Anspruchsvolle Ziele 22.01.2016 15:11:49

Fresenius setzt sich anspruchsvolle Wachstumsziele

"Wir werden uns auch für 2016 und die nächsten Jahre wieder anspruchsvolle Wachstumsziele setzen", kündigte Vorstandschef Ulf. M. Schneider im Gespräch mit Dow Jones Newswires an. Der Manager setzt dabei neben Wachstum aus eigener Kraft auch auf gezielte Zukäufe. "Wir sind mit viel Schwung ins neue Jahr gestartet und sehen in allen vier Geschäftsbereichen außerordentlich gute Entwicklungen", sagte Schneider weiter.

   "Wir müssen uns nicht neu erfinden, denn wir sehen für den weiteren Ausbau unserer vier Geschäftsbereiche auch in 2016 gute Chancen. Die gehen wir jetzt energisch an", erklärte der Manager.

2016 Weniger Rückenwind von der Währungsfront

Mit einem ähnlich starken Rückenwind von der Währungsseite wie 2015 rechnet Schneider in diesem Jahr allerdings nicht. "Es ist eher unwahrscheinlich, dass sich ein ähnlich starker positiver Dollarbeitrag in diesem Jahr wiederholt", sagte er. Die Währungsgewinne seien 2015 aber sowieso nur das Sahnehäubchen des ausgesprochen guten Ergebnisses. Im Neunmonatszeitraum 2015 hatte Fresenius das Konzernergebnis um 31 Prozent auf gut 1 Milliarde Euro verbessert, währungsbereinigt lag der Anstieg noch bei 19 Prozent. Im Gesamtjahr hat der Konzern auf währungsbereinigter Basis eine Zunahme um 20 bis 22 Prozent in Aussicht gestellt. Die Jahreszahlen werden am 24. Februar veröffentlicht.

   Positiv stimmt Schneider auch die Entwicklung beim Dialysekonzern FMC, der in diesem Jahr die Früchte seiner Sparanstrengungen ernten will. Bis Ende 2016 will FMC Einsparungen von jährlich 300 Millionen US-Dollar erzielen. Zudem geht Schneider für dieses Jahr von stabilen Erstattungsraten für staatlich versicherte Patienten im Kernmarkt von FMC in den USA aus. 2016 soll das Konzernergebnis nach Minderheiten bei FMC um 15 bis 20 Prozent steigen.

   Eine Finanzprognose für 2016 und neue mittelfristige Ziele wird Schneider Ende Februar mit der Veröffentlichung der Jahreszahlen 2015 ankündigen. Die Jahresprognose 2016, die der Konzern stets wechselkursbereinigt abgibt, dürfte nach Einschätzung von Analysten zu Jahresbeginn eher vorsichtig ausfallen. Denn noch ist unsicher, in welchem Umfang Fresenius auch 2016 im Geschäft mit flüssigen Generika in Nordamerika erneut von Lieferengpässen bei Wettbewerbern profitieren kann. Derzeit sieht es für den Bad Homburger Konzern aber gut aus. "Die Knappheit dauert derzeit an. Heute stehen nach wie vor 22 Präparate, die Fresenius Kabi anbietet, auf der Drug-shortage-Webseite der FDA", sagte Schneider. Diese Zahl sei seit Beginn des letzten Jahres stabil geblieben.

Lieferengpässe in den USA sind schwer zu prognostizieren

"Sollten die Lieferengpässe weiter andauern, werden wir auch 2016 davon profitieren", meinte er. In diesem Falle könnte Fresenius mit einem entsprechend höheren Ergebnisbeitrag rechnen. Wie sich die Knappheit im Jahresverlauf entwickeln wird, weiß das Fresenius-Management zu Beginn des Jahres indes nicht. Die Situation bei anderen Herstellern wird von der FDA vertraulich behandelt. Um sich über die Lage zu informieren, ist Fresenius auf öffentliche Mitteilungen entweder der FDA oder der anderen Hersteller angewiesen. Die Herstellung von Infusionslösungen ist technisch anspruchsvoll und wird von den Behörden in den USA streng kontrolliert. Beanstandungen führen immer wieder zu Produktionsausfällen bei vielen US-Wettbewerben.

   "Zu Jahresbeginn lassen wir kaufmännische Vorsicht walten, weil wir nicht vorhersehen können, wie lange die Knappheitssituation anhält", sagte er. Sollte sich ein günstigeres Bild ergeben, werde Fresenius die Prognose im Laufe des Jahres nach oben anpassen.

   Doch die Entwicklung bei Kabi in den USA hängt nicht allein von Lieferproblemen der Konkurrenz ab, sondern auch zum großen Teil von neuen Produkten, die Kabi am Markt einführt. Schneider ist hier sehr zuversichtlich für das laufende Jahr. "Im vergangen Jahr konnten wir insgesamt 8 neue Präparate zum großen Teil früher als erwartet auf den Markt bringen", sagte der Manager. "Wir erwarten 2016 und auch 2017 erneut zahlreiche weitere Produkteinführungen."

