24.04.2016 18:45:39

Fortschritte bei NC-Studienplatzvergabe nur im Schneckentempo

BERLIN (dpa-AFX) - Das seit Jahren kriselnde Verteilungssystem für die begehrten Studienplätze mit Numerus-Clausus-Schranke macht nur langsam Fortschritte und wird wohl noch bis 2018 unzureichend funktionieren. Dies geht aus einer aktuellen Antwort des Bundesbildungsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt.

Zum gerade angelaufenen Sommersemester waren dem "Dialogorientierten Vergabeverfahren" (DoSV) lediglich 38 staatliche Hochschulen mit 127 Studiengängen angeschlossen - nur wenig mehr als im Jahr zuvor mit 35 Hochschulen und 102 Studiengängen. Im traditionell stärker frequentierten Wintersemester hatten sich 89 Hochschulen beteiligt - gerade einmal die Hälfte der Unis mit NC-Studiengängen.

"Um volle Wirksamkeit entfalten zu können, müssen möglichst alle der rund 180 Hochschulen mit örtlich zulassungsbeschränkten grundständigen Studiengängen an das DoSV angebunden sein", räumte das Ministerium von Johanna Wanka (CDU) in seiner Stellungnahme von Mitte April ein. Dies werde erst in zwei Jahren erwartet. Zuständig seien aber die Länder beziehungsweise Hochschulen - und nicht der Bund.

Die Linke-Hochschulexpertin im Bundestag, Nicole Gohlke, sprach von "organisierter politischer Verantwortungslosigkeit". Obwohl ein Mangel an Studienplätzen konstatiert werde, blieben seit Jahren jedes Semester Tausende unbesetzt. "Eine absurde Situation, die der Bundesregierung aber offenbar keinerlei Bauchschmerzen bereitet. Sie schiebt die Verantwortung einseitig auf die Länder und Hochschulen ab", sagte Gohlke der dpa.

Leidtragende seien Studienbewerber, die wertvolle Zeit verlören, "weil sie oftmals zu spät von Zu- oder Absagen erfahren und dann nicht mehr die Möglichkeit haben, sich zum Beispiel noch rechtzeitig auf einen Ausbildungsplatz zu bewerben". Die Linke fordert ein "Bundeshochschulzulassungsgesetz" zur besseren zentralen Steuerung. Dafür sieht das Bildungsministerium in Berlin jedoch auch laut jüngster Stellungnahme "keinen Regulierungsbedarf".

Die Stiftung für Hochschulzulassung (SfH) hatte sich im Mai 2010 als Rechtsnachfolger der umstrittenen Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) konstituiert. Die computergestützte NC-Studienplatzvergabe über das SfH-Portal www.hochschulstart.de steht seit Jahren in der Kritik. Vor allem wegen zweier Mängel: zum einen die zögerliche Teilnahme staatlicher Hochschulen an der Online-Datenbank, zum anderen Mehrfach-Bewerbungen von Hochschulberechtigten, die auf Nummer sicher gehen wollen und so letztlich Studienplätze blockieren.

Aktuelle Zahlen, wie viele NC-Plätze im vorigen Wintersemester wegen solcher Probleme unbesetzt blieben, wird die Kultusministerkonferenz der 16 Länder in ihrem Bericht zum Zulassungsverfahren im Mai veröffentlichen. Vor einem Jahr waren gut 21 000 dieser Studienplätze unbesetzt geblieben. "Nach Auffassung der Bundesregierung kann aus der Zahl unbesetzt gebliebener Studienplätze kein Rückschluss auf die Zahl möglicherweise unversorgt gebliebener Bewerber gezogen werden", hieß es aus dem Ministerium auf eine entsprechende Frage Gohlkes./ll/DP/he

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