Reziproke Zölle 10.02.2025 11:06:00

US-Zollpolitik: Trump will Stahl- und Aluminiumimporte mit hohen Abgaben belegen - Stahl-Aktien schwächeln

US-Zollpolitik: Trump will Stahl- und Aluminiumimporte mit hohen Abgaben belegen - Stahl-Aktien schwächeln

Details sollen Anfang dieser Woche verkündet werden, wie der Republikaner während eines Fluges mit der Präsidentenmaschine Air Force One vor Journalisten erklärte. Die Zölle sollten alle Länder betreffen, sagte Trump weiter - auch die Nachbarn Kanada und Mexiko.

Trump sagte auf dem Flug zum Super Bowl außerdem, dass er "gegenseitige Zölle" (reciprocal tariffs) ankündigen werde. Die USA würden diese Importzölle auf Produkte erheben, wenn ein anderes Land Zölle auf US-Waren verhängen sollte. "Ganz einfach: Wenn sie uns etwas berechnen, berechnen wir ihnen etwas", erklärte der US-Präsident. Neue Zölle auf Einfuhren aus Europa wären insbesondere für die exportstarke deutsche Wirtschaft, die bereits zwei Jahre in Folge geschrumpft ist, ein Tiefschlag.

Auf die Frage eines Reporters, wann die gegenseitigen Zölle in Kraft treten würden, antwortete Trump: "nahezu sofort." Bei den Zöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte blieb der Zeitpunkt zunächst offen. Details zu den neuen Abgaben für Stahl und Aluminium werde er am Montag verkünden, zu den anderen "wahrscheinlich am Dienstag oder Mittwoch".

USA sind wichtigster Absatzmarkt für deutsche Exporteure

Die USA sind ein durchaus bedeutsamer Exportmarkt für die deutsche Stahlindustrie. Rund 80 Prozent der Stahlausfuhren aus Deutschland gehen aber in andere EU-Länder. Laut dem deutschen Branchenverband Wirtschaftsvereinigung Stahl ist Deutschland der größte Stahlproduzent in der EU und steht weltweit an siebter Stelle hinter China, Indien, Japan, den USA, Russland und Südkorea. Branchenübergreifend sind die USA für deutsche Exporteure der wichtigste Absatzmarkt.

Die USA beziehen ihren Stahl nach Angaben des Branchenverbands American Iron and Steel Institute (AISI) für das Jahr 2024 vor allem aus Kanada, Brasilien und Mexiko. Auch Deutschland und China rangieren demnach in der Top 10 der Herkunftsländer von Stahlimporten.

Ökonomen fürchten Handelskrieg zwischen USA und EU

Anfang vergangener Woche konnte ein nordamerikanischer Handelskrieg mit ungewissen Folgen für die Weltwirtschaft vorerst abgewendet werden. Trump ließ sich nur wenige Stunden vor dem Inkrafttreten angedrohter Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Waren aus Mexiko und Kanada auf Zugeständnisse der Nachbarn vor allem bei der Grenzsicherung ein. Dafür schob er die Handelsbeschränkungen für mindestens 30 Tage auf.

In Bezug auf den wirtschaftlich mächtigen Rivalen China ließ der US-Präsident aber nicht mit sich reden: Strafzölle von zehn Prozent auf alle chinesischen Waren traten am Dienstag in Kraft.

Nach seinem Wiedereinzug ins Weiße Haus hatte Trump zudem seine Zoll-Drohung gegen die Europäische Union erneuert. In seiner zweiten Amtszeit will er die USA als Produktionsstandort stärken und das Handelsdefizit mit Europa abbauen. Ökonomen fürchten einen Handelskrieg zwischen den USA und der EU.

Europäer wollen entschlossen handeln

Die EU zeigte sich zuletzt bei einem Gipfel in Brüssel entschlossen gegenüber Trump. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigten europäische Gegenmaßnahmen an, sollten die USA zusätzliche Zölle auf EU-Waren erheben. Von EU-Diplomaten hieß es, die Europäische Kommission habe bereits vor längerer Zeit mögliche Gegenmaßnahmen vorbereitet.

Bereits während seiner ersten Amtszeit hatte Trump auf Stahl- und Aluminiumimporte Sonderzölle einführen lassen. Die EU reagierte damals mit Vergeltungszöllen auf US-Produkte wie Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter. Die Auseinandersetzung belastete die transatlantischen Beziehungen schwer. Trumps Nachfolger Joe Biden setzte diese Zölle nach seinem Amtsantritt 2021 aus. Die Verhandlungen über eine Lösung überdauerten aber auch die Amtszeit des Demokraten.

Wirtschaftsverbände auf beiden Seiten des Atlantiks hatten zuletzt eindringlich eine langfristige Lösung gefordert. Wie stark die EU diesmal reagiert, dürfte von der konkreten Zollentscheidung Trumps abhängen.

