Wandel |
11.05.2020 09:34:43
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E.ON im Fokus: Stabiler Dividendentitel in unruhigen Zeiten
LAGE BEI E.ON:
Der Energiekonzern wandelt sich nach der innogy-Übernahme zum reinen Netz- und Vertriebsunternehmen. Vor allem das Netzgeschäft verspricht stabile Gewinne - ist es doch stark reguliert. Und auch wenn die Netzentgelte mit der Zeit weiter sinken werden, so ist dieses Geschäft berechenbar und verspricht stetige Erträge. Nach der Übernahme wird der Anteil regulierter Geschäfte bei E.ON nach Aussagen von Konzernchef Teyssen bei rund 80 Prozent liegen. Damit werde E.ON berechenbarer und widerstandsfähiger.
Der Gewinn soll in den kommenden Jahren deutlich steigen. Dabei helfen sollen Einsparungen in Verwaltung und Informationstechnik. Aktionäre sollen mit einer stetig steigenden Dividende rechnen. Teyssen sieht E.ON in der Corona-Krise widerstandsfähig und gut aufgestellt.
Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) soll bis 2022 im Schnitt um 7 bis 9 Prozent jährlich wachsen. Den bereinigten Gewinn erwartet Finanzchef Marc Spieker in den kommenden drei Jahren im Schnitt um 10 bis 15 Prozent höher. Bei der Dividende strebt E.ON ein Plus je Aktie von 5 Prozent jährlich an. Auch danach soll die Ausschüttung an die Aktionäre weiter steigen.
Rund 90 Prozent der Investitionen in das Kerngeschäft will E.ON künftig in lokale und regionale Energienetze sowie in dezentrale Infrastruktur stecken. Die Einsparungen sieht E.ON bei 740 Millionen Euro ab 2022, 2024 sind dann 780 Millionen geplant. Darin enthalten ist der Abbau von 5000 Arbeitsplätzen.
Die Corona-Pandemie ist zwar auch bei E.ON ein Thema, doch sieht das Unternehmen vergleichsweise begrenzte Auswirkungen. E.ON sei nicht so hart getroffen wie andere Branchen, hatte Teyssen jüngst erklärt. "Soweit wir die Situation heute überblicken können, halten wir unser Geschäftsmodell für strukturell besonders widerstandsfähig", sagte er Ende März.
Aber auch Teyssen erwartet Auswirkungen auf die Bilanz. Der Energieverbrauch bei Industrie und Gewerbe gehe spürbar zurück. "Zurückgehende Absätze belasten mindestens zeitlich die Ertragskraft der Netze, es wird aber kompensierende Ausgleichseffekte in späteren Jahren geben", hatte er sich zuversichtlich gezeigt. Im Vertrieb habe sich E.ON an den geringeren Bedarf der Kunden angepasst "und hierdurch gewisse Verluste erlitten". Dabei sind die Umsätze, die E.ON mit Großkunden macht, marginal, der überwiegende Teil kommt von Privatkunden.
Das Unternehmen will am Dienstag (12. Mai) Zahlen für das erste Quartal vorlegen. Die Prognose für 2020 steht bisher unverändert - berücksichtigt allerdings die aktuellen Konjunktureffekte noch nicht. Das bereinigte Ebit soll 3,9 bis 4,1 Milliarden und der bereinigte Konzernüberschuss 1,7 bis 1,9 Milliarden Euro betragen. Dies wäre ein deutlicher Gewinnanstieg im Vergleich zum Vorjahr.
Die Zahlen von 2019 sind jedoch kaum vergleichbar. So ist Innogy erst seit Ende September voll bei E.ON konsolidiert. Dazu wird noch der Teil der erneuerbaren Energien in diesem Jahr an RWE übertragen. Seine eigenen Geschäfte mit den Erneuerbaren hat E.ON bereits zum 1. Oktober an RWE übergeben.
