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"Finanzieller Unfall" 22.05.2023 23:54:00

Drohende Instabilität an den Börsen: Allianz-Chefökonom Ludovic Subran warnt vor Minsky-Moment

Drohende Instabilität an den Börsen: Allianz-Chefökonom Ludovic Subran warnt vor Minsky-Moment

• Hyman Minsky: Auf wirtschaftlichen Aufschwung folgt Instabilität
• Ludovic Subran und Marko Kolanovic sehen erhöhte Chancen für einen Minsky-Moment
• Subran warnt vor weiteren finanziellen Unfällen an den Börsen


Der Minsky-Moment

Der US-Ökonom Hyman Minsky vertritt laut dem Wirtschaftslexikon Gabler, anders als die Mainstream-Ökonomie, die Auffassung, dass Volkswirtschaften nicht immer einem Gleichgewichtszustand zustreben. Laut Minsky folgt auf den Aufschwung eines Finanzsystems eine Instabilität. Demnach seien Krisensituationen ein inhärentes Element des "Kapitalismus". Der Minsky-Moment beschreibt das Ende eines Wirtschaftsbooms, der Investoren dazu ermutigt hat, so viele Risiken einzugehen, dass die Kreditvergabe die Rückzahlungsfähigkeit der Kreditnehmer übersteigt, erklärt Bloomberg. An diesem Punkt kann schließlich jedes destabilisierende Ereignis die Anleger dazu zwingen, Vermögenswerte gegen Bargeld zu verkaufen, um ihre Kredite zurückzuzahlen - was eine Marktkrise auslösen kann.

Ludovic Subran: Alle Zutaten für einen Minsky-Moment

Der Allianz-Chefökonom Ludovic Subran erklärte nun kürzlich in einem Interview mit Bloomberg, dass der Markt "alle Zutaten für einen sogenannten Minsky-Moment" hätte. Hyman Minsky hatte seinerzeit Situationen beschrieben, in denen stark schuldengehebelte Finanzmärkte jäh zusammenbrechen. "Man sieht das überall, diese Liquiditätspools oder Liquiditätsengpässe werden langsam sichtbar", so Subran. Doch auch andere haben sich bereits zu diesem Thema geäußert, vor allem, da die Krise der Regionalbanken in den USA nach wie vor andauert. Marko Kolanovic von JPMorgan erklärte bereits vor einigen Wochen, dass sich die Chancen eines "Minsky-Moment" erhöhen würden. Subrans Erklärungen betonen nun, dass die Faktoren, die in den USA eine panikartige Flucht der Anleger aus Bankaktien ausgelöst und in Europa den Zusammenbruch der Credit Suisse eingeleitet haben, nach wie vor präsent seien. Er erklärte, dass die Situation der Gewerbeimmobilien und der Teufelskreis bei den Regionalbanken in den USA besorgniserregend seien. Darüber hinaus äußerte er seine Sorgen über die unzureichende Bewertung von Unternehmenskreditrisiken, insbesondere im Hinblick auf die Risikoprämien für Hochzinsanleihen, die immer noch zu niedrig seien. Ferner sagte er, dass seine Aufmerksamkeit auf Finanzintermediäre außerhalb des Bankensektors gerichtet sei.

Falsches Risikomanagement

Subran, der früher bei der Weltbank und im französischen Finanzministerium tätig war, erklärte jedoch auch, dass die aktuellen Spannungen nicht nur auf die globale geldpolitische Wende mit aggressiven Zinserhöhungen zurückzuführen seien, sondern es noch weitere Faktoren gebe, die eine Rolle spielten. "Die sehr abrupte Straffung ist für jeden ein Problem. Doch es gibt zudem noch die Ebene des falschen Risikomanagements. Ein neuer finanzieller Unfall könnte aus dem Bankensektor kommen, aber auch von einigen sehr stark auf Gewerbeimmobilien spezialisierten Hedgefonds", erklärte Subran. Für möglich halte er aber auch ein Problem, dass sich aus einer Mischung dieser beiden Faktoren ergebe. Dennoch sei er nicht der Meinung, dass sich der Markt "in einer Neuauflage der globalen Finanzkrise" befinde. "Doch ich denke, diese Momente der Entladung, der Katharsis werden in den nächsten Monaten mit Sicherheit häufiger werden."

Redaktion finanzen.at

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