29.05.2013 17:30:30

EZB fordert Banken zu transparenterer Bilanzierung auf

   Von Hans Bentzien

   Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Banken des Euroraums zu einer nachvollziehbareren Bilanzierung ihrer Vermögenswerte aufgefordert. Dies sei eine Voraussetzung dafür, das Vertrauen der Märkte in den Zustand der Banken zu stärken, heißt es im aktuellen Finanzstabilitätsbericht der EZB. Eine schwer durchschaubare Risikogewichtung der Bankaktiva hat in jüngster Zeit Forderungen lauter werden lassen, die Eigenkapitalanforderungen an Banken anhand einer ungewichteten Verschuldungsquote (Leverage Ratio) festzulegen.

   Nach Aussage der EZB ist das Vertrauen der Märkte in den Zustand der Bankbilanzen von überragender Bedeutung. Die Bankbilanzen müssten transparenter werden, damit sich die Stabilität der Banken bessern könne, heißt es in dem Bericht. Die EZB fährt darin fort: "Weniger Komplexität und Undurchschaubarkeit in der Art, wie die Banken ihre riskogewichteten Aktiva berechnen, würde das Vertrauen in die Eigenkapitalquoten der Banken stärken."

   Die EZB spricht damit einen Punkt an, der im Zuge der Umsetzung der Eigenkapitalrichtlinien nach Basel III wieder verstärkt diskutiert wird. Die Banken müssen ihre Eigenkapitalausstattung Stück für Stück erhöhen - wie stark, das hängt davon ab, wie riskant ihre Geschäfte, also Aktiva, sind. Nach Meinung vieler Kritiker ist diese Risikobeurteilung der Banken nicht nachvollziehbar genug. Sie wollen deshalb pauschal mehr Eigenkapital fordern.

   Nach Basel III müssen die Banken ab 2018 eine Leverage Ratio, einen Quotienten von Bilanzsumme und regulatorischem Eigenkapital, von mindestens 3 haben. Ende 2012 lag dieser Quotient bei 1,9. Der Haken besteht darin, dass die Leverage Ratio derzeit nur ein ergänzendes Maß für die Eigenkapitalausstattung darstellt. Vorrangig sind die Quoten, die risikogewichtet nach den Aktiva berechnet werden.

   Geht es nach der Bundesbank, bleibt das auch so. Bundesbankvizepräsidentin Sabine Lautenschläger warnte in dieser Woche davor, aus der Leverage Ration eine erstrangige Messgröße zu machen, nur weil sie vorgeblich einfacher zu berechnen sei. Wolle man die Leverage Ratios verschiedener Länder trotz unterschiedlicher Bilanzierungsregeln vergleichbar machen, erfordere das einigen Aufwand, sagte sie.

   Lautenschläger hofft, "dass sich die internationale Gemeinschaft davon überzeugen lässt, dass sie die Leverage Ration nur als Instrument der Säule II", also als nachrangiges Instrument, einführt. Sie räumte allerdings ein, dass die Alternative, die Risikogewichtung, "bei weitem" nicht perfekt sei. Das sieht auch die EZB so, wie der aktuelle Finanzstabilitätsbericht zeigt. Entschieden wird über Höhe und Bedeutung der Leverage Ratio erst 2017.

   In der deutschen Finanzwirtschaft wird dieses Instrument überwiegend abgelehnt. Der Co-Chef der Deutschen Bank, Anshu Jain, warnte in dieser Woche bei einer öffentlichen Anhörung der Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen vor diesem Instrument, weil sie nicht zwischen Barbeständen und Ramschanleihen unterscheide. Man müsse Ungleiches aber auch ungleich behandeln, forderte er. Die Grünen dagegen befürworten die Leverage Ratio als einzige im Bundestag vertretene Partei und sprechen von einer "Schuldenbremse für Banken". Sie können sich Leverage Ratios größer als 5 vorstellen.

   Sollte der Baseler Ausschuss die Leverage Ratio zu einem erstrangigen Instrument machen, würde das für deutsche Institute einigen zusätzlichen Kapitalbedarf mit sich bringen. Allerdings könnte es sein, dass der Ausschuss seine tatsächlichen Forderungen vom Geschäftsmodell der Banken abhängig macht. Andrew Haldane, der als Mitglied des Baseler Ausschusses ebenfalls an der Anhörung teilnahm, stellte das jedenfalls auf Nachfrage in Aussicht.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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   May 29, 2013 11:00 ET (15:00 GMT)

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