Keine Gefahr |
22.06.2022 14:36:00
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FMC-Aktie dreht ins Plus: FMC zeigt sich von Gerichtsschlappe des Konkurrenten DaVita unbesorgt
Die Aktie hat bereits eine lange Talfahrt hinter sich: Seit dem Rekordhoch bei knapp 94 Euro Anfang 2018 summiert sich das Kursminus inzwischen auf mehr als 50 Prozent.
In dem Gerichtsstreit um die Gestaltung einer betrieblichen Krankenversicherung eines Krankenhauses in Ohio hatte sich der US Supreme Court auf die Seite des Krankenhauses und damit gegen DaVita gestellt, wie am Vortag bekannt worden war. Der US-Dialyseanbieter hatte die Klinik verklagt, weil sie für Blutwäschebehandlungen bei Patienten mit Nierenerkrankungen im Endstadium die niedrigste Erstattungsrate zahlt. Das Urteil hatte am Markt die Sorge ausgelöst, dass der Fall Wellen schlagen und die Tür für ähnlich gestaltete private Krankenversicherungen anderer Unternehmen öffnen könnte.
Auch der FMC-Konzern, für den die USA der wichtigste Markt sind, behandelt dort neben den staatlichen versicherten Dialysepatienten auch Menschen in diversen privaten Vergütungsmodellen. Für dieses Jahr sieht FMC sich abgesichert, da die Verträge privater Krankenversicherungen von Arbeitgebern bereits zum 1. Januar oder 1. Juli starteten, wie es in der Mitteilung weiter hieß.
Die Fresenius-Tochter rechnet aber auch in Zukunft nicht mit einem wesentlichen Einfluss des Urteils auf die eigenen Geschäftsaktivitäten. Der Konzern sieht den Ball nun im Feld des Gesetzgebers und hofft dort auf eine Lösung: Der US-Kongress muss nun über ein mögliches Gesetz entscheiden.
Auch nach Ansicht von Tom Jones von der Berenberg Bank hat das Urteil kurzfristig nur geringe Auswirkungen und dürfte für die Dialyseanbieter wenig ändern. Der Experte geht davon aus, dass nur wenige kleinere Versicherer sich aus den bisherigen Vergütungsmodellen verabschieden dürften. Große Anbieter wiederum würden dies voraussichtlich unterlassen, da ihre privaten Versicherungen womöglich unverkäuflich würden. Langfristig sieht er aber den US-Kongress in der Pflicht, Klarheit zu schaffen: Denn prinzipiell erlaubt nach Ansicht des Experten das Urteil allen Versicherern, die Deckung der Kosten für die Dialyse zu umgehen - was schlimmstenfalls die gesamte Dialysebranche ins Chaos stürzen würde.
David Adlington von der US-Bank JPMorgan hatte sich bereits in direkter Reaktion auf das Urteil um drohende deutliche Gewinneinbußen für DaVita und FMC gesorgt - nun sieht er weiteres mögliches Ungemach: Er zeigte sich in einer am Mittwoch vorliegenden Studie von einem aktuellen Vergütungsentwurf der staatlichen Versicherungen enttäuscht, der eine Anhebung der Sätze um 2,4 Prozent im Jahr 2023 vorsehe. Da die meisten Kostenfaktoren bei FMC in Anbetracht der Inflation deutlich über dem vorgeschlagen Wert gestiegen seien, werde der Konzern hart arbeiten müssen, um den weiteren Druck auf die Gewinnspannen im Geschäftsjahr 2023 zu verhindern, urteilte Adlington.
FMC kämpft ohnehin aktuell mit großen Schwierigkeiten. Wegen der gestiegenen Kosten in der Pandemie und der hohen Übersterblichkeit von Dialyse-Patienten an Corona brachen dem Unternehmen 2021 die Gewinne weg. Für 2022 rechnet die Fresenius-Tochter mit einem Gewinnzuwachs, zu dem auch das bereits im vergangenen Jahr eingeläutete Spar- und Umbauprogramm beitragen soll. Neben einer organisatorischen Neuausrichtung sollen dazu auch 5000 Stellen weltweit wegfallen, etwa 500 bis 750 davon in Deutschland.
FMC-Aktie stabilisiert sich nach Kursrutsch - DaVita tun sich schwer
Nach dem Kursrutsch infolge der Gerichtsschlappe des Konkurrenten DaVita haben sich Papiere von Fresenius Medical Care (FMC) am Mittwoch inzwischen gefangen. Am Nachmittag legten die Aktien des Dialysespezialisten um ein halbes Prozent zu, nachdem sie seit der Nachricht vom Dienstagnachmittag zwischenzeitlich um insgesamt über zwölf Prozent abgetaucht waren. Vorläufiger Tiefpunkt war am Morgen mit 43,53 Euro das niedrigste Niveau seit 2011.
Neben negativen Analystenreaktionen gab es auch eine Empfehlung: Oliver Metzger von Oddo BHF riet, den Kursrutsch zum Kauf zu nutzen. Letztlich müssten die Kosten für Dialysebehandlungen erstattet werden, von wem auch immer, so der Experte. Der US-Wettbewerber von FMC, DaVita, hatte ein Krankenhaus verklagt, weil es für Dialysebehandlungen seiner Mitarbeiter generell die niedrigste Erstattungsrate zahlt. Der US Supreme Court entschied dann am Vortag, dass Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz nicht benachteiligt würden, wenn für ihre Dialyse weniger bezahlt werde als für andere Behandlungen.
Oddo-Experte Metzger erinnerte daran, welche Bedeutung Dialysebehandlungen chronisch Nierenkranker für das Gesundheitssystem haben, entstünden hier doch etwa ein Viertel der Gesamtkosten. Und die Erstattungshöhe sei kritisch, da etwa ein Drittel der Behandlungen von kleinen Dialysezentren durchgeführt würden, für die es schnell zum Verlustgeschäft werden könne. Wenn sie schließen würden, müssten die Patienten in Notaufnahmen versorgt werden - zu etwa viermal so hohen Kosten, so Metzger. Der Gesetzgeber habe also großes Interesse, Schlupflöcher vom privaten zum öffentlichen Kostenträger zu schließen.
FMC selbst reagierte gelassen und sieht keine finanziellen Auswirkungen auf das laufende Geschäftsjahr. Der Konzern behandelt in den USA neben den staatlichen versicherten Dialysepatienten auch Menschen in diversen privaten Vergütungsmodellen. Für dieses Jahr sieht FMC sich abgesichert, da die Verträge privater Krankenversicherungen von Arbeitgebern bereits zum 1. Januar oder 1. Juli starteten, wie es in einer Mitteilung weiter hieß.
Papiere von DaVita waren tags zuvor an der Wall Street um 15 Prozent eingebrochen und taten sich nun am Mittwoch auch vorbörslich schwer mit einer Stabilisierung.
BAD HOMBURG / Frankfurt (dpa-AFX)
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