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Größter DAX-Verlierer 10.09.2015 14:16:00

E.ON-Aktie auf Allzeittief: Unerfreuliche Details zum Atomgeschäft

Anders als ursprünglich geplant, wird das Unternehmen seine Atomkraftwerke nun doch nicht in eine neue Gesellschaft auslagern. "Die deutsche Kernenergie wird nicht auf Uniper übergehen, sondern bleibt in der Verantwortung von E.ON", sagte Vorstandschef Johannes Teyssen am Donnerstag in Düsseldorf. Die angestrebte Neuaufstellung ab 2016 werde das Unternehmen aber im Wesentlichen realisieren. Am Vorabend hatte der Aufsichtsrat die revidierten Pläne des Managements abgesegnet.

Mit dem Umbau stemmt sich E.ON gegen die drastischen Veränderungen auf dem Energiemarkt und die wegbrechenden Gewinne im Geschäft mit der klassischen Stromerzeugung. Die Aussichten hätten sich zuletzt angesichts der sinkenden Ölpreise noch einmal verschlechtert, erklärte E.ON und kündigte neue Abschreibungen in Höhe eines "höheren einstelligen" Milliarden-Euro-Betrags für das dritte Quartal an.

AKTIE AUF REKORDTIEF

Unter dem Strich wird E.ON nach einem Fehlbetrag von 3,2 Milliarden Euro im Vorjahr damit 2015 erneut milliardenschwere Verluste verbuchen. Trotzdem sollen die E.ON-Aktionäre unverändert 0,50 Euro Dividende erhalten. An der Börse ging es kräftig abwärts. E.ON-Aktien verloren zeitweise mehr als sechs Prozent und rutschten damit auf ein Rekordtief.

Teyssen begründete die Rolle rückwärts für das Atomgeschäft mit den hohen Unsicherheiten aus einer neuen Gesetzesinitiative zur Regelung der Haftung für Rückstellungen der Kernenergie. Damit werde die Absicht verfolgt, "E.ON dauerhaft und in unbegrenzter Höhe" in einem Geschäftsfeld haftbar zu machen, auf das der Konzern nach der Abspaltung keinen Einfluss mehr hätte. Eine solche "Ewigkeitshaftung ohne operativen Einfluss" sei für die Eigentümer unzumutbar.

ATOMKRITIKER ZUFRIEDEN

Entschlossenes Handeln in der Politik zeige Wirkung, kommentierte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Entscheidung des Unternehmens. Da E.ON aber an der Aufspaltung festhalte, bleibe das Risiko, dass am Ende die Steuerzahler für die Ewigkeitskosten der Atomenergie aufkommen müssten. Es bleibe weiterhin ungeklärt, ob die vorhandenen Rückstellungen ausreichten, um den Rückbau der Atommeiler und die Endlagerung zu bezahlen.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) macht sich für ein Gesetz stark, welches die Stromkonzerne für den Rückbau der Atomkraftwerke und die Endlagerung weitreichend in die Pflicht nimmt. Ziel ist es dabei, die Steuerzahler vor Haftungsrisiken zu schützen. Teyssen hält die Gesetzesinitiative zwar für "voraussichtlich verfassungswidrig", er wolle sich aber nicht auf einen jahrelangen Rechtsstreit einlassen.

HOFFNUNG AUF EINIGUNG MIT DEM BUND

E.ON betreibt derzeit in Deutschland noch drei aktive Kernkraftwerke und hält Minderheitsbeteiligungen an drei weiteren. Gesteuert werden die Anlagen künftig in eigenständiger Regie von der PreussenElektra. Es erfolge keine tiefere Eingliederung von PreussenElektra in die künftige E.ON. Deren Produkte sollen auch nicht E.ON-Kunden angeboten werden, sondern über offene Handelsmärkte vertrieben werden.

Teyssen wies erneut den Vorwurf zurück, das Unternehmen wolle sich durch die Abspaltung ihrer Verpflichtungen aus der Kernenergie entledigen. "Das war nie der Fall", E.ON betreibe kein Schachspiel, beteuerte der Manager. Zugleich setzt E.ON auf eine umfassende Einigung für den Atomausstieg mit der Bundesregierung: "Für die Kernenergie gibt es von Anbeginn eine gemeinsame Verantwortung von Staat und Unternehmen". Jetzt sei es ihre gemeinsame Verantwortung, die Nutzung geordnet zu beenden, forderte Teyssen.

Im Herbst vergangenen Jahres hatte E.ON entschieden, als Reaktion auf die Energiewende die konventionelle Kraftwerksaktivitäten (Kohle, Gas, Kernenergie) in die neue Gesellschaft Uniper auszugliedern. Die neue E.ON will sich künftig ganz auf das Geschäft rund um Ökostrom, Energienetze und Vertrieb konzentrieren.

DÜSSELDORF (dpa-AFX)

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