtet wurde.
Im Februar 2014 wurde bekannt, dass VW vom Modell Caddy insgesamt 589.000 Wagen zurückruft. Betroffen hiervon war die dritte Generation mit dem Produktionszeitraum seit 2003. Bolzen an der Heckklappe konnten eine Vorschädigung aufweisen und darum sei nicht gewährleistet, dass die Heckklappe des Caddys nicht plötzlich zufällt.
"GM muss eine Firmenkultur entwickeln, in der Sicherheit und Qualität ganz oben stehen", sagte Barra jetzt. "GM-Mitarbeiter sollten Sicherheitsbedenken rasch und mit Nachdruck ansprechen und dafür auch belohnt werden." GM hatte gegenüber der US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA eingeräumt, dass es schon in der Autoentwicklung Probleme mit den Zündschlössern gegeben habe. Auch später gab es demnach Hinweise auf einen technischen Mangel, was jedoch nie zu einem Rückruf führte.
Erst nachdem Barra die Konzernführung übernahm, kam der Fall ins Rollen. GM weitete den Zündschloss-Rückruf zweimal aus. Barra ernannte einen eigenen Beauftragten für die Fahrzeugsicherheit und verpflichtete zudem Staranwalt Anton Valukas, die Gründe für den späten Rückruf zu untersuchen. Die Beurlaubungen der beiden Ingenieure gehen nach Firmenangaben auf erste Ergebnisse von Valukas zurück.
Der Fall GM erinnert an Toyota. Der japanische Weltmarktführer hatte 2009/2010 mit rutschenden Fußmatten und klemmenden Gaspedalen zu kämpfen und musste sich ebenfalls anhören, nötige Rückrufe verschleppt zu haben. General Motors beorderte vorsichtshalber weitere Modelle wegen diverser anderer Defekte in die Werkstätten. Weltweit müssen nun insgesamt 6,3 Millionen Wagen repariert werden, was nach Firmenschätzungen 750 Millionen Dollar (540 Mio Euro) kostet. In Deutschland sind von den defekten Zündschlössern ein paar Tausend Roadster vom Typ Opel GT betroffen./das/DP/she
DETROIT (dpa-AFX)