Nach Milliarden-Verlust 31.07.2014 17:30:00

Erste-Verluste im Osten: Das kosten die Abschreibungen

Da hatte der Vorstand für heuer einen Jahresverlust von bis zu 1,6 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Grund dafür sind teure Kreditabschreibungen in Ungarn und Rumänien, der Firmenwert der Tochter BCR in Rumänien musste jetzt auf null abgeschrieben werden. In Rumänien wird ein größerer Teil von Verlusten aus dem Verkauf fauler Kredite allerdings erst im zweiten Halbjahr anfallen. Auch für Ungarn muss die Bank noch einiges zurücklegen.

In Ungarn stieg der Verlust der dortigen Tochter im Halbjahresvergleich um mehr als die Hälfte auf 142,9 Mio. Euro. Die rumänische Tochterbank BCR lieferte zur Jahresmitte heuer 73,6 Mio. Euro Verlust ab. Im Halbjahresbericht deponiert Erste-Chef Andreas Treichl, an den Verlust schreibenden Töchtern festzuhalten. Er sehe "keinen Grund, an unserer Präsenz in der Region etwas zu ändern."

"Natürlich sind wir über den für 2014 angekündigten Verlust ebenso wenig glücklich wie unsere Anleger", schreibt Treichl im Aktionärsbericht. "Wir sind aber zuversichtlich, damit eine Periode abgeschlossen zu haben, die von negativen Einmaleffekten und extrem hohen Risikokosten geprägt war."

Den Nettoverlust von 929,7 Mio. Euro zum Halbjahr per Ende Juni begründet die Bank mit belastenden Einmaleffekten - fast ausschließlich in Ungarn und Rumänien - von in Summe 1,25 Mrd. Euro.

In Ungarn mussten nach Bankangaben schon im ersten Halbjahr im ersten Schritt 130,3 Mio. Euro zur Seite gelegt werden, nachdem ein neues Gesetz die Banken zur Rückzahlung überhöhter Wechselkurse bei Fremdwährungskrediten verdonnert. Im zweiten Halbjahr wird das nocheinmal rund 170 Mio. Euro kosten.

In Rumänien machte der forcierte Abbau fauler Kredite zusätzliche Kreditvorsorgen und Abschreibungen nötig, ebenso eine "Neuevaluierung des zukünftigen Ertragspotenzials der Banca Comerciale Romana." Während die Risikokosten großteils erst im zweiten Halbjahr anfallen, mussten bis Juni auf die BCR in der Erste-Bilanz 854,2 Mio. Euro abgeschrieben werden. Im Detail waren es auf die Rumänienbank 319 Mio. Euro Firmenwertabschreibung, für 535 Mio. Euro wurden Kundenstock, Marke und sonstige rumänische Vermögenswerte abgeschrieben.

Im Kroatiengeschäft wurden restliche Firmenwerte von 101,8 Mio. abgeschrieben - konkret 61,4 Millionen auf Kroatien und 40,4 Millionen auf die "Steiermärkische", die maßgeblich an der Erste Bank Croatia beteiligt ist. Zudem gab es Abschreibungen latenter Steuern, was 164,2 Mio. Euro kostete.

Noch nicht beziffert werden mögliche Kosten für eine von Ungarn angekündigte Zwangskonvertierung von Fremdwährungskrediten. Bis Jahresende werden zusätzliche Risikovorsorgen in Rumänien nötig, um den beschleunigten Abbau von Not leidenden Krediten fortzusetzen.

Dass es im zweiten Quartal auch positive Entwicklungen gab, erschließt sich nicht auf den ersten Blick, räumt die Erste ein. Anlass zu "verhaltendem Optimismus" gab, dass im Quartalsvergleich erstmals seit fast drei Jahren der gesunde Kreditbestand gestiegen sei. Der Bestand an Not leidenden Krediten sei weiter gesunken und liege das erste Mal seit zwei Jahren unter 12 Mrd. Euro. Die Quote an faulen Krediten lag Ende Juni bei insgesamt stabilem Kundenkreditvolumen bei 9,4 (9,6) Prozent.

Treichl will in Zukunft wieder "nachhaltige und die Kapitalkosten übersteigende Gewinne" erwirtschaften. Für 2015 ist ein "adäquater Nettogewinn" das Ziel. Kommendes Jahr sieht die Bank eine Eigenkapitalverzinsung von 8 bis 10 Prozent. Wegen der "effektiven Verkleinerung" des Geschäfts in Ungarn und Rumänien geht der Vorstand von leichten Rückgängen beim Betriebsergebnis 2014 und 2015 aus. Das sollte aber durch eine Normalisierung der Risikokosten "ab 2015 mehr als wettgemacht" werden, hofft Treichl, der dann ein "signifikant höheres und stabileres" Betriebsergebnis nach Risiko erwartet.

