Geschäfte laufen schwierig |
31.10.2022 17:59:00
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FMC- und Fresenius-Aktien mit Kurssprung: Fresenius und Tochter FMC senken Gewinnprognose erneut - Eckdaten zum dritten Quartal stützen
Wegen des schwierigen Umfeldes verzögerten sich entgegen früheren Erwartungen die Auswirkungen der Verbesserungsmaßnahmen bei den Gesundheitsdienstleistungen in Nordamerika, hieß es von Fresenius Medical Care am Sonntag. Daher rechnet Carla Kriwet, die das Unternehmen seit Anfang Oktober führt, im laufenden Jahr nun mit einem Konzernergebnisrückgang im hohen Zehner- bis mittleren Zwanziger-Prozentbereich. Bislang hatte ein Rückgang im hohen Zehner-Prozentbereich auf dem Plan gestanden. Diese Ziele sind währungsbereinigt und vor Sondereffekten.
Trotz eines Umsatzwachstums um 15 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro im dritten Quartal sank das Konzernergebnis von FMC im Jahresvergleich um 16 Prozent auf 230 Millionen Euro. Vor Sondereffekten sank das Ergebnis um 17 Prozent auf 231 Millionen Euro. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn ging um 8 Prozent auf 470 Millionen Euro zurück. Und dabei profitierte das Unternehmen noch deutlich von dem zum US-Dollar schwachen Euro, ohne dessen Auswirkungen es nur ein kleines Umsatzplus sowie einen noch deutlicheren Gewinnrückgang gegeben hätte.
Vor diesem Hintergrund erwartet wiederum Fresenius-Chef Michael Sen für 2022 nunmehr ein Rückgang des währungsbereinigten Konzernergebnisses um die zehn Prozent, nach einem bisher avisierten Minus im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Im dritten Jahresviertel wuchs der Fresenius-Umsatz um 12 Prozent auf knapp 10,5 Milliarden Euro. Positive Wechselkurseffekte herausgerechnet, wäre es ein Plus von 5 Prozent gewesen. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern fiel um 9 Prozent auf 949 Millionen Euro, währungsbereinigt sind es minus 17 Prozent. Und das Konzernergebnis vor Sondereinflüssen sank um 15 Prozent (währungsbereinigt und inklusive Akquisitionskosten minus 22) auf 371 Millionen Euro.
Wie Kriwet bei FMC hatte Sen Anfang Oktober die Führung von Fresenius übernommen. Er hatte den Posten vom glücklosen Stephan Sturm, der den Konzern etwas mehr als sechs Jahre führte, übernommen und soll das Unternehmen aus der inzwischen seit einigen Jahren anhaltenden Krise führen. Sens Berufung war nicht überraschend gekommen, durchaus aber der Zeitpunkt: Schon bei seinem Antritt als Vorstand der Flüssigmedizinsparte Fresenius Kabi im April 2021 war er als Sturm-Nachfolger gehandelt worden.
So ist Sen ein ausgewiesener Finanzexperte, bei Investoren sehr angesehen und war schon öfter der Mann für die großen Deals. Als Finanzvorstand von E.ON war er 2016 für die Abspaltung der Kraftwerkssparte Uniper mitverantwortlich. Bei Siemens verantwortete er 2018 den Börsengang der Medizintechniktochter Siemens Healthineers. Fresenius kommt nun seine Erfahrung mit Transformationen gelegen.
So gibt es schon länger Kritik von Investoren an der Fresenius-Struktur mit den Sparten Dialyse, Flüssigarzneien, Kliniken und Servicegeschäft. Mitte Oktober machten dann Berichte die Runde, dass der aktivistischer Hedgefonds Elliott bei Fresenius eingestiegen sei und auf eine Entwirrung der komplexen Strukturen drängen könnten. Laut der "Wirtschaftswoche" beauftrage Sen mittlerweile die US-Investmentbank Goldman Sachs mit der Ausarbeitung einer Verteidigungsstrategie, sollte es zu einer Attacke von Elliott kommen.
Fresenius soll konsequent auf Rentabilität getrimmt werden
Der neue Fresenius-Chef Michael Sen hat seine Entschlossenheit bekräftigt, den Gesundheitskonzern wieder auf Kurs zu bringen und das DAX-Unternehmen dabei konsequent auf Rentabilität zu trimmen. Wie der seit Anfang Oktober amtierende Konzernchef in einer Telefonkonferenz mit Analysten sagte, kommt im Zuge dessen das komplette Portfolio auf den Prüfstand. "Wir überprüfen jedes Geschäft von Grund auf von oben nach unten", kündigte Sen an und versprach, dabei ohne Abstriche bei der Sorgfalt aufs Tempo zu drücken.
Neben einem entschlossenen und zügigen Vorgehen bei der Neuausrichtung des Bad Homburger Konzerns hob Sen die Notwendigkeit einer konsequenten Orientierung auf Rentabilität hervor. Ein "Reset" sei auch mit Blick auf die operative Performance unumgänglich, so Sen. Um in dem herausfordernden volatilen Umfeld bestehen zu können, müsse zudem an der Kostenschraube gedreht werden.
