Wettbewerb |
25.02.2021 13:25:38
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Deutsche Telekom-Aktie im Fokus: Ganz im Zeichen von Partnerschaften - oder nicht?
DAS IST LOS BEI DER DEUTSCHEN TELEKOM:
"Alleine schaffen wir diesen Infrastrukturwandel nicht - das wollen wir aber auch nicht", sagte Telekom-Vorstandschef Tim Höttges Anfang Dezember, als er auf einer firmeneigenen Veranstaltung um die Gunst von lokalen Unternehmen warb. Die ortsansässigen Firmen verstünden die Komplexität vor Ort besser als der Konzern aus Bonn, ergänzte Deutschland-Chef Srini Gopalan.
Deswegen sei es nur gemeinsam möglich, bis 2030 alle deutschen Haushalte mit Glasfaser zu versorgen. Das Telekom-Netz stehe allen Wettbewerbern offen, sagte Höttges. Allerdings sei dies nur dann der Fall, wenn auch die Telekom zu gleichen Konditionen Zugang zu anderen Netzen erhalte. Sollten die Wettbewerber das nicht akzeptieren, wolle die Telekom als "ultima ratio" selbst bauen.
Die Strategie zeigt erste Erfolge: Mitte Dezember verkündeten Telekom und Vodafone, beim Glasfaserausbau gemeinsame Sache machen zu wollen. Durch den Zugang zum Telekom-Glasfasernetzwerk könne Vodafone künftig auch dort direkte Glasfaseranschlüsse ins Haus ("Fiber to the Home") vermarkten, wo das Unternehmen bislang noch kein eigenes Netz hat, hieß es.
Bereits seit 2013 nutzt Vodafone nach eigenen Angaben in einem sogenannten Kontingentvertrag Kupferanschlüsse auf Basis des Glasfasernetzes von der Telekom, die sie wiederum an ihre Endkunden weitervermarktet. Nun verlängerten beide Unternehmen den Vertrag um zehn Jahre und erweiterten ihn um Glasfaser. Im Mobilfunk arbeiten Telekom und Vodafone in einigen Bereichen bereits zusammen. Im November hatte Vodafone seine Strategie bei Glasfaser-Direktanschlüssen geändert und die eigenen Ambitionen eingedampft.
Unterdessen verlängert der Bonner Konzern auch seine bestehenden Partnerschaften, etwa wie mit 1&1 Versatel. Die United-Internet-Tochter kann somit weiterhin einer größeren Anzahl von Geschäftskunden Glasfaser-Anschlüsse anbieten.
Komplett gegenteilig verhält sich dagegen die Tochter T-Mobile US, die nach der Übernahme des kleineren Rivalen Sprint den amerikanischen Markt weiter erobern will. Erst diese Woche ersteigerte das Unternehmen für 9,3 Milliarden US-Dollar (7,65 Mrd Euro) 142 Lizenzen und will damit sein 5G-Netz ausbauen. Ohnehin gilt die Frequenzaustattung bereits als gut. Vor allem auch deswegen hatte T-Mobile US den kleineren Rivalen Sprint mit seinem reichhaltigen Frequenzspektrum übernommen.
Zwar lasteten zum Jahresende hin Kosten im Zusammenhang mit der Fusion auf den Gewinnen. Das Management um den T-Mobile-Chef Mike Sievert setzt im Zuge der Sprint-Übernahme aber nun auf Kostensenkungen. So sollen etwa unnötige Neubauten vermieden und sich überlappende Standorte stillgelegt werden. Mittelfristig soll das Sprint-Netzwerk abgeschaltet und die Kunden bei T-Mobile integriert werden.