Treichl sieht Kapitaldecke auch für weitere Überraschungen dick genug

Die Erste Group will auch nach dem heurigen Milliardenverlust bei ihrem Kernkapital - so wie es nach den internationalen Bankenkapitalvorschriften 2019 zu rechnen ist - nicht unter die mit der Aufsicht vereinbarte Größe fallen. Vereinbart waren bei der vorjährigen Rückzahlung des Staatsgelds 10 Prozent. Das war eine Bedingung von Notenbank und Finanzmarktaufsicht (FMA).

Dass Erste-Chef Andreas Treichl nun bereits drei Mal teure Überraschungen zum Ostbankenengagement lieferte, hatte ihm Anfang Juli negative Schlagzeilen beschert und die Aktie kurz abstürzen lassen. Es gilt als offenes Geheimnis, dass die teuren Abschreiber mit den europäischen Bankenstresstests und Bilanzchecks zu tun haben.

Im zweiten Quartal 2014 gab es wegen Rumänien und Ungarn 1,03 Mrd. Euro Verlust, die das gesamte erste Halbjahr mit 930 Mio. Euro rot färbten. Trotzdem blieb die so genannte "Basel-III-CET-1"-Kapitalquote (Vollanwendung von "Basel III") mit Ende Juni bei 10,8 Prozent und damit auf der Höhe von Ende Dezember. Der Vorstand geht davon aus, zum heurigen Jahresende nicht unter 10 Prozent zu fallen. "Wir sind jetzt noch um ein großes Stück sicherer, dass wir die 10 Prozent halten können", sagte Treichl am Donnerstag zur Vorlage der Halbjahreszahlen.

"Das scheint jetzt sehr gut abgesichert zu sein." Selbst für den Fall, dass aus Ungarn im dritten und vierten Quartal noch eine mittlere oder größere Überraschung blüht, wie Treichl mit Blick auf mögliche Kosten aus einer Zwangskonvertierung von Fremdwährungskrediten meinte. Aus Rumänien werden im dritten Quartal Wertberichtigungen nach dem Verkauf eines größeren Pakets fauler Kredite erwartet.

Der Banker ist auch überzeugt, dass die Aufseher Zeit zur Auffüllung geben würden, sollte die Kapitalquote in einem Quartal einmal unter die 10 Prozent fallen. "Da zerbreche ich mir nicht den Kopf, weil ich nicht glaube, dass das der Fall ist."

Zum Halbjahr 2014 bezifferte die Bank das gesamte Kapital mit 14,1 Mrd. Euro, das harte Kernkapital machte 11,5 Mrd. Euro aus.

Dass die Kernkapitalquote im Verlusthalbjahr nicht gesunken ist, lag laut Bank daran, dass Firmenwertabschreibungen (Rumänien, Kroatien) nicht auf das regulatorische Kapital durchschlugen, weil Firmenwerte hier vorweg abgezogen sind.

Um eine Milliarde hat die Bank im Halbjahr Firmenwerte und immaterielle Vermögenswerte (Marken, Kundenstock, IT-Projekte) abgeschrieben, auf mittlerweile 1,4 Mrd. Euro. Als nachhaltig bewertet werden vom Vorstand die Firmenwerte der Ceska Sporitelna (500 Mio. Euro) und der Slovenska Sporitelna (300 Mio. Euro).

Ob er bei seinen Bankkäufen in der Vergangenheit Fehler gemacht habe? Diese Frage müsse man sich stellen und stellen lassen, wenn man sich die Situation in Ungarn und Rumänien anschaue, räumte Treichl am Donnerstag ein. In der letzten Phase vor der Krise habe man in Rumänien zugeschlagen, und dafür habe man in den letzten Jahren bezahlt. Aus heutiger Sicht sei das natürlich ein Fehler gewesen. "Ich würde wohl hoffen, dass sich das in drei Jahren geändert haben wird."

Rot ist auch die Bilanz für Ungarn: "Hier haben wir in den letzten drei Jahren mehr Geld verloren als wir verdient haben, seit wir dort sind", sagte Treichl. An einen Ausstieg denkt er aber nicht. "Wir werden dort bleiben."

In Kroatien wollte sich die Erste zuletzt um die Postanska Bank verstärken. "Wir haben ein Angebot gelegt, aber die Regierung hat es nicht akzeptiert". Im Moment sehe es nicht danach aus, dass diese Bank zu haben sei.

rf/itz

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