Achterbahnfahrt |
20.08.2024 06:35:00
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Eine Chronologie der Twitter-Übernahme durch Tesla-Chef Elon Musk
• Eine feindliche Übernahme wird zu einer friedlichen Vereinbarung
• Dann will Musk Twitter nicht mehr kaufen - muss er aber
Wohl kaum jemand hätte Anfang des Jahres gedacht, dass die Twitter-Aktie Ende 2022 an den Börsen nicht mehr frei handelbar sein wird. Auch den Grund dafür - die Übernahme durch Elon Musk - hätten sich die besten Geschichtenerzähler nicht einfallen lassen können. Doch im Oktober 2022 wurde aus Elon Musks Twitter-Kauf Realität. Die Übernahme war dabei aber alles andere als ein geradliniger Prozess: Erst wollte Musk Twitter kaufen, dann doch nicht mehr, schließlich musste er. Wie kam es zu diesen Wirrungen?
Anfang April: Musk kauft ein großes Twitter-Aktienpaket - und darf in den Verwaltungsrat
Am 4. April wurde Elon Musks Aufbau einer großen Twitter-Beteiligung publik. Laut einem Dokument der US-Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits ein üppiges Twitter-Aktienpaket in Höhe von 2,9 Milliarden US-Dollar gekauft, dem entsprachen 73,5 Millionen Twitter-Aktien. Damit stieg Musk prompt zum größten Einzelaktionär des Online-Nachrichtendienstes auf: 9,2 Prozent des Unternehmens befanden sich zu dem Zeitpunkt in seiner Hand. In Anbetracht von Musks erheblicher Beteiligung am Unternehmen kündigte der damalige Twitter-CEO Parag Agrawal am 5. April an, dass der Tesla-Chef in den Verwaltungsrat von Twitter einziehen soll.
Mitte April: Musk startet Versuch einer feindlichen Übernahme
Fünf Tage später wurde bekannt, dass Musk den von Agrawal angebotenen Verwaltungsratsposten abgelehnt hatte. Am 13. April folgte dann die Sensationsnachricht: Musk startete mit einer feindlichen Übernahme von Twitter. Er kündigte an, den Twitter-Aktionären ihre Wertpapiere zu einem Stückpreis von 54,20 US-Dollar abkaufen zu wollen. Dies war für die Besitzer der Twitter-Aktien ein durchaus lukratives Geschäft, da die Aktie unmittelbar vor dem Übernahmepoker, am 1. April, noch knapp unter 40 US-Dollar kostete. Die Twitter-Aktie schnellte nach der Ankündigung denn auch rasch in die Höhe, erreichte aber nicht die 54,20 US-Dollar, weil Anleger dem Deal noch nicht ganz trauten. Das Misstrauen der Anleger hatte gute Gründe, wie sich in den kommenden Monaten herausstellen sollte.
Ende April: Twitter und Musk treffen gemeinsam eine Vereinbarung
Am 25. April folgte dann erneut eine interessante Wende: Statt des feindlichen Übernahmeversuches von Musk kam es nun zu einer zeitweisen Vereinbarung zwischen der Nachrichtenplattform und dem reichsten Mann der Welt: Der Tech-Multimilliardär werde demnach Twitter übernehmen und dafür die Summe von 44 Milliarden US-Dollar aufbringen. Der Stückreis pro Aktie blieb also bei den bereits zuvor angekündigten 54,20 US-Dollar. Musk versprach, dass er Twitter "besser machen wird als jemals zuvor". Er wolle es zu einer "globalen Plattform für Redefreiheit" ohne jegliche Zensuren entwickeln. Die meisten Medienexperten zeigten sich aber skeptisch und gaben ihrer Befürchtung Ausdruck, dass Musk den Kampf gegen Fake News und Hassbotschaften einschränken wird. Die Ankündigung des Tesla-Chefs vom 10. Mai, Ex-Präsident Donald Trump wieder zulassen zu wollen, gab den Kritikern dabei weiteren Grund zur Besorgnis.
