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150 Jahre 25.09.2024 06:07:00

Die Deutsche Bank: Wie sich das Geldhaus von 1870 bis heute entwickelt hat

Die Deutsche Bank: Wie sich das Geldhaus von 1870 bis heute entwickelt hat

• Deutsche-Bank-Anteilsscheine waren bei Börsengang 150-fach überzeichnet
• Die deutsche Geschichte zog auch die Bank in Mitleidenschaft
• Eine Neuausrichtung soll nun die Wende bringen

Durch den "Allerhöchsten Erlass Sr. Majestät des Königs von Preussen" bzw. die preußische Regierung wurde der Deutschen Bank am 10. März 1870 die Konzession für ihre Bankgeschäfte erteilt. Da noch im selben Jahr der vorherrschende Konzessionszwang aufgehoben wurde, erhielt die Bank somit als letzte im gesamten Kaiserreich die Genehmigung für Aktien.

Ein Institut für die Außenhandelsfinanzierung

Schon ab dem Zeitpunkt ihrer Gründung legte die Bank ihren Fokus auf das internationale Geschäft und hob diesen Schwerpunkt auch in ihren Satzung zur Neugründung hervor: "Der Zweck der Gesellschaft ist der Betrieb von Bankgeschäften aller Art, ins Besondere Förderung und Erleichterung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland, den übrigen Europäischen Ländern und überseeischen Märkten". So konzentrierte sich das Institut schon seit seiner Gründung auf die Finanzierung des deutschen Außenhandels und verhalf somit vielen deutschen Kaufmännern und Unternehmern, unabhängiger von den damals dominierenden englischen Banken zu werden.

Die Urheber der Gründung waren dabei der Politiker und Währungsexperte Ludwig Bamberg und der Privatbankier Adelbert Delbrück. Zusammen mit einer Vielzahl an weiteren führenden deutschen Privatbankiers stellten die beiden Initiatoren so das Grundkapital von fünf Millionen Talern bzw. 15 Millionen Mark zur Verfügung. Im Laufe der Gründung konnte jedoch auch die deutsche Bevölkerung Aktien im Gesamtwert von zwei Millionen Talern erstehen. Der Hype um die Wertpapiere der Deutschen Bank war zu dieser Zeit sogar so groß, dass die angebotenen Anteilsscheine fast 150-fach überzeichnet wurden.

Eine "Deutsche Bank" ohne Deutschland

Auch bei der Namenswahl des Instituts zeigten die Gründer einen beachtlichen Weitblick. Denn die deutsche Reichsgründung erfolgte erst im Jahr 1871 und somit ein Jahr nach der Gründung der Bank. Dennoch wählten die Pioniere des Instituts schon im Jahr 1870 den Namen "Deutsche Bank".

Streng nach den Statuten des Instituts verfolgte die Bank seit dem ersten Tag der Gründung den Aufbau des internationalen Geschäfts. So eröffneten die ersten Vorstände der Bank, Georg Siemens, Hermann Wallich und Wilhelm A. Platenius, nach ihrer ersten Niederlassung in Berlin zwischen 1871 und 1872 direkt weitere fünf Filialen in den wichtigen Handelsstädten Bremen, Hamburg, London, Shanghai und Yokohama.

Die rasante Ausdehnung der Geschäftsbereiche

Die Vorstände der Bank mussten jedoch schnell feststellen, dass allein der Fokus auf die Außenhandelsfinanzierung nicht lukrativ genug war, um die Gewinne permanent steigen zu lassen. So entschlossen sich die Firmenchefs schon bald, weitere Geschäftsfelder zu erschließen. Im Jahr 1883 beteiligte sich die Bank beispielsweise an der Northern Pacific Railroad Company in den USA, im Jahr 1887 folgte dann die Beteiligung an der Gründung der AEG (Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft) und ein Jahr später investierte die Bank sogar in den Bau einer Eisenbahn in Anatolien. Im Jahr 1890 unterstützten die Banker außerdem die Gründung der Mannesmannröhren-Werke.