Stahlwerte unter Druck wegen Trump-Zöllen

Am Gesamtmarkt bleibt am Montag, anders als vor einer Woche, ein Zoll-Gewitter nach den neuen Plänen von Donald Trump wohl aus. Europäische Stahlwerte erwischte es jedoch heftig. So sind sie bereits vorbörslich deutlich abgerutscht waren. Vor allem thyssenkrupp traf es deutlich, als vorbörslich Verluste von rund 8 Prozent zu Buche standen. Zuletzt erholten sich die Papiere jedoch auf ein Plus von 0,07 Prozent bei 4,59 Euro. ArcelorMittal weiten ihre Gewinnmitnahmen via EUROSTOXX um gut 2,60 Prozent auf 26,65 Euro aus.

Rund 80 Prozent der Stahlausfuhren aus Deutschland gehen aber in andere EU-Länder.

Beim Stahlhändler Klöckner & Co reagierte der Kurs am Montagmorgen weniger stark. Zuletzt zuletzt notierte er unbewegt bei 6,02 Euro, nach einer zweitägigen Kursrally. Etwa ein Fünftel hatte der Kurs des SDAX-Mitglieds zuletzt zugelegt.

Paris: EU wird Strafzölle wegen neuer US-Zölle verhängen

Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot hat Strafzölle der Europäischen Union wegen der von US-Präsident Donald Trump angekündigten neuen Zölle auf Stahl und Aluminium in Aussicht gestellt. "Es gibt kein Zögern, wenn es darum geht, unsere Interessen zu verteidigen", sagte der Minister dem Sender TF1. Die EU-Kommission werde "die Sektoren festlegen, die Gegenstand dieser Vergeltungsmaßnahmen sein werden."

Barrot reagierte auf Trumps Ankündigung, Stahl- und Aluminiumimporte in die Vereinigten Staaten mit Zöllen von 25 Prozent zu belegen. Details sollten Anfang dieser Woche verkündet werden.

"Das ist keine Überraschung. Das hatte Donald Trump bereits 2018 getan", sagte Barrot. "Und damals haben wir zurückgeschlagen. Also werden wir auch dieses Mal wieder zurückschlagen.

EU warnt Trump vor Zöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte

Die Europäische Union warnt US-Präsident Donald Trump vor der Einführung neuer Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte. "Die EU sieht keine Rechtfertigung für die Verhängung von Zöllen auf ihre Exporte", teilte die für die Handelspolitik zuständige EU-Kommission in Brüssel mit. "Wir werden handeln, um die Interessen europäischer Unternehmen, Arbeitnehmer und Verbraucher vor ungerechtfertigten Maßnahmen zu schützen."

Die Behörde unter der Leitung von Ursula von der Leyen betonte zudem, dass die Verhängung von Zöllen aus Sicht der EU rechtswidrig und wirtschaftlich kontraproduktiv wäre. "Mit der Einführung von Zöllen würde die US-Regierung ihre eigenen Bürger besteuern, die Kosten für Unternehmen erhöhen und die Inflation anheizen", heißt es in der Erklärung. Darüber hinaus verstärkten Zölle wirtschaftliche Unsicherheiten und stören die Effizienz und Integration globaler Märkte.

EU: Noch keine offizielle Mitteilung

Zum Thema von möglichen Gegenmaßnahmen der EU heißt es in der Erklärung: "Wir werden nicht auf allgemeine Ankündigungen ohne Details oder schriftliche Klarstellung reagieren." Derzeit liege noch keine offizielle Mitteilung über die Verhängung zusätzlicher Zölle auf EU-Waren vor.

Trump hatte zuvor angekündigt, Stahl- und Aluminiumimporte in die Vereinigten Staaten mit Zöllen von 25 Prozent belegen zu wollen. Details sollen Anfang dieser Woche verkündet werden, wie der Republikaner während eines Fluges mit der Präsidentenmaschine Air Force One vor Journalisten erklärte.

Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump Zölle auf europäische Stahl- und Aluminiumimporte eingeführt. Sie wurden während der Amtszeit des von 2021 bis Januar dieses Jahres regierenden US-Präsidenten Joe Biden allerdings über ein Stillhalteabkommen entschärft. Es kam zustande, nachdem die EU die US-Zölle mit Ausgleichszöllen auf US-Produkte wie Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter gekontert hatte.

WASHINGTON (dpa-AFX)

Weitere Links:


Bildquelle: Action Sports Photography / Shutterstock.com,Tomas Ragina / Shutterstock.com,Jabin Botsford/The Washington Post via Getty Image,SAUL LOEB/AFP/Getty Images

Analysen zu thyssenkrupp AGmehr Analysen

06.12.24 thyssenkrupp Neutral JP Morgan Chase & Co.
26.11.24 thyssenkrupp Buy Baader Bank
25.11.24 thyssenkrupp Underweight Barclays Capital
22.11.24 thyssenkrupp Halten DZ BANK
19.11.24 thyssenkrupp Neutral JP Morgan Chase & Co.
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

Klöckner & Co (KlöCo) 5,99 0,84% Klöckner & Co (KlöCo)
Salzgitter 18,54 -0,22% Salzgitter
thyssenkrupp AG 4,58 0,20% thyssenkrupp AG