DAS SAGEN ANALYSTEN:
Viele Analysten schätzen Energieversorger wie E.ON als zuverlässige Dividendentitel - gerade in solch ungewissen Zeiten. Adam Dickens von der britischen Investmentbank HSBC bescheinigt E.ON defensive Qualitäten, Wachstum und sichere Dividenden, weswegen er die Aktie zu seinen Favoriten im Energiesektor zählt und zum Kauf empfiehlt.
Auch Deepa Venkateswaran von Bernstein Research schätzt diesen "belastbaren Charakter". Energie-Netze machten mehr als 80 Prozent des operativen Profils und Wertes von E.ON aus, so dass die Aktie in Krisenzeiten vergleichsweise robust sei, konstatierte das Analysehaus Kepler Cheuvreux.
Europäische Versorger seien in der Covid-19-Krise robust, aber dagegen nicht immun, schrieb dagegen Analyst John Musk von RBC. Eine geringere Energie-Nachfrage, niedrigere Strompreise und möglicherweise steigende Kapitalkosten hätten die größten Auswirkungen auf den Sektor. Risiken sehen Marktbeobachter dabei vor allem im Vertriebsgeschäft.
So verwies Goldman-Sachs-Analyst Alberto Gandolfi auf die Gefahr steigender Arbeitslosigkeit und drohender Zahlungsausfälle bei Kunden. Hinzu komme, dass ähnlich wie in Großbritannien auch in Spanien über rabattierte sozialverträgliche Tarife für die Verbraucher gesprochen werde. Sam Arie von der Schweizer Großbank UBS schrieb jüngst, bei E.ON sei fraglich, ob und inwiefern auch alle Kunden in der Rezession ihre Rechnungen begleichen können.
DAS MACHT DIE AKTIE:
E.ON hat im Corona-Crash ab Mitte Februar ein paar ordentliche Schrammen abbekommen. Das Papier fiel von seinem Mehrjahreshoch von mehr als 11 Euro Mitte Februar auf ein Tief von unter 8 Euro Ende März. Danach begann die Aktie, sich auf etwas mehr als 9 Euro zu erholen. In Summe verlor das Papier im Corona-Crash bisher rund ein Fünftel und damit in etwa so viel wie der Dax.
Nach der jüngsten Erholung befindet sich das Papier wieder auf einem ähnlichen Niveau wie in den vergangenen Jahren. Seit 2018 pendelt das Papier - mit Ausnahme des Hochs seit Mitte Februar diesen Jahres - zwischen 8 und 10 Euro. Auch der Anfang 2018 angekündigte Innogy-Deal beflügelte die Aktie nicht nachhaltig.
Immerhin konnte sich die Aktie von ihrem absoluten Tief knapp unter der Marke von 6 Euro wieder erholen - von ihrem Rekordhoch von rund 45 Euro Anfang 2008 sind die Anteile des 2000 aus der Fusion der beiden Mischkonzerne Veba und Viag entstandenen Unternehmens aber meilenweit entfernt.
Auf lange Sicht ist das E.ON-Papier ohnehin einer der größten Verlierer am deutschen Aktienmarkt. So verlor die Aktie in den vergangenen fünf, zehn beziehungsweise 15 Jahren 26 Prozent, 44 Prozent beziehungsweise 53 Prozent - damit zählte sie in diesen Zeiträumen immer zu den schwächsten Dax-Titeln. Deshalb liegt E.ON beim Ranking der wertvollsten deutschen Konzerne nur noch in der unteren Hälfte des deutschen Leitindex.
Das war Mitte des vergangenen Jahrzehnts noch anders. Da lag E.ON mit knapp 50 Milliarden Marktkapitalisierung in dieser Wertung noch unter den ersten Drei. Da mag es auch kaum trösten, dass es dem Konkurrenten RWE nicht viel besser ging - beide Titel litten unter anderem unter den mehrfachen Änderungen der Energiepolitik der Bundesregierung.
/nas/zb/fba
ESSEN (dpa-AFX)
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