Aufgrund der rasanten Ausdehnung der Geschäftsbereiche und des phänomenalen Wachstums der Bank zwischen den Jahren 1870 und 1914 bezeichnete die "Frankfurter Zeitung" das Institut im Frühjahr 1914 sogar als die "größte Bank der Welt".

1914 - der erste große Rückschlag

Die Freude über den von der "Frankfurter Zeitung" verliehenen Titel währte jedoch nur wenige Monate, da die Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien am 28. Juli 1914 den Ersten Weltkrieg auslöste und somit auch die Geschäfte der Bank massiv beeinträchtige. Der Erste Weltkrieg beendete die erste große Globalisierungsphase der Weltwirtschaft, was die Deutsche Bank dazu zwang, ihre Geschäftstätigkeiten vermehrt auf nationale Bereiche zu fokussieren.

1919 bis 1932 - die Jahre der Weltwirtschaftskrise

Die Folgen des Ersten Weltkriegs führten dazu, dass die Bank ihre Investitionen und Niederlassungen im Ausland größtenteils abschreiben musste. Darüber hinaus schloss sich die Bank im Jahr 1929, nach einer Welle von diversen Übernahmen und Fusionen innerhalb der deutschen Wirtschaft, mit ihrem größten Konkurrenten, der Disconto-Gesellschaft, zusammen. Mithilfe dieses Zusammenschlusses gelang es der Bank durch die Weltwirtschafts- und Bankenkrise zu kommen. Eine Rückkehr in die "goldenen Jahren" vor dem Ersten Weltkrieg war aufgrund des Hyperinflation in Deutschland und der miserablen Verfassung der Weltwirtschaft dennoch unmöglich.

1933 bis 1945 - das dunkelste Kapitel der Firmengeschichte

Der Erste Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise waren jedoch nur die Vorboten für das dunkelste Kapitel in der Geschichte der Deutschen Bank. Während der zwölfjährigen Herrschaft der Nationalsozialisten, zwischen 1933 und 1945, und des sechsjährigen Zweiten Weltkriegs, zwischen 1939 und 1945, wurde auch das größte deutsche Kreditinstitut zu einer Geisel des NS-Regimes.

So mussten im Jahr 1933 und 1934 die jüdischen Vorstandsmitglieder Wassermann, Frank und Solmssen die Bank verlassen, worauf auch eine Entlassungswelle aller weiteren jüdischen Angestellten folgte. Darüber hinaus führte die Bank bis zum Jahr 1945 nahezu fast alle Aktien, Anleihen und Kontoeinlagen ihrer jüdischen Kunden an das Dritte Reich ab. Des Weiteren war die Bank zu dieser Zeit, in Kooperation mit der Reichsbank, auch in diverse Goldgeschäfte verwickelt, deren Herkunft im Nachhinein zum Teil den Opfern des Holocaust zugeschrieben werden konnte.

1946 bis 1957 - die Jahre des Wiederaufbaus

Der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit waren für die Deutsche Bank die größte Bewährungsprobe in ihrer Geschichte, denn die Bank wurde nach dem Ende des Krieges, zumindest in der sowjetischen Zone, komplett verstaatlicht. Darüber hinaus wurde die Bank in der westlichen Besatzungszone in zehn regionale Kreditinstitute aufgesplittet.

Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949 bemühten sich die einzelnen Vorstände der jeweiligen regionalen Niederlassungen jedoch um den gesamtheitlichen Zusammenschluss der Bank. So firmierte das Institut ab dem Jahr 1957 wieder als Deutsche Bank mit juristischem Sitz in Frankfurt am Main.