Dabei wird der Fokus nach den Worten Sens auf Maßnahmen liegen, die der Konzern selbst in der Hand hat. Da Fresenius nur begrenzte Ressourcen habe, werde man sorgfältig und strategisch vorgehen und Prioritäten setzen. Und zwar genau in dieser Reihenfolge, so Sen: Erst werde eine Strategie entworfen, dann würden Prioritäten gesetzt. Als Ergebnis werde der Konzern zu neuer Stärke geführt.
Fresenius und FMC steigen - Zahlen überstrahlen Prognosesenkung
Die Kummer gewöhnten Anleger von Fresenius und dessen Konzerntochter Fresenius Medical Care (FMC) haben am Montag erleichtert auf die Eckdaten zum dritten Quartal reagiert. Dass beide Unternehmen erneut ihre Geschäftsziele gesenkt haben, überraschte letztlich kaum.
Die Aktien des Dialyseanbieters FMC gaben zwar im frühen Handel zunächst leicht nach, drehten jedoch schnell ins Plus. Bis zum Handelsende zogen die Papiere via XETRA um 6,55 Prozent auf 27,98 Euro an. Die Anteilsscheine von Fresenius notierten von Anfang an in der Gewinnzone und stiegen letztlich um 5,14 Prozent auf 23,30 Euro. Damit setzten sich die Aktien beider Unternehmen an die DAX-Spitze. Der deutsche Leitindex legte nur moderat zu.
Analysten zeigten sich davon allerdings kaum überrascht. Angesichts der jüngst gesenkten Markterwartungen für FMC und der kürzlichen Prognosesenkung von Fresenius Medical Cares US-Konkurrenten DaVita glaube er nicht, dass die Warnungen von FMC ein "völliger Schock" gewesen seien, schrieb etwa der Experte Robert Davies von der US-Bank Morgan Stanley.
Analyst Graham Doyle von der Schweizer Großbank UBS kommentierte: "Zwar dürften Investoren kaum erfreut sein angesichts des aktualisierten Jahresausblicks, doch der aktuelle Kurs der Aktien des Medizinkonzerns und Krankenhausbetreibers Fresenius reflektiert bereits geringe Erwartungen." Zudem dürfte die Geschäftsentwicklung im dritten Quartal besser ankommen, sofern die Zahlen der Dialysetochter FMC herausgerechnet würden, fuhr Doyle fort.
Doch auch FMC habe besser als erwartet abgeschnitten, betonte Analyst Hassan Al-Wakeel von der britische Investmentbank Barclays. Im dritten Quartal profitierte FMC noch deutlich von dem zum US-Dollar schwachen Euro, ohne dessen Auswirkungen es nur ein kleines Umsatzplus sowie einen noch deutlicheren Gewinnrückgang gegeben hätte.
Im bisherigen Jahresverlauf sackten die FMC-Aktien allerdings um mehr als die Hälfte ab und diejenigen von Fresenius um 35 Prozent. Beide gehören damit zu den schwächsten DAX-Titeln. Das Börsenbarometer hat in diesem Zeitraum rund 17 Prozent verloren. Die Anteile beider Unternehmen litten in den vergangenen Jahren stark unter der anhaltenden Krise des Fresenius-Konzerns.
Zuletzt verlieh die Nachricht vom möglichen Einstieg des aktivistischen Hedgefonds Elliott den Papieren von Fresenius etwas Schub. Dieser könnte auf die Entwirrung der komplexen Strukturen des Medizinkonzerns und Krankenhausbetreibers drängen.
Barclays belässt Fresenius SE auf 'Overweight' - Ziel 34 Euro
Die britische Investmentbank Barclays hat die Einstufung für Fresenius nach vorläufigen Quartalszahlen und reduzierten Jahreszielen auf "Overweight" mit einem Kursziel von 34 Euro belassen. Umsatz und operatives Ergebnis (Ebit) seien etwas besser als vom Markt erwartet ausgefallen, schrieb Analyst Hassan Al-Wakeel in einer am Montag vorliegenden Studie. Der Nettogewinn des Medizinkonzerns habe hingegen die Konsensschätzung verfehlt.
Barclays belässt FMC auf 'Equal Weight' - Ziel 36 Euro
Die britische Investmentbank Barclays hat die Einstufung für Fresenius Medical Care (FMC) nach vorläufigen Quartalszahlen und reduzierten Jahreszielen auf "Equal Weight" mit einem Kursziel von 36 Euro belassen. Die Eckdaten des Dialyseanbieters hätten die Konsensschätzungen übertroffen, schrieb Analyst Hassan Al-Wakeel in einer am Montag vorliegenden Studie. Das gesenkte Nettogewinnziel für 2022 habe jedoch seine mittelfristig vorsichtige Einschätzung der Aktie bestätigt.
(dpa-AFX) / dpa-AFX Broker / Dow Jones)
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