11.06.2018 23:59:49

Deutschland will Athen anscheinend mit Milliarden unterstützen

MÜNCHEN (Dow Jones)-- Die Bundesregierung will umfassende Schuldenerleichterungen für Griechenland verhindern und erwägt, Athen stattdessen mit einem zusätzlichen Milliardenpolster unterstützen. Das gehe aus Verhandlungspapieren der europäischen Unterhändler hervor, die der Süddeutschen Zeitung vorlägen, wie die Zeitung in ihrer Dienstagausgabe berichtet. Konkret heiße es darin, "wenn ein solcher Cash-Puffer (von Athen) dazu genutzt wird, die finanziellen Verpflichtungen von 2019 an zu begleichen, können die geplanten Schuldenerleichterungen reduziert werden". In den Dokumenten finde sich eine einfache Rechnung: Für jede fünf Milliarden Euro, die zusätzlich ausgezahlt würden, könnten ins Auge gefasste Schuldenerleichterungen - wie etwa die Streckung von Krediten - um zwei Jahre verringert werden.

Im Gespräch sei, Athen finanziell so auszustatten, dass das Geldpolster mindestens bis 2022 ausreiche, um alle Kreditraten an die Eurostaaten und den Internationalen Währungsfonds (IWF) bedienen zu können. Dieses Datum liege nach der nächsten regulären Bundestagswahl. Deutschland sei fest entschlossen, so wenig Schuldenerleichterungen wie möglich zu vereinbaren. Hintergrund sei die Sorge, dass es im Bundestag bei einem entsprechenden Beschluss großen Widerstand geben könne.

Tatsächlich wäre es relativ einfach, aus dem noch bis August laufenden Kreditprogramm mehr Geld auszuzahlen als bisher geplant, so die zeitung weiter. Von dem bis zu 86 Milliarden Euro umfassenden Topf habe Griechenland bislang 45,9 Milliarden Euro erhalten. Die EU-Kommission habe bereits ein zusätzliches Finanzpolster von 11 Milliarden Euro vorgeschlagen. Dieses müsse allerdings aufgestockt werden, wenn Deutschland auf so wenig Schuldenerleichterungen wie möglich beharre, verlautete aus EU-Kreisen. In Berlin heiße es, dass der Cash-Puffer eine von mehreren Lösungen sei, um ein glaubwürdiges Gesamtpaket zu erreichen.

Eine weitere Option wäre es, dass die Europäer die an Griechenland vergebenen IWF-Kredite zurückkauften. Frankreich dringe zudem auf einen Mechanismus, der Schuldenerleichterungen an das künftige Wirtschaftswachstum des Landes koppele. Beides lehne Berlin ab.

DJG/gos

(END) Dow Jones Newswires

June 11, 2018 18:00 ET (22:00 GMT)

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