Euro am Sonntag |
17.04.2017 12:15:00
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Lanxess: Transformation beginnt zu wirken
Matthias Zachert ist bei Lanxess längst nicht am Ziel. Dabei macht der Chef der Spezialchemiefirma seinen Job bereits richtig gut. Vergangenes Jahr wurde der MDAX-Konzern erneut profitabler und steigerte das operative Ergebnis prozentual zweistellig. "Doch in aller Offenheit: Wir streben nach mehr. Wir werden Lanxess konsequent weiter transformieren und ich glaube sagen zu können, unser Wandel wird sich noch beschleunigen", erklärt Zachert. Der Umbau genügt dem 49-Jährigen noch nicht. Aus dem von Massenmärkten und Konjunkturzyklen abhängigen Unternehmen will er einen auf Nischen fokussierten Spezialchemiker formen.
Vor der Neuausrichtung aber lag das "Tal der Tränen", wie Zachert die nötige Sanierung nannte. Einst zum Weltmarktführer für synthetischen Kautschuk in der Reifen- und Autoindustrie aufgestiegen, brachten Überkapazitäten und Preisdruck den Konzern 2013 an den Rand der Überschuldung und tief in die Verlustzone. Als Zachert 2014 den Chefposten übernahm, hatte er zunächst eine Hauptaufgabe: Schulden und Kosten senken.
Rosskur hat gewirkt
Der Betriebswirt wusste, wo er den Rotstift ansetzen musste. Vor seinem Wechsel zum Pharmakonzern Merck war er zwischen 2004 und 2011 Finanzchef von Lanxess gewesen. Der Rosskur fielen 1.000 Stellen zum Opfer. Das brachte die Kölner noch im selben Jahr in die schwarzen Zahlen. Doch angesichts eines Minigewinns längst nicht aus der Krise.
Der "Befreiungsschlag" folgte ein Jahr später. Lanxess kündigte an, das Kautschukgeschäft in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Ölkonzern Saudi Aramco einzubringen. Die Saudis zahlten für eine Beteiligung von 50 Prozent 1,2 Milliarden Euro und boten direkten Zugang zu Kautschukvorprodukten. Seither ist Gummi weder Kern- noch Zukunftsgeschäft von Lanxess. Die Branche rechnet fest damit, dass die Araber nach Ablauf der Haltefrist 2019 die restlichen Anteile übernehmen.
Mit der Milliardeneinnahme im Rücken konnte Zachert "auf Wachstum schalten". 2016 schlug der begeisterte Hobbyläufer gleich zwei Mal zu: Mit der 2,4 Milliarden Euro teuren Übernahme von Chemtura stemmte er die größte Akquisition der Firmengeschichte. Durch den Deal steigt Lanxess zu einem der weltweit führenden Anbieter von Flammschutz- und Schmierzusatzstoffen auf und baut sein Geschäft in den USA deutlich aus. "Mit der Akquisition macht das Unternehmen einen weiteren Schritt in Richtung der sogenannten Neuen Lanxess, um weniger zyklisch zu sein", sagt DZ-Bank-Analyst Peter Spengler. Zachert betrachtet mit den Zukäufen aber gerade mal zwei der insgesamt acht Geschäftsfelder als "aufgewertet".
Konservativ trotz gutem Start
Wie weit der Spezialchemiker bereits gekommen ist, zeigen die jüngsten Zahlen. Im vierten Quartal 2016 zogen die Absatzmengen stark an, was die Auslastung und damit die Margen trieb. Die Nachfrage hält an. "Wir werden 2017 sehr stark starten", sagt Zachert. Der Manager sagte für das erste Quartal des laufenden Jahres ein um 20 Prozent höheres operatives Ergebnis voraus. Angesichts der guten ersten drei Monate scheint vielen der Ausblick für das Gesamtjahr konservativ. Insgesamt soll das operative Ergebnis 2017 nur leicht steigen, zumal Chemtura nicht in den Erwartungen berücksichtigt ist. Analyst Spengler sieht bei der Prognose daher "Spielraum für Erhöhungen".
Zachert setzt neben Zukäufen auf Kostendisziplin und Investitionen. Um die Ausgaben zu senken, ziehen Projektgruppen durch die Werke und suchen Effizienzpotenziale. Statt geplanter 20 wurden 2016 so gleich 40 Millionen Euro eingespart. Wegen eines höheren Bedarfs werden bis 2020 zudem 100 Millionen Euro in neue Kapazitäten für Produkte wie Aromastoffe investiert.
Was die Ausgaben bringen sollen, zeigen die Hochleistungskunststoffe. Statt weiter Massenware herzustellen, veredelt Lanxess sein Material nun selbst und verkauft die leichten und hochfesten Kunststoffe direkt an die Autoindustrie. Zachert führt den Konzern damit an jenen Teil der Wertschöpfungskette, an dem sich gut verdienen lässt.
Investor-Info
Lanxess
Profitabler Umbau
Ab Mitte 2017 dürfte Lanxess den Umsatz von Chemtura von 1,6 Milliarden Dollar konsolidieren. Im laufenden Jahr wird die Kölner die Integration der Amerikaner stark beschäftigen. Im ersten Quartal 2017 hat Lanxess auch von vorgezogenen Orders profitiert. In den kommenden Monaten dürfte sich das Geschäft somit abschwächen. Spareffekte und der sinkende Anteil des margenschwachen Massengeschäfts sollten Profitabilität und Aktienkurs aber langfristig treiben.
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