Zurück auf der Finanz-Bühne

Die erneute Gründung im Jahr 1957 ermöglichte es der Bank, an alte Erfolge anzuknüpfen und ihren Platz an den internationalen Finanzmärkten wieder einzunehmen. Da sich die Bundesrepublik zu dieser Zeit weg vom Schuldner- und hin zum Gläubigerstaat entwickelte, bekam auch das internationale Emissionsgeschäft eine immer größere Bedeutung für die Bank. Mit ihrer wachsenden Bedeutung auf dem Anleihemarkt formte sich das Institut spätestens in den 1970er Jahren so zu einem globalen Player an den Finanzmärkten. Zu dieser Zeit führte die Bank auch eine Reihe von wichtigen Übernahmen in den USA, Großbritannien, Spanien und Italien durch.

Die Boom-Jahre der 1990er

Die Wiedervereinigung in Deutschland verhalf auch der Deutschen Bank zu einem erfolgreichen Neustart in den neuen Bundesländern. Weitere Akquisitionen und die Neugründung von diversen Tochtergesellschaften im Ausland festigten dabei die weltweite Stellung.

Der Wandel zu einer internationalen Investmentbank gipfelte im Jahr 1999 mit der Übernahme und Integration der US-Institution Bankers Trust. Die Sparte des Investmentbankings spielte in den Folgejahren eine immer wichtigere Rolle und bescherte der Bank über mehrere Jahre sagenhafte Gewinne. Kurz vor der Jahrtausendwende, also zur Zeit des Neuen Marktes, erlebte das weltweite Börsengeschehen einen regelrechten Boom, welcher kein Ende zu nehmen schien, wovon natürlich auch die größte Bank Deutschlands profitieren konnte.

Die Dotcom-Blase und die Finanzkrise

Die Dotcom-Blase und vor allem die Finanzkrise 2008 rissen die Deutsche Bank jedoch abermals fast in den Abgrund. Während die Anteilsscheine des Instituts zwischen den Jahren 2000 und 2003 von rund 80 Euro auf unter 30 Euro einstürzten, büßten sie im Laufe der globalen Finanzkrise sogar rund 80 Prozent an Wert ein und stürzten in einem Zeitraum von mehreren Monaten von mehr als 90 Euro auf knapp unter 15 Euro ab.

In den Folgejahren nach der Finanzkrise konnte sich der Aktienkurs des Unternehmens zwar zeitweise enorm erholen, an die großen Erfolge der Vorkrisenzeit konnte die Bank dennoch nicht mehr anknüpfen. Grund hierfür waren untern anderem auch mehrere Fälle von schweren Regelverstößen, welche die Reputation der Bank in der Öffentlichkeit bist heute schwer beschädigten.

Mit Zuversicht in die Zukunft

Unter der Leitung des aktuellen Vorstandsvorsitzenden Christan Sewing hat innerhalb der größten Bank Deutschlands nun allerdings ein Umdenken stattgefunden. So will sich die Bank nun wieder vermehrt auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und deutsche Unternehmen im Ausland unterstützen und begleiten, sowie vermögende Privatkunden betreuen. In diesem Zusammenhang brachte die Deutsche Bank im Jahr 2018 auch ihre konzerneigene Vermögensverwaltungstochter DWS an die Börse, die nun zu den größten Asset Managern in Europa zählt.

Ab 2019 befand sich die Deutsche Bank in einem großem Umstrukturierungsprozess, welcher zu einer langfristigen Neuausrichtung des Instituts führen sollte. Neben einem massiven Stellenabbau nahm die auch den Verkauf ganzer Sparten ins Visier und stellte sogar den hauseigenen Aktienhandel ein.

Konzernchef Sewig will den Fokus auf Wachstum legen, um den Status als Deutschlands größtes Finanzhaus zu festigen. Schon der ehemalige Vorstandsvorsitzende Josef Ackermann wusste: "Die Deutsche Bank heißt Deutsche Bank und ist Teil Deutschlands".

Pierre Bonnet / Redaktion finanzen.at

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Bildquelle: Vytautas Kielaitis / Shutterstock.com, Mario Tama/Getty Images

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