02.10.2014 15:31:30
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EZB will mindestens zwei Jahre lang Wertpapiere kaufen
Von Hans Bentzien
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach den Worten ihres Präsidenten Mario Draghi wenigstens zwei Jahre lang Covered Bonds und Kreditverbriefungen ankaufen. Bei seiner Pressekonferenz nach den jüngsten geldpolitischen Beratungen in Neapel sagte Draghi, diese Käufe würden einen spürbaren Einfluss auf die EZB haben. Mit dem Ankauf von Covered Bonds will die EZB in der zweiten Oktober-Hälfte beginnen, für den Ankauf von Kreditverbriefungen (ABS) fasst sie das vierte Quartal ins Auge.
Zuvor hatte der EZB-Rat wie erwartet beschlossen, die Leitzinsen unverändert zu lassen. Der geldpolitische Schlüsselsatz liegt seit September auf einem Rekordtief von 0,05 Prozent und dürfte nicht mehr weiter reduziert werden. Zur weiteren Lockerung der Finanzierungsbedingungen will sich die EZB deshalb auf Wertpapierankäufe verlegen und den Banken sehr langfristige Kredite geben. Dabei zielt sie neuerdings auch auf eine Vergrößerung ihrer Bilanzsumme.
Ökonomen schätzen, dass die EZB über vierjährige Refinanzierungsgeschäfte für Banken und Wertpapierankäufe 700 bis 1.000 Milliarden Euro in das Finanzsystem geben muss, um ihre Bilanz wie von Präsident Draghi beabsichtigt auf die Größe von Anfang 2012 zu bekommen. Diese Aussage bekräftigte der EZB-Präsident. Sie war allerdings nicht Teil seines schriftlichen Statements.
Zweck der Wertpapierankäufe ist, dass Banken über Verbriefungen Banken in ihrer Bilanz Platz für neue Kredite schaffen, die sie nach den Vorstellungen der EZB vor allem Unternehmen geben sollen. Ihrer Ansicht nach wird sich die Konjunktur im Euroraum nicht erholen können, wenn die Wirtschaft nicht über ausreichend Kredite verfügt. Und ohne Wachstum wird sich die Inflation nicht in Richtung des EZB-Zielbereichs von knapp 2 Prozent bewegen.
Allerdings steht einer stärkeren Kreditvergabe nicht alleine ein schwaches Angebot, sondern auch eine schwache Nachfrage gegenüber. Viele Unternehmen wollen derzeit gar keine Kredite, weil sie wegen der unsicheren Wachstumsaussichten nicht investieren. Ein Teil der schwachen Nachfrage ist aber wohl auch in den vor allem in Südeuropa hohen Zinsen gerade für kleinere Unternehmen begründet.
Deshalb wird die EZB den Banken einige langfristige Refinanzierungsgeschäfte anbieten, an denen sich die Institute nur unter der Voraussetzung beteiligen sollen, dass sie den so entstandenen Spielraum für die Vergabe neuer Unternehmenskredite nutzen. Das erste dieser Geschäfte ist Anfang September auf eine recht schwache Nachfrage gestoßen. Beobachter erwarten aber, dass sich die Banken an dem im Dezember anstehenden Geschäft stärker beteiligen werden.
Dann wird die große Prüfung der Bankbilanzen abgeschlossen sein, die die EZB derzeit durchführt. Ab 4. November ist die EZB verantwortlich für die Bankenaufsicht im Euroraum.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@wsj.com
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October 02, 2014 09:00 ET (13:00 GMT)
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