Milliarden-Investitionen |
07.12.2021 16:09:00
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E.ON im Fokus: Im Fahrwasser der Klimapolitik
DAS IST LOS BEI E.ON:
Wenn in dieser Woche die neue Bundesregierung vereidigt wird, wird auch der von den Ampelparteien SPD, Grüne und FDP ausgehandelte Koalitionsvertrag wirksam - und dieser nimmt die Energiebranche ins Visier: Der Kohleausstieg ist "idealerweise" bis 2030 vorgesehen, also acht Jahre früher als bislang geplant. Außerdem soll Deutschland bis dahin 80 Prozent seines Stroms aus alternativen Energien beziehen. Bislang galt das Ziel, bis 2030 einen Anteil von 65 Prozent erreicht zu haben. Zum Vergleich: 2020 hatten diese Energiequellen laut Branchenangaben einen Anteil von rund 45 Prozent ausgemacht.
Auch E.ON will seinen Beitrag zur Energiewende leisten. Nur einen Tag bevor der Koalitionsvertrag vorgestellt wurde, präsentierte der Essener Energiekonzern seine neuen mittelfristigen Ausbauziele. Bis 2026 will E.ON rund 22 Milliarden Euro in die Netze investieren, mehr als die Hälfte davon in Deutschland. In den nächsten fünf Jahren will der Konzern zusätzliche 35 bis 40 Gigawatt alternative Energien an die Netze anschließen. Der Ergebnisbeitrag der Netze werde durch die Investitionen pro Jahr um drei bis vier Prozent bis 2026 wachsen.
Der Ausbau der Erneuerbaren Energien gilt als wichtigster Baustein, um die erst vor wenigen Monaten verschärften Klimaziele zu erreichen und die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Gelingen soll der massive Ausbau laut Koalitionsvertrag mit schnelleren Planungs- und Genehmigungsverfahren und neuen Vorgaben. Hier hatte E.ON-Chef Birnbaum sich auf dem Kapitalmarkttag "konkrete" Ansagen gewünscht. Klare Regeln und Reformen beispielsweise bei Genehmigungsverfahren könnten E.ON das Geschäft erleichtern.
Im Kerngeschäft, das die Geschäftsaktivitäten ohne die auslaufende Kernenergie umfasst, will E.ON das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) bis 2026 auf 7,8 Milliarden Euro ankurbeln. Damit steht hier im Durchschnitt ein Zuwachs von jährlich rund vier Prozent im Plan. Das bereinigte Ergebnis je Aktie (EPS) soll laut den Mittelfristzielen um acht bis zehn Prozent jährlich wachsen und bis 2026 auf 90 Cent zulegen. Zudem hat E.ON die Dividendenpolitik von bis zu fünf Prozent Wachstum pro Jahr bis 2026 verlängert. Für das laufende Geschäftsjahr will der Konzern als Dividende 49 Cent je Aktie zahlen.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Die Analysten zeigten sich von den Ergebniszielen nicht sonderlich überrascht. Das prognostizierte bereinigte operative Ergebnis liege im Einklang mit dem Konsens, schrieb Analyst Vincent Ayral von der US-Investmentbank JPMorgan. Immerhin sieht er in dem angepeilten Wachstum aus eigener Kraft einen Beleg dafür, dass E.ON die regulatorisch bedingten Rücksetzer durch zusätzliche Einsparungen ausgleichen könne.
Sein Kollege John Musk von der kanadischen Investmentbank RBC sah indes in den Zielen "wenig Grund zur Freude", da die Ziele nahezu exakt im Einklang mit seinen Prognosen ausgefallen waren. Er gehört mit einem Kursziel von 11,25 Euro zu den verhaltensten E.ON-Experten. Mit 9,80 Euro traut Ahmed Farman von der Investmentbank Jefferies dem Papier allerdings noch weniger zu.
Auch Peter Bisztyga zeigte sich nicht sonderlich überzeugt: Der Analyst der Bank of America (BofA) lobte zwar die seiner Meinung nach ehrgeizigen Ziele in Bezug auf Investitionen, Effizienz und nicht reguliertes Wachstum, diese könnten jedoch ergebnisseitig nicht Schritt halten. In der Folge senkte er sein Kursziel.
Ingo Becker von der Investmentbank Kepler Cheuvreux verglich E.ONs Ziele zudem mit dem Rest der Branche. Becker ist der Meinung, dass das geplante Wachstum im Vergleich zu den umfangreichen Wachstumsplänen der Alternative-Energien-Entwickler nicht mithalten könne. RWE etwa wolle das Doppelte des durchschnittlichen Jahresbudgets von E.ON für Wachstum ausgeben. Trotzdem ist Becker mit seinem Kursziel von 15 Euro der optimistischste der 13 seit dem Kapitalmarkttag von dpa-AFX erfassten Analysten.
Trotz der verhaltenen Sicht der Analysten auf E.ON Mittelfrist-Ziele ist die Mehrheit der Experten jedoch positiv eingestellt. Zwei Drittel der Branchenkenner empfehlen die Aktie zum Kauf, während die anderen ihr neutral gegenüber stehen. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt bei 12,45 Euro und damit fast zwölf Prozent über dem aktuellen Kurs.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Die verhaltenen Reaktionen der Analysten schlugen sich auch an der Börse nieder. Die Aktie verlor am Kapitalmarkttag am 23. November streckenweise mehr als fünf Prozent. Neben den wenig begeisternden Ergebnissen sahen Händler als einen der Gründe für die Verluste auch den Zinsaspekt, auf den Versorger stets sehr sensibel reagieren.
Zwar wird es für die Investitionen von E.ON wohl keine Kapitalerhöhung brauchen, aber die Zinslast wird laut Händlern so auch nicht zurückgefahren. Steigende Zinsen sind gerade nach der Kursrally der vergangenen Monate immer wieder ein Gesprächsthema am Markt. Und in einem Umfeld anziehender Renditen am Anleihemarkt mit womöglich bald steigenden Leitzinsen tun sich Versorger-Aktien gemeinhin schwer. Höhere Zinsen verteuern die Finanzierung etwa der Kraftwerke, aber auch der Verbindlichkeiten.
Ganz allgemein kommen die Pläne der neuen Bundesregierung zum vorgezogenen Kohleausstieg und zur Sicherstellung der Energieversorgung den Aktien von Stromproduzenten aber zugute. Nicht zuletzt die Einschätzung von Gaskraftwerken sehen die Börsianer als einen Garanten für den angestrebten Kohleausstieg. Die E.ON-Aktie hat in diesem Jahr bereits knapp ein Viertel an Wert zugelegt. Damit gehört sie zum oberen Drittel im Gewinnerfeld der 40 DAX-Werte
Dabei ging es vor allem in den ersten acht Monaten aufwärts. Seit Ende August bewegt sich die Aktie in einem Band von 10,20 und 11,40 Euro. Damit bleibt das Jahreshoch von Ende August bei rund 11,43 Euro in Schlagdistanz.
/lew/tav/jha/
ESSEN (dpa-AFX)
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