18.02.2016 14:16:40

EZB debattiert zeitweiliges Überschießen ihres Preisziels

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der geldpolitische Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) denkt offenbar darüber nach, sein mittelfristiges Preisziel zwischenzeitlich etwas weniger streng auszulegen. Auf der jüngsten Zinssitzung sei das Argument vorgebracht worden, dass es nach einer langen Phase mit geringen Inflationsraten "logisch" sei, die Inflation zeitweise über das Zwei-Prozent-Ziel hinaus steigen zu lassen. Das geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten Protokoll zur Zinssitzung Mitte Januar hervor.

Darüber hinaus wurde diskutiert, ob es angesichts neuer globaler Wachstumsrisiken angezeigt sein könnte, die Geldpolitik vorsorglich zu lockern, anstatt bis zum Eintritt dieser Risiken abzuwarten. Es seien allerdings auch Einwände gegen einen derartigen geldpolitischen Ansatz aufgekommen, der explizit darauf abziele, sich gegen Risiken abzusichern.

Besorgt zeigten sich die Notenbanker wegen des neuerlichen Preisverfalls am Rohölmarkt. So wurde die Gefahr von Zweitrundeneffekten diskutiert, die auftreten können, falls sich fallende Inflationsraten in geringeren Lohnabschlüssen niederschlagen. Letztlich könne dies dazu führen, dass auch die um Energiepreise bereinigte Inflation (Kerninflation) in Mitleidenschaft gezogen werde.

Zurzeit steuert die EZB in ihrem Kampf gegen die sehr niedrige Inflation auf eine neue geldpolitische Lockerung zu. EZB-Präsident Mario Draghi hatte nach der jüngsten Ratssitzung angekündigt, die geldpolitische Ausrichtung auf der nächsten Sitzung im März zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen. Die meisten Bankvolkswirte rechnen mit einer weiteren Lockerung, sind sich aber uneins, wenn es um konkrete Schritte geht. Häufig wird eine weitere Senkung des bereits negativen Einlagensatzes genannt, einige Ökonomen rechnen auch mit einer Ausweitung der Wertpapierkäufe./bgf/jsl

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