25.03.2015 15:09:00
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Experte: Vorstandsbezug 47-fach höher als Durchschnittslohn
Völlig anders sehe das bei Aufsichtsräten aus, die in Österreich deutlich unterbezahlt seien und sich im europäischen Vergleich am unteren Limit bewegen würden. Doch nicht nur bei der Bezahlung hapere es, sondern auch bei der Auswahl. "Kennst wen - so wird man was in Österreich", so Fritz vor Journalisten. Es dominiere bei der Auswahl das Beziehungsgeflecht. "Es ist ein bisschen ein Insiderclub", bemängelte Fritz.
Dabei sei der Job durchaus fordernd - und ein Aufsichtsrat hafte mit seinem persönlichen Vermögen. Hier würden auch Versicherungen nur bedingt helfen. Kürzlich habe ihn ein Interessent für einen Aufsichtsratsposten erklärt, eine Aufsicht bei einer Bank interessiere ihn nicht, er sei ja kein "Selbstmörder". Dazu käme der erhebliche Zeitaufwand, so habe es in der Erste Bank im Vorjahr fast 50 Aufsichtsratssitzungen gegeben, ergänzte der Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger.
Fritz wünscht sich, dass Experten zum Zug kommen, und zwar in einem gemischten Team. "Im Fußball gibt es ja auch nicht nur Tormänner", so Fritz. In Österreich ist ein Aufsichtsrat im Schnitt 59 Jahre alt und bleibt acht Jahre im Kontrollorgan. In dieser Zeit hat er fünf bis sechs Sitzungen pro Jahr mit einer Durchschnittsdauer von vier Stunden. Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat bekommen in Österreich, im Gegensatz zu Deutschland, so gut wie nichts bezahlt.
Was die Vorstandsbezüge betrifft, schaut es mit den Rechten der Aktionäre hierzulande schlecht aus im EU-Vergleich. "Say to pay", also das Recht der Aktionäre über die Vergütung mitzubestimmen, gibt es in Österreich nicht. In Dänemark, den Niederlanden, Schweden, Spanien und Großbritannien hingegen gibt es ein verbindliches Votum, in Deutschland zumindest eine beratende Abstimmung. Dies habe auch Einfluss auf die Transparenz, so die deutsche Kleinanlegervertreterin Christiane Hölz. Als Beispiel nannte sie die österreichische Firma Andritz und die deutsche Firma Gea - bei Andritz ist der Bericht über Vorstandsbezüge 1,5 Seiten lang, bei Gea 14 Seiten. "Was ich bei Andritz sehe würde mir auf gar keinem Fall reichen", so Hölz.
Kleinanlegervertreter Rasinger hat heute seinen Forderungskatalog für die Stärkung des Kapitalmarktes präsentiert. Unter anderem will er Sammelklagen zu vertretbaren Kosten ermöglichen und Hemmnisse für Geschäftsbeziehungen mit Steueroasen. Für alle börsenotierten Unternehmen soll es eine Verpflichtung für die Erstellung eines einheitlichen Vergütungsberichtes geben.
Ein Blick in die Geschäftsberichte der teilstaatliche Unternehmen in Österreich zeigt folgendes Bild: Bei der Post AG, die zu 52,85 Prozent den Österreichern gehört, verdiente Chef Georg Pölzl inklusive Bonusprogramm im Vorjahr 1,13 Mio. Euro, ein Plus von 1,4 Prozent gegenüber 2013. Die drei weiteren Vorstände erhielten zwischen 680.000 und 891.000 Euro Jahresbezug brutto. Die Post konnte im Vorjahr ihr Betriebsergebnis (Ebit) um 5,9 Prozent auf 197 Mio. Euro erhöhen.
Bei der OMV (Staatsanteil 31,5 Prozent) erhielt Boss Gerhard Roiss 2013 rund 1,6 Mio. Euro brutto, seine vier Vorstandskollegen zwischen 604.000 und 1,4 Mio. Euro. Das Betriebsergebnis der OMV sank im Jahr 2013 von 3,1 auf 2,7 Mrd. Euro.
Bei der Telekom Austria (Staatsanteil: 28,42 Prozent) bekam der dreiköpfige Vorstand im Jahr 2013 zusammen knapp 2,5 Mio. Euro, ein Jahr zuvor waren es "nur" 1,7 Mio. Euro. Nicht enthalten sind dabei Bonuszahlungen durch das Long Term Incentive-Programm, die Zahlungen je Vorstand wurden im Geschäftsbericht nicht aufgelistet. Im Jahr 2013 gab das Betriebsergebnis um 17,4 Prozent auf 377,6 Mio. Euro nach.
In Deutschland ist die Managervergütung von Firmen, die im Deutschen Aktienindex DAX notierten, auf einem Rekordhoch. Sie legte um zehn Prozent zu. Angeführt wurde die Liste der Topverdiener erneut von VW-Chef Martin Winterkorn. Er verdiente den Angaben zufolge 15,86 Mio. Euro.
(Schluss) stf/phs/miw
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