14.01.2016 13:20:00
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Flüchtlinge - AMS-Chef: Kompetenzcheck ist keine Studie
"Der Kompetenzcheck ist keine Studie, die primär statistische Sorgfalt verlangt, sondern ein Projekt zur beruflichen Integration Asylberechtigter, in dem die Kompetenzen und Qualifikationen der Teilnehmer/innen zum Zweck einer allfälligen Qualifizierung und anschließenden Jobvermittlung erhoben wurden", schreibt Kopf in einer Stellungnahme auf seiner "Facebook"-Seite. Die anerkannten Flüchtlinge, die am Kompetenzcheck teilgenommen hätten, seien nach dem "First-come-first-serve-Prinzip ausgewählt" worden. Es habe sich also um jene Asylberechtigten gehandelt, die zu einer bestimmten Zeit im Herbst 2015 ihre AMS-Termine hatten.
Die Ergebnisse des Pilotprojekts Kompetenzcheck sind laut Kopf "nur bedingt" repräsentativ für die nach Österreich fliehenden Menschen aus dem Nahen und Mittleren Osten. Alle getesteten Personen hätten schon Asyl erhalten und seien daher zumeist schon länger im Land. Auch entspreche die 50/50-Verteilung von Männern und Frauen nicht dem tatsächlichen Zuzug, der aus rund 75 Prozent Männern bestehe. "Unsere Aussage zur Problem der Repräsentativität wurde von den Medien richtig transportiert und findet sich auch in nahezu allen Medienberichten", so Kopf.
Gut ausgebildet beim Kompetenzcheck waren Flüchtlinge aus Syrien, Irak und Iran, ein geringes Ausbildungsniveau hatten Afghanen. Etwa hatten bei anerkannten Flüchtlingen aus Syrien 29 Prozent eine Matura und 26 Prozent ein Studium. Im Gegensatz dazu hatten bei afghanischen Asylberechtigen 30 Prozent keine Schulbildung und 20 Prozent eine Grundschule besucht. "Die nun vorliegenden Ergebnisse sind daher zumindest eine wichtige Orientierungsgröße", so Kopf.
Der Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS) zeigte sich am Dienstag zur Integration von anerkannten Flüchtlingen in den heimischen Arbeitsmarkt "vorsichtig optimistisch". Es sei aber eine "Herkulesaufgabe", sagte Kopf bei der Präsentation des Kompetenzchecks. Bei Asylberechtigen aus Syrien, dem Irak und dem Iran gebe es "optimistisch stimmende Ergebnisse", bei Personen aus Afghanistan hingegen "bedrückende Ergebnisse". Kopf warnte davor zu glauben, dass aufgrund der relativ guten Ausbildung der syrischen, iranischen und irakischen Flüchtlinge die Integration in den Arbeitsmarkt leichter sei. Die Arbeitslosigkeit in Österreich liege auf dem höchsten Stand der Zweiten Republik, die Flüchtlinge seien teilweise traumatisiert und hätten schlechte Sprachkenntnisse. "Die Herausforderungen bleiben groß", mahnte der AMS-Vorstand.
In den fünfwöchigen Kursen des Kompetenzchecks hat das AMS in der jeweiligen Muttersprache die Ausbildung, Berufserfahrung, Fremdsprachenkenntnisse und das Deutsch-Niveau der anerkannten Flüchtlinge erhoben. Außerdem wurde mit den Asylberechtigten ein Lebenslauf erstellt, das österreichische Ausbildungssystem vorgestellt, Eignung und Fähigkeiten abgeklärt und auch berufspraktische Tests durchgeführt. "So wurden zum Beispiel Teilnehmer, die behaupteten Maler zu sein, zu einem solchen Betrieb 'zur Erprobung' geschickt und wir erhielten dann Rückmeldung über die tatsächlichen Fähigkeiten", erklärte Kopf. Ziel dieser Überprüfungen sei es gewesen, den Schulungsbedarf festzustellen. Das AMS plant heuer bis zu 13.500 Kompetenzchecks mit Asylberechtigten.
Caritas-Generalsekretär Bernd Wachter forderte am Donnerstag in einer Aussendung, Integrationsmaßnahmen bereits vor Asylanerkennung in Österreich durchzuführen. In Deutschland werde bereits in den Erstaufnahmestellen die Kompetenzen von Flüchtlingen mit Bleiberechtsperspektive erhoben. Wachter zeigte sich mit den ersten Erkenntnissen des Kompetenzchecks zufrieden: "Die Ergebnisse der Kompetenzcheck-Erhebung sind ein Wegweiser für die nächsten Schritte zur Arbeitsmarktintegration und stimmen vorsichtig positiv", so der Caritas-Generalsekretär.
(Schluss) cri/snu
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