Erwartungen übertroffen |
11.05.2023 17:53:00
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Deutsche Telekom-Aktie mit Gewinnen: Quartalsgewinn steigt wesentlich mehr als erwartet
Telekom-Chef Höttges hat bereits eine Idee, wie er das frische Geld nutzen möchte. "Wir werden die zufließenden Mittel in erster Linie dafür einsetzen, unsere Finanzverbindlichkeiten zu reduzieren", sagte er bei der Vorstellung der Zahlen. Ende März saß die Deutsche Telekom auf Nettofinanzverbindlichkeiten in Höhe von 133,5 Milliarden Euro, immerhin rund neun Milliarden weniger als noch zum Jahreswechsel.
Der Bonner Konzern hatte im vergangenen Jahr den Verkauf von 51 Prozent an GD Towers, der Mutter der Deutschen Funkturm (DFMG), an das nordamerikanische DigitalBridge aus den USA und Brookfield aus Kanada bekannt gegeben. Der milliardenschwere Veräußerungsgewinn wurde erst jetzt im ersten Quartal verbucht. Auch die Wettbewerber Vodafone (Vodafone Group) und Telefonica hatten ihre Funkturmgeschäfte ausgelagert.
Allerdings dürfte die Deutsche Telekom auch Geld dafür in die Hand nehmen, um die Führerschaft im für sie mit Abstand wichtigsten Einzelmarkt USA auszubauen. Bislang bietet T-Mobile US vor allem Mobilfunkverträge an, Internet bei den Kunden zu Hause spielt noch eine untergeordnete Rolle. Dabei hatte das Segment im abgeschlossenen Quartal deutlich zugelegt. Konzernchef Höttges erhofft sich durch mehr Internetangebote in den USA weitere Neukunden. So könnten nach Aussage von Finanzchef Christian Illek Glasfaserprodukte interessant sein.
Die Amerika-Tochter steuert den größten Anteil zur Konzernbilanz bei. "Wir sind mit der Entwicklung der T-Mobile US im ersten Quartal sehr zufrieden", sagte Höttges in einer Telefonkonferenz. Mittlerweile halte die Telekom 50,4 Prozent an T-Mobile US, die Kontrolle haben die Bonner aber schon seit längerem über eine entsprechende Vereinbarung mit dem japanischen Softbank-Konzern (Softbank). Mittelfristig dürfte sich der Anteil bei gut 50 Prozent einpendeln, sagte Illek.
Abseits des überraschend hohen Quartalsgewinns trat die Entwicklung indes eher auf der Stelle. Der Konzernumsatz der Monate Januar bis März stagnierte mit 27,8 Milliarden Euro praktisch auf dem Vorjahreswert. So ging der Absatz von Endgeräten wie Smartphones zurück, der bei dem übernommenen US-Unternehmen Sprint üblich war. Weil T-Mobile vom sogenannten Endgeräte-Leasing abrückt und dieses zeitnah vollständig einstellen möchte, fehlt an dieser Stelle Erlös. Und auch das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen inklusive Leasingkosten (Ebitda AL) fiel mit knapp 10 Milliarden Euro nur etwas besser aus als im Vorjahr.
In Deutschland überzeugte die Telekom nach Abzug von Kündigungen 274 000 neue Mobilfunk-Vertragskunden unter den eigenen Marken und damit weniger als der Konkurrent Telefonica Deutschland, der fast 370 000 Menschen für sich gewonnen hatte. Vodafone legt die Zahlen kommende Woche vor.
Für das laufende Jahr setzt sich Konzernchef Höttges nun ein etwas höheres Ziel für den operativen Gewinn. So soll das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen inklusive Leasingkosten (Ebitda AL) auf rund 40,9 Milliarden Euro steigen. Zuvor hatte er rund 40,8 Milliarden Euro erwartet. Der freie Mittelzufluss (Free Cashflow) soll weiterhin mehr als 16 Milliarden Euro betragen.
Aktie mit Auftrieb
- Starke Quartalszahlen haben am Donnerstag der Aktie der Deutsche Telekom Auftrieb gegeben. Analysten hoben insbesondere das Deutschland-Geschäft des Bonner Unternehmens positiv hervor. Der leicht angehobene Ausblick sollte dagegen nicht sonderlich überraschen, wie ein Händler sagte, denn darin spiegelten sich die angehobenen Jahresziele der US-Tochter T-Mobile US wider.
Die Telekom-Aktie gewann letztlich im XETRA-Handel 1,36 Prozent auf 21,54 Euro und erholte sich damit etwas von dem kürzlich erlittenen Kurseinbruch. Ende April/Anfang Mai war die Mobilfunktochter T-Mobile US zwar für den Neukunden-Zuwachs und die Jahresergebnisse etwas optimistischer geworden, das aber war erwartet worden. Die Quartalsentwicklung indes hatte spürbar enttäuscht, woraufhin nicht nur das Papier der Tochter nachgab, sondern vor allem auch das der Muttergesellschaft. Die T-Aktie hatte am 5. April bei etwas über 23 Euro den höchsten Stand seit Sommer 2001 erreicht, dann ging es aber abwärts auf 21,10 Euro.
Ein Händler lobte nun, dass der Bericht des Bonner Konzerns durchweg besser als erwartet ausgefallen sei, und das auch dank des Deutschland-Geschäfts. JPMorgan-Analyst Akhil Dattani und auch Goldman-Analyst Andrew Lee verwiesen ebenfalls auf die erfreuliche Entwicklung auf dem Heimatmarkt. "Da das Deutschland-Geschäft besser abschnitt und Europa weiterhin ergebnisseitig operativ wächst, statt wie erwartet zu stagnieren, sehen wir weiterhin Aufwärtspotenzial für die Jahresziele ex-US-Geschäft", schrieb etwa Lee. Zudem sieht er künftig weiteres deutliches Aufwärtspotenzial durch das Wachstum in Deutschland und auch in den USA im Jahresverlauf. Die Rückflüsse von Barmitteln der US-Tochter an die Telekom-Aktionäre, wahrscheinlich Anfang 2024, nannte er ebenfalls als Kurstreiber.
Analyst Ottavio Adorisio von der SocGen monierte allerdings die Entwicklung im Geschäftsbereich GHS (Group Headquarters and Shared Services), die das operative Konzernergebnis ohne das US-Geschäft negativ beeinflusst habe. Dieses Segment "hat seinen operativen Quartalsverlust im Jahresvergleich verdoppelt", konstatierte er und verwies dabei auf die Aussagen des Managements, dass das Auslaufen einiger IT-Projekte und geringere Einnahmen aus dem Immobiliengeschäft der Grund gewesen seien.
FRANKFURT (dpa-AFX)
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