Niedrigere Risikokosten |
30.07.2021 17:50:00
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Erste Group-Aktie schließt deutlich stärker : Nettogewinn deutlich gesteigert
Finanzvorstand Stefan Dörfler sieht den Wirtschaftsaufschwung in der Bank-Bilanz widergespiegelt: "Eine solide Ertragslage, stabile Kosten und ein im Vergleich zum Corona-Jahr 2020 deutlich geringeres Volumen an Risikovorsorgen haben zu einer deutlichen Verbesserung unseres Halbjahresergebnisses beigetragen. Für das Gesamtjahr 2021 sind wir vorsichtig optimistisch, weil wir uns bewusst sind, dass vieles vom weiteren Verlauf der Pandemie abhängt", erklärte er.
Für das Geschäftsjahr 2019 hat die börsennotierte Bank, im Pandemie-Jahr 2020 den Vorgaben der Europäischen Zentralbank (EZB) folgend, keine Dividende gezahlt. Heuer kehre man wieder zu einer "progressiven Dividendenpolitik" zurück, heißt es in der Mitteilung. Im Mai wurde bereits eine Bardividende von 0,5 Euro je Aktie für das Geschäftsjahr 2020 ausgeschüttet. Eine außerordentliche Hauptversammlung vermutlich im November soll nun eine weitere Ausschüttung von 1 Euro je Aktie ("Nachholdividende") beschließen. Für das laufende Geschäftsjahr könnte 2022 eine Dividende von 1,6 Euro je Aktie fließen, so der vom CEO Bernhard Spalt angekündigte Plan.
Das Betriebsergebnis stieg in den ersten sechs Monaten um 24 Prozent auf 1,69 Milliarden Euro, nach 1,36 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Das Geldinstitut sieht dafür einen soliden Zinsüberschuss, ein deutliches Wachstum der Provisionserträge sowie einen starken Anstieg des Handels- und Fair-Value-Ergebnisses verantwortlich. Das Risikoumfeld habe sich im Verlauf des ersten Halbjahres wieder freundlicher gezeigt, was die Risikovorsorgen für faule Kredite auf 83 Mio. Euro abschmelzen ließ. Im Vorjahreszeitraum betrugen die pandemiebedingten Risikokosten noch 675 Mio. Euro. Die NPL-Quote (Non-Performing Loans - faule Kredite) bezogen auf Bruttokundenkredite verbesserte sich auf 2,5 Prozent, nach 2,7 Prozent zum Jahresende 2020.
Der sonstige betriebliche Erfolg belief sich auf minus 172 Mio. Euro, nach minus 170 Mio. im Vorjahr. Der Rückgang der Bankenabgaben um mehr als ein Drittel auf 52 Mio. Euro sei vor allem auf den Wegfall der Bankensteuer in der Slowakei zurückzuführen. Derzeit sind in zwei Kernmärkten der Erste Group Bankenabgaben zu entrichten: In Ungarn entfielen auf die Bankensteuer für das gesamte Geschäftsjahr 14,9 Mio. sowie weitere 23,3 Mio. auf die Transaktionssteuer für das Halbjahr. Die Bankensteuer in Österreich lag bei 13,9 Mio. Euro. Der Zinsüberschuss stieg im ersten Halbjahr 2021 um 2,2 Prozent auf 2,45 Mrd. Euro. Der Provisionsüberschuss erhöhte sich im gleichen Zeitraum aufgrund positiver Entwicklungen im Zahlungsverkehr, der Vermögensverwaltung und dem Wertpapiergeschäft um knapp 15 Prozent auf 1,10 Mrd. Euro. Das Handels- und Fair-Value-Ergebnis erhöhte sich auf knapp 127 Mio. Euro nach 9 Mio. im Vorjahreszeitraum deutlich. Insgesamt stiegen die Betriebserträge um 9,2 Prozent auf 3,79 Mrd. Euro.
Die Bilanzsumme stieg seit Jahresbeginn um 9,4 Prozent auf 303,4 Mrd. Euro. Der Verwaltungsaufwand des Geldinstituts sank um 0,6 Prozent auf 2,10 Mrd. Euro, die Personalaufwendungen um 1,3 Prozent auf 1,25 Mrd. Euro. Der Personalstand der Erste Group sank im Vergleich zum Jahresultimo 2020 um 1,2 Prozent auf 45.124 (Vollzeitäquivalente).
Bei der Halbjahrespressekonferenz wurden Fragen zu Inflation, Immobilien und digitalem Geld erörtert. Die Inflationsentwicklung müsse man wirklich genau im Auge behalten, sagte Vorstandschef Bernhard Spalt: Höhere Rohstoffpreise und Mangel an qualifizierten Arbeitskräften deuteten auf einen Preisdruck nach oben. Ob die anziehende Teuerung, wie die EZB meine, nur temporär sei, das werde sich Anfang 2022 zeigen. Finanzvorstand Dörfler verwies auf die internationalen Märkte der Erste Group: "Wir sind ein wunderbarer Hybrid aus Eurozone und Nicht-Eurozone". Die Notenbanken in Ungarn und Tschechien, also in Ländern außerhalb des Euroraums, hätten bereits die Leitzinsen erhöht, um gegen die Preissteigerung gegenzusteuern. Die EZB halte hingegen an ihrer Geldpolitik fest.
Teurer werden jedenfalls Wohnungen und Häuser. Am österreichischen Immobilienmarkt gebe es bereits teilweise eine "Überhitzung", erklärte Erste-CEO Spalt: "Wir sehen einen starken Preisauftrieb, aber noch keine Blase." Durch die steigenden Preise werde die Leistbarkeit von Wohnraum im Eigentum für junge Familien ein echtes Problem, hier müsse man Lösungen finden. Preisdämpfend wirken laut dem Bankchef in Österreich der große Teil des geförderten Wohnbaus und die Genossenschaftsstrukturen, die viel an Preisdruck herausnehmen. Es gebe zwar auch in Österreich die Tendenz zu mehr Investitionen in Wohnungen, aber der Großteil der Hypothekenfinanzierung diene dem Eigennutz, nämlich selber in der Immobilie zu wohnen. Das spekulative Element sei hierzulande deutlich geringer als im angloamerikanischen Raum.
Spalt, der auch Obmann der Bundessparte Bank und Versicherung in der Wirtschaftskammer ist, will in Österreich die Finanzierung von Unternehmen insbesondere im Tourismus stärken. Er schlägt hierfür ein "Wagniskapitalfondsgesetz" vor, mit dem Anleger in Wertpapierstrukturen investieren können und die Unternehmen dadurch ihr Eigenkapital stärken. Der Erste-CEO sieht hierfür die luxemburgischen SICAVs als Modell: "Eine SICAV-Struktur für Österreich ist machbar."
In Wien kletterte die Erste Group-Aktie bis Handelsende um 1,08 Prozent auf 32,71 Euro.
APA
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