Schwellenländer sorgen für Wachstum

Wachstumschancen sieht Schneider bei Kabi auch in den Schwellenländern. Die Erlöse des Geschäftsbereichs, der neben flüssigen Generika, schwerpunktmäßig klinische Ernährung und Infusionslösungen herstellt, verteilen sich zu je einem Drittel auf Nordamerika, Europa und die Schwellenländer.

   In den Schwellenländern steige die Nachfrage trotz Wachstumsschwierigkeiten einiger Volkswirtschaften ungebrochen, sagte Schneider. Regierungen wie etwa in China oder Indonesien hätten langfristige Pläne verabschiedet zur besseren Gesundheitsversorgung ihrer Bevölkerung. Fresenius ist ein wichtiger Spieler im Geschäft mit flüssigen Generika und klinischer Ernährung und hat sich mittlerweile beachtliche Marktpositionen erkämpft. Bei flüssigen Generika gehört Kabi zu den weltweit führenden Unternehmen, in Amerika liegen die Bad Homburger sogar auf Platz 2 hinter Marktführer Hospira, der 2015 von dem US-Pharmakonzern Pfizer übernommen wurde. Auch bei klinischer Ernährung gehört Fresenius mit Kabi zur Weltspitze.

   Die Kliniktochter Helios, die vor 2 Jahren mit dem Zukauf von 40 Krankenhäusern von Rhön-Klinikum deutlich gestärkt wurde, ist der größte private Krankenhausbetreiber in Deutschland. Hier denkt Fresenius inzwischen auch über eine Expansion ins Ausland nach und hat bereits eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich mit dem Thema beschäftigt. Schnelle Entscheidungen seien hier aber nicht zu erwarten, sagte Schneider. Dabei will Fresenius die Auslandserfahrung der anderen Geschäftsbereiche nutzen, wie Schneider sagte. Wann und wo ein Zukauf erfolgen könnte, ließ Schneider offen.

   Nicht interessiert ist Schneider am Markteintritt in den USA. Dort sei das Krankenhauswesen in privater Hand bereits weitgehend konsolidiert meinte er. Auch Frankreich steht nicht auf der Liste von Schneider. Dort sei die Erstattungslage zu unsicher.

Großakquisitionen bleiben im Blickfeld

Große Übernahmen wie zuletzt die Rhön-Kliniken schloss Schneider für die Zukunft nicht aus. "Es gibt auch größere Akquisitionsziele für uns in der Welt und zu gegebener Zeit werden wir die auch wieder verfolgen", meinte er. Derzeit will er aber nach wie vor diszipliniert bleiben, wenn es um große Zukäufe geht. "Wir erleben derzeit eine Phase sehr hoher Bewertungen, speziell im Gesundheitsbereich. Solche Bewertungsblasen dauern selten Jahre. Wir haben da Geduld", meinte er. Den Ehrgeiz habe Fresenius aber nicht verloren. "Der Löwe frisst immer noch Fleisch, wir werden nicht zum Vegetarier", meint er.

   Unterhalb dieser spektakulären und Schlagzeilen-trächtigen Deals sieht Fresenius weiterhin Kaufgelegenheiten in allen vier Geschäftsbereichen zu vernünftigen Bewertungen. Das seien eher kleinere und mittlere Deals, häufig von Privateigentümern, die nicht über Auktionen verkauften, sagte Schneider.

Fresenius hat hohen Verschuldungsspielraum

An den finanziellen Mitteln auch für einen großen Zukauf mangelt es Fresenius nicht. "Wir haben heute in Eurobeträgen größere Verschuldungsspielräume als in der Vergangenheit und könnten sehr leicht auch große Zukäufe aus dem Chash-Flow und zusätzlicher Verschuldung stemmen", sagte Schneider. Kein Aktionär müsse daher fürchten, dass das Unternehmen kurz- oder mittelfristig neue Aktien für Akquisitionen ausgeben müsse.

   Ende des dritten Quartals lag das Verhältnis von Nettofinanzschulden zu EBITDA währungsbereinigt bei 2,9. "Unser historischer Höchststand lag bei 3,7, als wir mitten in der Wirtschaftskrise im September 2008 das Pharmaunternehmen APP in den USA erworben haben", sagte er. "Unser EBITDA ist inzwischen auf etwa 4 Milliarden Euro gestiegen". Hinzu käme dann noch das EBITDA der zu erwerbenden Firma. "Im Ganzen könnten wir eine Verschuldung in Höhe mehrerer Milliarden Euro stemmen", erklärte Schneider.

   Zudem sehe Fresenius 3,7 nicht als harte Obergrenze an. "Würde der Verschuldungsgrad zeitweise auf 4,0 ansteigen, wäre das kein Problem. Wir haben in der Vergangenheit stets gezeigt, dass wir den Verschuldungsgrad nach einer großen Übernahme schnell wieder in unseren Zielkorridor von 2,5 bis 3,0 zurückführen können", sagte Schneider.

   FRANKFURT (Dow Jones)

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