Aus diesem Grund soll es im laufenden Geschäftsjahr weiter bergauf gehen. 2021 soll das um Sondereinflüsse bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) auf 26,5 bis 27,0 Milliarden Dollar steigen (2020: 24,6 Mrd Dollar). Ob es auch unterm Strich mehr sein soll, bleibt abzuwarten. 2020 stand bei T-Mobile US ein Überschuss von 3,1 Milliarden Dollar.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Der zuletzt seitwärts verlaufende Kurs scheint die Analysten nicht zu irritieren: Die deutliche Mehrheit von 24 von 29 von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Experten rät zum Kauf der Magenta-Aktien, die restlichen 5 plädieren zum Halten. Bis zum durchschnittlichen Kursziel von 20,13 Euro hat die Aktie aber noch ein ordentliches Stück vor sich: Verglichen mit dem derzeitigen Kurs von knapp 15 Euro ist noch mehr als ein Drittel Luft bis dahin.
Zu den Optimisten zählt der UBS-Analyst Polo Tang. Der deutsche Telekom-Markt bleibe attraktiv, weswegen Tang weiterhin zum Kauf rät. Goldman-Sachs-Analyst Andrew Lee hob hervor, dass sich die Telekom auf ihrem Heimatmarkt Deutschland habe behaupten können. Auch sein Kollege Ulrich Rathe vom Analysehaus Jefferies rät Anlegern dazu, Telekom-Papiere zu kaufen. Er liege mit seinen Prognosen für die Deutsche Telekom deutlich über den Markterwartungen und begründete dies damit, dass die Tochter T-Mobile US stärker abgeschnitten habe als befürchtet.
Sein Kollege Usman Ghazi von der Privatbank Berenberg geht einen Schritt weiter: Nach dem Zusammenschluss mit Sprint sei die Tochter T-Mobile US bei der Netzwerkintegration und Synergien mindestens ein Jahr dem Plan voraus. Das sei ein unerwartet gutes Szenario.
Rathe von Jefferies geht davon aus, dass der Konzern im Schlussquartal 2020 auch ungeachtet seiner US-Tochter weiterhin gute Geschäfte gemacht habe. Zudem interessiert er sich für die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens (DIV) zur "Förderung digitaler Infrastrukturinvestitionen in ganz Europa in Glasfaser, Funktürme und Rechenzentren", an dem die Bonner mit 25 Prozent beteiligt sein sollen. Mitte Januar hatte die Telekom die Gründung des DIV gemeinsam mit der Zusammenlegung von Telekom- und Cellnex-Funktürmen in den Niederlanden bekannt gegeben.
Ebenfalls von der Telekom-Aktie angetan zeigt sich JPMorgan-Analyst Akhil Dattani: In den vergangenen Monaten hätten zahlreiche europäische Telekomaktien um rasante 20 bis 50 Prozent zugelegt. Für werthaltige Papiere mit attraktiven Kurstreibern wie BT, Vodafone und Bouygues bleibe er positiv gestimmt.
DAS MACHT DIE AKTIE (Stand 25.02., 12.00 Uhr):
Die Papiere der Deutschen Telekom taten sich zuletzt schwer mit einer eindeutigen Tendenz und bewegen sich seit Mitte November seitwärts. Davor hatte der Kurs Ende Oktober noch eine Talfahrt hinter sich gelassen. Mit rund 15 Euro waren die Papiere zuletzt so viel wert wie etwa im vergangenen Sommer. Von dem Jahreshoch von 16,75 Euro vor knapp zwölf Monaten sind sie aber noch rund 2 Euro entfernt.
Derzeit schaffen es die Bonner auf eine Marktkapitalisierung von gut 70 Milliarden Euro. Damit wetteifern sie mit dem Auto- und Lkw-Bauer Daimler um den sechsten Platz im DAX. Im Vergleich zur britischen Vodafone mit 33,5 Milliarden Pfund (39 Milliarden Euro) und der spanischen Telefonica mit rund 20 Milliarden Euro lässt die Telekom aber noch einen riesigen Freiraum zu ihren wichtigsten Kontrahenten.
Mittelfristig haben die Papiere Anlegern allein vom Aktienkurs her keinen Gefallen getan. Im Fünf-Jahres-Vergleich verlor die Aktie zuletzt knapp 11 Prozent. Gerade Papiere aus der Telekommunikationsbranche gelten unter vielen Anlegern aber auch als attraktiv wegen ihrer vergleichsweise hohen Dividendenrendite.
/ngu/men/fba
BONN (dpa-AFX)
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