Trübe Stimmung 05.03.2025 13:32:00

Drittes Rezessionsjahr in Österreichs Industrie - Außenwirtschaft schwächelt

Drittes Rezessionsjahr in Österreichs Industrie - Außenwirtschaft schwächelt

Immerhin dürfte die Bauwirtschaft ihren Tiefpunkt überwunden haben, meinen die Ökonomen der UniCredit Bank Austria. Der Dienstleistungssektor war Ende 2024 der einzige Wachstumsträger der Gesamtwirtschaft.

Insgesamt ist Österreichs Wirtschaftsleistung 2024 um 1,2 Prozent geschrumpft und die meisten heimischen Unternehmen starten mit pessimistischen Produktions- und Nachfrageerwartungen ins Jahr. Das gilt insbesondere für die Industrie. "Am Bau scheint jedoch mittlerweile der Tiefpunkt überwunden und im Dienstleistungssektor ist die Lage bereits günstiger geworden und tendiert schrittweise in Richtung aufklarend", meint Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl. Für die kommenden Monate müsse man aber generell mit einer Fortsetzung der schwachen Konjunkturentwicklung ausgehen. "In der Industrie ist bis auf Weiteres ein Anhalten der Rezession zu erwarten."

Der Dienstleistungssektor dürfte aber die wichtigste Säule für eine moderate Wirtschaftserholung im Laufe des Jahres sein, meint Pudschedl. Die Dienstleistungen sollten demnach "ganz wesentlich dazu beitragen, dass die österreichische Wirtschaft 2025 zumindest ein leichtes BIP-Wachstum erreichen kann."

Rezession setzt sich im ersten Halbjahr fort

Im vergangenen Jahr ist die reale Industrieproduktion im Jahresdurchschnitt um 4,7 Prozent gesunken. Das gilt vor allem für die Metallverarbeitung, den Maschinenbau und die Kfz-Industrie. Den stärksten Produktionseinbruch gab es in der Textil- und Bekleidungsindustrie. Eine baldige Besserung ist nicht in Sicht. "Zumindest für das erste Halbjahr muss von einer Fortsetzung der Rezession in der Industrie ausgegangen werden, mit Chancen auf eine Belebung erst im späten Jahresverlauf 2025", erwartet der Bank-Austria-Ökonom.

Auftragslage am Bau verschlechtert

Auch die Bauproduktion ist 2024 im Jahresdurchschnitt um 2,6 Prozent geschrumpft. "Die Auftragslage hat sich zu Jahresbeginn 2025 in allen Teilsektoren gegenüber dem Jahresende 2024 noch verschlechtert", so Pudschedl. Das liege vor allem am Hochbau. Der Tiefpunkt am Bau scheine überwunden zu sein, Wachstum sei allerdings vorerst kaum in Sicht.

Der Handel habe von der gestiegenen Kaufkraft der Konsumenten profitiert und habe nach einem realen Rückgang um 3,5 im Jahr 2023 sogar ein leichtes Umsatzplus um 0,9 Prozent im Jahresdurchschnitt 2024 erreicht. Die hohen Reallohnzuwächse der Konsumenten sollten die Lage im Handel weiter verbessern, so die Erwartung.

Österreichs Außenwirtschaft schwächelt - Prognosen sind gedämpft

Österreichs Außenhandel schwächelt und die Prognosen sind nicht rosig. Im abgelaufenen Jahr dürften laut "Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft" (FIW) die österreichischen Güterexporte um 2,9 Prozent und die Importe um 4,9 Prozent gesunken sein. Für 2025 und 2026 prognostiziert das FIW zwar ein preisbereinigtes Exportwachstum von 1,4 Prozent und 2,3 Prozent. Die Zahlen seien jedoch mit "Vorsicht zu genießen", betonten die Studienautoren am Mittwoch in Wien.

"Der Start in das Jahr 2025 wird noch herausfordernder sein, weil teilweise die Unsicherheiten viel stärker geworden sind", sagte Wifo-Ökonomin und Ko-Autorin Elisabeth Christen bei der Präsentation der 6. FIW-Jahresgutachten. Das heurige Jahr werde stark von "Unsicherheiten und Risikofaktoren" bestimmt, etwa wie die Zollpolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump ausfalle.

USA könnte als "Wachstumsstütze" wegbrechen

Die USA, der für Österreich nach Deutschland der zweitwichtigste Exportmarkt ist, könnten als "Wachstumsstütze" wegbrechen - noch bevor sich das "Zugpferd" Deutschland wirtschaftlich erholen konnte, gibt Christen zu Bedenken. Die geopolitischen Herausforderungen würden auch "nicht weniger" werden. Diese vielen Krisen lassen tendenziell keinen "raschen konjunkturellen Aufschwung" für die heimische oder die europäische Wirtschaft erwarten, so die Wifo-Ökonomin. "Es wird sicher eine neue Prognose geben", kündigte die Ökonomin an. Diese werde aber "tendenziell nach unten und nicht nach oben gehen".

Seit dem Amtsantritt von Trump "gibt es keine Sicherheiten mehr", bekräftigte Ko-Autor des FIW-Jahresgutachtens Robert Stehrer vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw). Die Auswirkungen von erhöhten Zöllen wären weitere schmerzhafte Dämpfer für die europäische Konjunktur. Als Folgen nannte Stehrer Wohlfahrts- und Realeinkommensverluste. Aber auch die USA würden stärkere Realeinkommensverluste und inflationären Druck zur Folge haben, so Stehrer.

EU könnte mit Dienstleistungshandel "punkten"

Trump hatte in der Vergangenheit betont, mit diesen Zöllen das Handelsungleichgewicht korrigieren zu wollen und warf anderen Ländern vor, die Vereinigten Staaten unfair zu behandeln. Der Handelsbilanzüberschuss zugunsten der EU betrug 2023 ungefähr 146,8 Mrd. Euro. Das Handelsdefizit würde sich durch die Zölle nach Einschätzung Stehrers reduzieren, "aber nicht auf null ausgehen".

Die Trump Administration zielt auf den Warenexport ab, erklärte Christen. Im Gegensatz dazu könnte die EU im Dienstleistungshandel "punkten", Maßnahmen in dem Bereich wären für den US-Markt schmerzhaft. Mit einer "glaubhaften Gegendrohung" könnte ein Deal mit den USA erzwungen werden, wie etwa ein "leichtes Industrieabkommen", so die Ökonomin.

(APA)

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