Eigener Bezahldienst 17.11.2019 21:26:00

Facebook kündigt Facebook Pay an: Welche Folgen hat dies für Libra?

Facebook kündigt Facebook Pay an: Welche Folgen hat dies für Libra?

• Facebook startet Bezahldienst Facebook Pay
• Geld einfach per Messenger, Instagram, WhatsApp & Co. versenden
• Aus für Krypto-Projekt Libra?

Der US-amerikanische Social Media-Konzern Facebook stellt weiterhin große Bemühungen an, in die Finanzwelt vorzudringen, nachdem das Unternehmen zuvor erheblichem Gegenwind bezüglich des Krypto-Projektes Libra ausgesetzt war. Aufgrund des enormen politischen und regulatorischen Drucks ist es mittlerweile gar fraglich, ob Facebooks eigene Kryptowährung überhaupt jemals an den Start gehen wird.

Facebook mit eigenem Bezahldienst

Nun kündigte der US-Internetgigant allerdings ein neues Produkt für die Bezahlwelt an: Facebook Pay. Dieses soll es Nutzern ermöglichen, Geld direkt an andere Menschen zu senden, ähnlich wie bei PayPal. Darüber hinaus sollen die Nutzer aber auch Produkte einkaufen oder für Spendenaktionen einzahlen können, berichtet SPIEGEL ONLINE. Facebook Pay soll Zahlungen über soziale Netzwerke und Apps erleichtern. Denn Facebook-Chef Mark Zuckerberg sei der Meinung, dass es "so einfach sein sollte, Geld an jemanden zu senden, wie es ist, ein Foto zu senden", sagte er auf der Entwicklerkonferenz des Unternehmens Anfang dieses Jahres.

Verfügbarkeit zunächst begrenzt

Zunächst soll der neue Dienst nur für Facebook und den Messenger zur Verfügung stehen, anschließend aber auch für Instagram und WhatsApp. Im Laufe der Zeit soll Facebook Pay dann auch in andere Apps und Services integriert werden können, um beispielsweise In-App-Käufe abzuwickeln. Facebook Pay soll gleichzeitig für mehrere Apps aktiviert werden oder nur auf eine der Anwendungen begrenzt werden können. Auch soll es einen Live-Chat zur Unterstützung geben, berichtet t3n.

Vorerst ist der Bezahldienst nur in den USA erhältlich, er solle dann aber "nach und nach" in anderen Märkten angeboten werden, so Facebook. "Im Laufe der Zeit planen wir, Facebook Pay an mehr Menschen und Orte zu bringen", heißt es in der Ankündigung.

"Komfortables und sicheres Zahlungserlebnis"

Das Ziel von Facebook Pay sei es, "den Menschen ein komfortables, sicheres und konsistentes Zahlungserlebnis über Facebook, Messenger, Instagram und WhatsApp zu bieten", zitiert Barron’s aus einer Pressemitteilung des Unternehmens. Unterstützt werden Kredit- und Debitkarten sowie PayPal. Wie bei PayPal sollen alle Zahlungen in einer Auflistung nachvollzogen werden können, lässt Golem.de verlauten.

Von Libra soll Facebook Pay allerdings komplett getrennt sein: "Zahlungen werden in Partnerschaft mit Unternehmen wie PayPal, Stripe und anderen auf der ganzen Welt abgewickelt. Facebook Pay baut auf der bestehenden Finanzstruktur und Partnerschaften auf und ist unabhängig von der Calibra-Wallet, die im Libra-Netzwerk laufen wird", erklärt der Social Media-Riese.

Verliert Facebook nun das Interesse an Libra?

Wie es angesichts dieses neuen Zahlungssystems nun mit Libra weitergehen wird, ist fraglich, ist Facebook doch seit geraumer Zeit viel Widerstand und Druck ausgesetzt. Es tauchen immer neue Hürden auf, immer mehr große Partner wenden sich ab, so hat sich auch PayPal bereits aus dem Projekt zurückgezogen. Die Sorgen, dass Facebook mit dem Krypto-Projekt die bestehende Finanzstruktur untergraben könnte, sind groß. Hatte Facebook mit Libra zu ambitionierte Pläne und Ziele? Ohnehin leidet das Unternehmen schon unter einem angeschlagenen Image und teils massiven Vorbehalten.

Lenkt das Unternehmen den Fokus nun auf Facebook Pay als klassisches Online-Zahlungssystem und lässt Libra hinter sich? "Facebook Pay klingt sehr nach dem Eingeständnis, dass Libra am Ende ist", zitiert Coincierge Jake Chervinsky von Compound Finance. Wie Coincierge weiter berichtet, habe Facebook in dem zu Facebook Pay gehörenden Blog-Beitrag die Worte "sicher" sowie "Sicherheit" sehr häufig erwähnt - damit sei klar, dass das Vertrauensproblem ein großes Thema sei.

Ob Facebook nun mit Facebook Pay erfolgreich sein kann, insbesondere auch in Europa und vor allem Deutschland, bleibt abzuwarten, hegen doch viele Menschen nach den vergangenen Datenschutzskandalen großes Misstrauen gegenüber dem Sozialen Netzwerk. Es herrscht große Zurückhaltung, was die Weitergabe der persönlichen Zahlungsinformationen angeht.

Redaktion finanzen.at

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