Geldpolitik bestätigt 09.09.2021 15:11:00

EZB hält Leitzins auf Rekordtief und stellt etwas geringere PEPP-Käufe in Aussicht

EZB hält Leitzins auf Rekordtief und stellt etwas geringere PEPP-Käufe in Aussicht

Im März hatte die EZB beschlossen, dass diese Käufe deutlich höher als in den ersten Monaten des Jahres sein sollten. Seit April kauft sie monatlich unter dem PEPP Anleihen für 80 Milliarden Euro. Zuvor waren es rund 60 Milliarden gewesen. Der Leitzins im Euroraum bleibt auf dem Rekordtief von null Prozent. Das entschied der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte.

Folgende Beschlüsse traf der EZB-Rat:

1. Zinsen und Forward Guidance

Der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität werden unverändert bei 0,00 Prozent, 0,25 Prozent bzw. minus 0,50 Prozent belassen.

Der EZB-Rat geht davon aus, dass die EZB-Leitzinsen so lange auf ihrem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben, bis er einen Anstieg der Inflation auf ihr Ziel von 2 Prozent deutlich vor dem Ende des Projektionszeitraums und dauerhaft für den Rest dieses Zeitraums erkennen kann. Auch müssen die schon erreichten Fortschritte bei der unterliegenden Inflation so deutlich erkennbar sein, dass eine mittelfristige Stabilisierung der Inflation bei 2 Prozent plausibel scheint. Dabei kann die Inflation laut EZB vorübergehend etwas über 2 Prozent liegen.

2. APP-Programm und Forward Guidance

Die EZB bestätigte das monatliche APP-Kaufvolumen von 20 Milliarden Euro. Die Forward Guidance bindet die APP-Nettokäufe weiterhin indirekt an das Erreichen des Inflationsziels. Sie sollen erst kurz vor der ersten Zinsanhebung beendet werden und so lange fortgesetzt werden, wie dies für die Verstärkung der akkommodierenden Wirkung der Leitzinsen erforderlich ist. Die Tilgungsbeträge der APP-Wertpapiere sollen für längere Zeit über den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung hinaus voll wiederangelegt werden.

3. PEPP-Programm und Forward Guidance

"Auf der Grundlage einer gemeinsamen Bewertung der Finanzierungsbedingungen und der Inflationsaussichten ist der EZB-Rat der Ansicht, dass die günstigen Finanzierungsbedingungen mit einem moderat niedrigeren Tempo der Nettokäufe von Vermögenswerten im Rahmen des Pandemie-Notfallkaufprogramms (PEPP) als in den beiden vorangegangenen Quartalen aufrechterhalten werden können", heißt es in der Erklärung.

Das Pandemiekaufprogramm PEPP hat weiterhin ein Gesamtvolumen von 1.850 Milliarden Euro und soll bis mindestens Ende März 2022 laufen. Auch versicherte die EZB, dass die Nettokäufe auf jeden Fall so lange andauern sollen, bis sie die Corona-Krise für beendet hält. Das monatliche Kaufvolumen soll im dritten Quartal deutlich höher als in den ersten Monaten des Jahres sein.

Der EZB-Rat bekräftigte auch die Flexibilität der PEPP-Käufe hinsichtlich des Zeitraums, der Anlageklassen und der Länder. Die Käufe sollen sich nach den Marktbedingungen richten und eine Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen verhindern, die nicht mit dem Ziel vereinbar wäre, der inflationsmindernden Wirkung der Pandemie entgegenzuwirken. Außerdem soll die reibungslose Transmission der Geldpolitik unterstützt werden.

Die PEPP-Tilgungsbeträge sollen wie bisher bis mindestens Ende 2023 voll wiederangelegt werden. Das Auslaufen der Wiederanlage soll so gesteuert werden, dass eine Beeinträchtigung des geldpolitischen Kurses vermieden wird.

4. Liquidität

Die EZB will wie bisher für "reichlich Liquidität" sorgen. Sie verweist auf die wesentliche Rolle, die die TLTRO-Langfristtender der dritten Serie bei der Unterstützung der Bankkreditvergabe an Unternehmen und private Haushalte spielten.

Die EZB ist bereit, alle ihre Instrumente so anzupassen, dass sich die Inflation mittelfristig bei 2 Prozent stabilisieren kann.

EZB hebt Wachstums- und Inflationsprognosen etwas an

Der volkswirtschaftliche Stab der Europäischen Zentralbank (EZB) hat seine Prognosen für die Entwicklung von Bruttoinlandsprodukt (BIP) und Verbraucherpreisen im laufenden Jahr erneut angehoben und auch die mittelfristige Inflationsprognose leicht erhöht. Wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde in ihrer Pressekonferenz nach der EZB-Ratssitzung mitteilte, rechnet die EZB für 2021 jetzt mit einem BIP-Anstieg von 5,0 (bisher: 4,6) Prozent. Für 2022 und 2023 werden Wachstumsraten von 4,6 (4,7) und 2,1 (2,1) Prozent erwartet. Die Verbraucherpreise sollen demzufolge 2021 um 2,2 (1,9), 2022 um 1,7 (1,5) und 1,5 (1,4) Prozent steigen.

Lagarde sagte, die wirtschaftliche Erholung des Euroraums befinde sich in einem fortgeschrittenen Stadium. Das Vor-Corona-Niveau dürfte die Wirtschaft im vierten Quartal erreichen. Allerdings könne die weltweite Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus eine vollständige Erholung verhindern.

Gleichwohl rechnet die EZB Lagarde zufolge für das dritte Quartal mit einem starken Wirtschaftswachstum. Für das verarbeitende Gewerbe erwartet die EZB trotz Angebotsengpässen eine kräftige Erholung. Das gleiche gilt für den Servicesektor. "Die Risiken für die Konjunkturaussichten bewerten wir als weitgehend ausgewogen", sagte Lagarde.

Lagarde zufolge bewertet die EZB den aktuellen Inflationsanstieg als "weitgehend vorrübergehend". Die Inflation dürfte im Herbst steigen und im Laufe des Jahres 2022 sinken. "Der unterliegende Inflationsdruck ist gestiegen", sagte Lagarde aber auch. Für die sogenannte Kerninflation prognostiziert die EZB nun Raten von 1,3 (0,9), 1,4 (1,2) und 1,5 (1,4) Prozent.

Lagarde verwies darauf, dass die längerfristigen Inflationserwartungen zwar gestiegen seien, aber immer noch unter 2 Prozent lägen.

Zuvor hatte der EZB-Rat beschlossen, dass die Käufe unter dem Pandemiekaufprogramm PEPP im vierten Quartal etwas niedriger als im zweiten und dritten Quartal sein sollten. Die Leitlinien der Geldpolitik - Anleihekaufprogramme und Leitzinsen sowie die sie betreffende Forward Guidance - wurden wie erwartet bestätigt.

FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)

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