Erhebliche Pensionslücke |
09.02.2020 22:20:00
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Fallstrick Betriebsrente? Deutsche DAX-Unternehmen legen Rekord-Summe zurück
• Pensionsvermögen liegt bei 279 Milliarden Euro
• Deckungsgrad notiert nur bei 68 Prozent
Je niedriger das Zinsniveau, desto mehr Geld muss angelegt werden, um sein persönliches Sparziel zu erreichen. Dieser Mechanismus gilt nicht nur für private Sparer, sondern natürlich auch für Unternehmen und deren Pensionsrückstellungen. Mit jedem Basispunkt weniger, steigen somit umgehend die Verpflichtungen der Konzerne, die ihren Mitarbeitern eine auskömmliche Betriebsrente versprochen haben.
Die Niedringzinsphase wird allmählich zum Problem
Das immer niedrigere Zinsniveau schraubt die Altersvorsorgeverpflichtungen der größten deutschen Konzerne fortwährend in die Höhe. Laut der Beratungsfirma Mercer haben sich die Pensionsverpflichtungen der 30 DAX-Konzerne allein im vergangenen Jahr um rund 44 Milliarden Euro erhöht. Lagen die Verpflichtungen im Jahr 2018 noch bei insgesamt 368 Milliarden Euro, waren es ein Jahr später schon 412 Milliarden Euro und somit rund 12 Prozent mehr. Die zugrundeliegenden Zinssätze der Konzerne beziehen sich dabei auf Zeiträume von 15 bis 20 Jahren. Nach 2,0 und 2,2 Prozent im Jahr 2018 lagen diese im Jahr 2019 jedoch nur noch bei 1,3 und 1,5 Prozent. Dieser enorme Zinsrutsch erstaunt dabei auch Thomas Hagemann den Chefaktuar von Mercer Deutschland. "Zu Beginn des Jahres hätte keiner mit einer solch deutlichen Reduzierung des Zinsniveaus gerechnet", so Hagemann laut der WirschaftsWoche.
Gute Konjunktur lässt Pensionsvermögen nur unzureichend steigen
Trotz dieser Tatsache ist es den 30 DAX-Konzernen im zurückliegenden Jahr gelungen den Deckungsgrad, also das Verhältnis zwischen Verpflichtungen und den in der Bilanz zurückgestellten Vermögenswerten, leicht zu steigern. Laut der Auswertung von Mercer kletterte dieser sogenannte Deckungsgrad nämlich von 67,2 auf 68,0 Prozent. Grund für diesen leichten Anstieg war die erfreuliche Entwicklung des Börsenjahres 2019. "Mit Blick auf die Kapitalmärkte war 2019 zwar ein turbulentes, aber insgesamt positives Jahr", so der Leiter der Investment Consulting Abteilung bei Mercer. Dementsprechend stiegen die Pensionsvermögen der DAX-Konzerne innerhalb eines Jahres von 252 Milliarden auf 279 Milliarden Euro.
Grund zur Freude gibt es dennoch nicht, da zwischen 279 Milliarden Euro Pensionsvermögen und Altersvorsorgeverpflichtungen in Höhe von 412 Milliarden Euro eine Lücke von insgesamt 133 Milliarden Euro besteht. Somit sind nur gut zwei Drittel der Verpflichtungen gedeckt, dies kann auch an der Höhe des Deckungsgrades abgelesen werden.
Pensionslücke wird zur Stolperfalle
Diese erhebliche Pensionslücke dürfte in Zukunft zu einem großen Problem für einige Konzerne werden, denn "wie man es auch dreht und wendet: Es sieht nicht gut aus für die Unternehmen", so Kai Lehmann in einer Studie der Fondsgesellschaft Flossbach von Storch. "Die nötigen Mittel, um ihre Verpflichtungen zu erfüllen, werden den finanziellen Spielraum der Unternehmen in Zukunft immer mehr einengen", so Lehmann weiter. Ein enger finanzieller Spielraum bedeutet unterdessen, dass zum Beispiel zukunftsweisende Investitionen gestrichen werden müssen.
Während VW, Siemens und Daimler leiden,…
Natürlich gibt es zwischen den einzelnen DAX-Konzernen erhebliche Unterscheide was die Pensionsverpflichtungen betrifft. So sind die Altersvorsorgeverpflichtungen gerade bei den deutschen Traditions-Unternehmen sehr hoch und häufig auf Jahrzehnte zu leisten. Absoluter Spitzenreiter ist dabei der VW-Konzern, welcher seinen Mitarbeitern schätzungsweise rund 51 Milliarden Euro an Pensionen zugesichert hat. Die gegenwärtigen Zins-Effekte dürften diesen Betrag, allein im ersten Halbjahr 2019, um rund 6 bis 7 Milliarden Euro in die Höhe geschraubt haben. Beim Industriegiganten Siemens und der Automobilkoryphäe Daimler dürften die Verpflichtungen ebenfalls auf Rekordniveaus in Höhe von über 40 Milliarden und 36 Milliarden Euro geklettert sein. Erhebliche Pensionsversprechen gibt es dabei auch bei der Deutschen Telekom, BMW, BASF und RWE sowie E.ON.
…gibt es bei SAP, adidas und Vonovia keine großen Probleme
Bei den relativ jungen und innovativen DAX-Konzerne wie SAP adidas und Vonovia haben die Altersvorsorgeverpflichtungenen dagegen noch keine außerordentlichen Größenordnungen erreicht und stellen dementsprechend auch kein Problem dar. Dies ist jedoch nur einer kleiner Trost für die Vielzahl der Beschäftigten und Aktionäre der 30 DAX-Unternehmen. Zumal sich dieses Problem durch eine globale Rezession gepaart mit einem weiteren Zinsrutsch noch weiter verschlimmern könnte.
Pierre Bonnet / finanzen.at
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