Mitte Mai: Musk legt Twitter-Kaufpläne auf Eis
Die scheinbare Harmonie zwischen Musk und der Twitter-Führung währte aber nur kurz. Am 13. Mai legte Musk seine Kaufpläne plötzlich auf Eis. So lange keine Details zur Berechnung der Anzahl an Spam- und Fake-Konten bei dem Netzwerk vorlägen, wolle der Tesla-CEO die Nachrichtenplattform nicht übernehmen.
Anfang Juli: Musk sagt Twitter-Übernahme ab - aber Twitter will dagegen klagen
Am 8. Juli wurden vorherige Vermutungen dann offiziell: Musk sagte den Twitter-Kauf ab. Seine Anwälte warfen dem US-Unternehmen vor, "falsche und irreführende" Angaben in der Übernahmevereinbarung gemacht zu haben. Der Hauptpunkt des Streits waren dabei weiterhin vermeintliche Spam- und Fake-Konten. Zu diesem Zeitpunkt schien es so, als werde Musk Twitter doch nicht kaufen. Zumindest hatte er wohl das Interesse daran verloren - doch da schien Musk die Rechnung ohne Twitter gemacht zu haben. Twitter kündigte nämlich unmittelbar nach Musks Absage an, den Tech-Milliardär im Rahmen eines Gerichtsprozesses zum Kauf der Plattform zu zwingen.
Juli bis Oktober: Twitter leitet Verfahren gegen Musk ein
Am 12. Juli reichte Twitter seine Klage gegen Musk beim auf geschäftliche Auseinandersetzungen spezialisierten Gericht im US-Bundesstaat Delaware ein. Vertragsbruch lautete der Vorwurf. Es folgten mehrere Verfahrensschritte, der Beginn des eigentlichen Prozesses wurde auf den 17. Oktober terminiert. Zu diesem Zeitpunkt schien alles auf eine gerichtliche Verhandlung hinauszulaufen, doch auch diese Erwartungen sollten sich schließlich als falsch herausstellen.
Anfang Oktober: Musk sucht Versöhnung mit Twitter
Am 4. Oktober vollzog Musk dann erneut eine unerwartete Kehrtwende: Er wollte Twitter nun doch zu den im April vereinbarten Bedingungen kaufen. Einzige Voraussetzung für sein erneutes Kaufgebot: Der Gerichtsprozess wird abgesagt. Die zuständige Richterin Kathaleen McCormick ging auf dieses Gesuch ein und forderte Musk und Twitter dazu auf, eine gemeinsame Lösung zu erreichen. Den Gerichtstermin verschob sie auf den 28. Oktober.
27. Oktober: Musk übernimmt offiziell Twitter - Twitter-Aktien nicht mehr handelbar
Einen Tag vor Ende der Frist war es dann schließlich so weit: Musk wurde offiziell der alleinige Eigentümer von Twitter. Am 27. Oktober wurde die Twitter-Aktie von der New Yorker Börse NYSE genommen, die Aktionäre mit den vereinbaren 54,20 US-Dollar je Stück ausgezahlt. Sofort begann Musk mit einem massiven Umbau des Unternehmens: Die Führungsriege um Ex-CEO Agrawal und dem Finanzchef Ned Segal wurde entlassen, viele führende Kräfte kündigten selbst. Am 4. November setzte Musk dann den Job-Kahlschlag bei Twitter fort: 3.738 der 7.500 Beschäftigten erhielten ihre Kündigung per E-Mail. Zudem musste Twitter einen erheblichen Umsatzrückgang hinnehmen, da internationale Konzerne wie Volkswagen, Mondelez oder Pfizer sowie auch der Werberiese IPG nach Musks Übernahme ihre Werbung beim Online-Dienst pausierten. Es war also ein alles andere als ein einfacher Start für Musk als neuen Eigentümer von Twitter, zumal auch die Tesla-Aktie unter den Twitter-Kapriolen ihres CEO litt und im Herbst 2022 erheblich an Wert einbüßte.
Redaktion finanzen.at
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