04.07.2021 11:54:39
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EM/'Leb wohl, Belgiens Goldene Generation': De Bruyne & Co. ungekrönt
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Lack ist ab. Belgiens angeblich Goldene Generation um Kevin De Bruyne bleibt ungekrönt. Nach dem erneuten vorzeitigen Scheitern gegen meisterhafte Italiener (1:2) im EM-Viertelfinale stehen die "Roten Teufel" vor einer Renovierung. Nationaltrainer Roberto Martinez lässt seine Zukunft offen, in der Defensive brauchen die Belgier eine Verjüngungskur.
"Fußball kann manchmal grausam sein", konstatierte Martinez am Freitagabend. Der Spanier übernahm die unter seinem Vorgänger Marc Wilmots stagnierenden Hochbegabten nach der EM 2016 und schien ihr Potenzial auch vollends entfesseln zu können. Mehr als Platz drei bei der WM 2018 hat der Weltranglistenerste um Romelu Lukaku, Eden Hazard & Co. aber nicht erreichen können.
"Leb wohl, Belgiens Goldene Generation, die vielleicht schon zum Scheitern verdammt war, sobald man ihr den Namen aufgebürdet hatte", kommentierte "The Guardian" in England. "Diese war vielleicht die letzte Chance einer Goldenen Generation aus Belgien, um ganz vorne zu landen", befand "NOS" in den Niederlanden.
"Die Enttäuschung ist groß", räumte Spielmacher De Bruyne ein, der große Momente gegen die taktisch brillanten Italiener hatte, aber eben nicht die ganz großen. "Für mich persönlich waren es vier oder fünf verrückte Wochen", resümierte der Regisseur von Manchester City. "Erst die Verletzung im Champions-League-Finale, dann gegen Portugal. Ich muss mich wirklich bei unserem medizinischen Personal bedanken, sie haben alles getan, damit ich spielen konnte. Denn eigentlich ist das ein Wunder."
De Bruyne erlebte einen Höllenritt. Im verlorenen Finale der Königsklasse Ende Mai hatte der 30-Jährige nach einem Zusammenprall mit dem deutschen Nationalspieler Antonio Rüdiger vom FC Chelsea einen Nasenbein- und Augenhöhlenbruch erlitten.
Gegen die Portugiesen am Sonntag vor einer Woche rissen ihm Bänder im linken Sprunggelenk, wie er nach dem zweiten Aus in einem EM-Viertelfinale nacheinander einräumte. "Kevin De Bruyne hat eine unglaubliche Hingabe gezeigt", schwärmte Martinez. "Er hat alles gegeben. Das ist die Mentalität dieses Teams."
Ein Goldener Geist steckt aber vermutlich nicht in dieser Truppe, dessen Mitglieder im Vereinsfußball Titel um Titel erringen. Von ihren vergangenen 28 Länderspielen haben die Belgier zwar nur zwei verloren - aber jedes Mal, wenn es darauf ankam.
Der am Oberschenkel verletzte Eden Hazard fehlte Belgien in der Offensive als ein weiterer Ausnahmekönner. Der Star von Real Madrid musste das Aus Fingernagel kauend mit schwarzer Kappe auf dem Kopf und im Trainingsanzug auf der Tribüne mitverfolgen.
Martinez selbst, der noch einen Vertrag bis zur WM 2022 besitzt, ließ seine Zukunft offen. "Mir fällt es im Moment schwer, über etwas anderes zu reden als über die Niederlage und unser Ausscheiden aus der EM", sagte er. Dem "GrenzEcho" zufolge hat Martinez in seinem Vertrag eine Ausstiegsklausel, die bei einem konkreten Angebot aus dem Vereinsfußball greift. Seit seiner Zeit bei Wigan Athletic und dem FC Everton wird er in der Premier League hochgeschätzt.
Das Aus müsse für einige seiner Routiniers aber "nicht das Ende" sein, meinte Martinez. "Es ist klar, dass die Jugend nachkommt", meinte De Bruyne, der mit 30 Jahren zu den Erfahrenen zählt. Der gegen Italien wirbelnde Jeremy Doku (19) von Stade Rennes gehört im Angriff hingegen zur kommenden Generation, ein Dries Mertens (34) ist nur noch Nebendarsteller. Die Belgier werden sich insbesondere in der Abwehr um Rekordnationalspieler Jan Vertonghen (34), Thomas Vermaelen (35) und Toby Alderweireld (32) verjüngen müssen.
Und der Rest? Der könnte nochmal angreifen - zumindest bei der WM in Katar in knapp eineinhalb Jahren. In Doku oder Mittelfeldspieler Youri Tielemans (24) seien "neue Spitzenspieler auf dem Weg", urteilte "De Telegraaf" in den Niederlanden. Und auch "The Guardian" meinte nach seinem Abgesang am Ende dann doch versöhnlich: "Spieler wie Kevin De Bruyne, Romelu Lukaku, Youri Tielemans und ein oder mehrere Hazards haben noch etwas im Tank." Nur wieviel?/mom/DP/zb
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