Keine Staatshilfe |
12.05.2020 17:55:00
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Deutsche Post mit Gewinneinbruch im ersten Quartal - Post-Aktie dennoch deutlich im Plus
Im April hatte die Deutsche Post mit dem Kassieren der Unternehmensziele für das Gesamtjahr und dem Verschieben der Hauptversammlung auf einen bisher ungenannten Termin auch die vorläufigen EBIT-Zahlen für das erste Quartal für den Konzern und die einzelnen Segmente veröffentlicht. Bei der Gelegenheit bestätigte der Bonner DAX-Konzern das mittelfristige Ziel, 2022 ein EBIT von mindestens 5,3 Milliarden Euro erreichen zu wollen.
Im ersten Quartal betrug der nun veröffentlichte Nettogewinn 301 (746) Millionen Euro, ein Rückgang um 60 Prozent. Der Umsatz stieg um knapp 1 Prozent auf 15,487 (Vj: 15,353) Milliarden Euro.
Nach den endgültigen Zahlen betrug das EBIT im Quartal 592 Millionen Euro, etwa halb soviel wie die 1,16 Milliarden im Vorjahresquartal. Den vorläufigen Zahlen zufolge lag es geringfügig niedriger bei 590 Millionen Euro.
Wochenlang geschlossene Geschäfte bescherten dem Online-Handel einen Boom - und den Zustellern Paketmengen wie sonst nur vor Heiligabend. In der Spitze transportierte DHL rund neun Millionen Pakete pro Tag, das entspricht einer Steigerung um mehr als 40 Prozent im Vergleich zu normalen Zeiten. Um diese Nachfrage bewältigen zu können, stellte die Post kurzfristig 4000 neue Mitarbeiter ein, wie Appel bestätigte. Außerdem wurden eigene Angestellte aus anderen Bereichen eingesetzt.
Eine Extra-Corona-Prämie für die Paket-Helden, wie sie etwa Pflegekräfte bekommen sollen, lehnte Appel jedoch ab. Es gehe jetzt darum, die Liquidität des Konzerns in der Krise sicherzustellen. "Der Fokus liegt darauf, Mitarbeiter im Unternehmen zu halten." Zeitweise hatte die Post für einige Bereiche Kurzarbeit angemeldet, allerdings "im niedrigen einstelligen Prozentbereich", so Appel. Für einige Konzernsegmente gilt außerdem vorerst ein Einstellungsstopp.
Wie an vielen anderen Orten kehrt auch im Post-Tower aktuell in Bonn wieder etwas mehr Normalität ein. "Mitarbeiter kommen wieder ins Büro, ohne dass sie auf das Social Distancing verzichten müssen", erzählte Appel. Auf individuelle Bedürfnisse wie gesundheitliche Risiken oder Kinderbetreuung gehe man ein. Gleichzeitig versucht das Management der Post, sich auf alle Eventualitäten einzustellen: "Man muss immer darauf vorbereitet sein, dass es eine zweite Welle geben kann."
Sicher ist: An der Digitalisierung will der Konzern auf keinen Fall sparen. Eine breit angelegte Digitalisierungsinitiative, die insgesamt zwei Milliarden Euro kosten wird und im vergangenen Jahr angekündigt wurde, soll etwa den Empfang von Paketen besser digital nachverfolgbar machen. Die Krise habe gezeigt, wie wichtig digitale Lösungen seien. "Ich habe gelernt, dass man einen großen globalen Konzern aus dem Homeoffice führen kann", bekannte Appel.
Was die nahe Zukunft angeht, will die Post, wie bereits vor einigen Wochen mitgeteilt, noch keine Prognosen machen. Am langfristigen Ziel - einem operativen Ergebnis von mindestens 5,3 Milliarden Euro bis 2022 - hält der gelbe Riese jedoch vorerst fest.
Deutsche-Post-CEO: Wir brauchen keine Staatshilfe
Die Deutsche Post braucht nach Aussage von CEO Frank Appel derzeit keine Staatshilfe, und die Liquiditätsituation ist komfortabel. Derzeit sei auch kein Kredit mit Beteiligung der staatseigenen KfW erforderlich. 2019 sei ein gutes Jahr gewesen, und von daher stehe unverändert der Vorschlag, dass der Bonner Logistikkonzern für 2019 eine Dividende von 1,25 Euro je Aktie zahlen wolle. Die Entscheidung dazu liege allerdings bei der Hauptversammlung. Diese wurde wegen der Corona-Pandemie verschoben, ein neues Datum gibt es bisher nicht.
"Wir brauchen kein Geld von der Bundesregierung", sagte Appel in der Telefonkonferenz mit Analysten. "Unser Cashflow ist stark genug." Laut CFO Melanie Kreis hat sich im ersten Quartal der Freie Cashflow, der im Auftaktquartal immer negativ ist, von minus 909 Millionen Euro im Vorjahresquartal auf minus 409 Millionen Euro verbessert. Grund hierfür sei die Verdreifachung des operativen Cashflows auf rund 750 Millionen Euro.
Die Liquiditätsposition sei mit insgesamt 2,6 Milliarden an flüssigen Mitteln per Ende März weiter "sehr solide", im ersten Quartal sei eine syndizierte Kreditlinie von 2 Milliarden Euro mit einer Laufzeit bis 2024 nicht beansprucht worden. Darüber hinaus gebe es nicht in Anspruch genommene bilaterale Kreditlinien in Höhe von mehr als 1,5 Milliarden Euro. Und insgesamt würden 2020 nur 500 Millionen Euro fällig zur Refinanzierung, so Kreis.
In jüngster Zeit haben mehre traditionsreiche deutsche Unternehmen wegen coronabedingt kurzfristiger Liquiditätsengpässe revolvierende Kreditlinien mit Beteiligung der staatseigenen KfW beantragt. Während der Laufzeit dieser Kredite dürfen die Unternehmen keine Dividenden ausschütten. Zu den Unternehmen gehören unter anderem Adidas und Puma. Die wegen der Corona-Krise schwer angeschlagene Lufthansa verhandelt derzeit mit der Bundesregierung über ein Rettungspaket im Umfang von 9 Milliarden Euro, im Gegenzug könnte nach Angaben der Fluggesellschaft der Staat 25 Prozent und eine Aktie bekommen. Die Bundesregierung hält über die Kreditanstalt für Wiederaufbau immer noch knapp 21 Prozent an der Deutschen Post.
Post-Aktie markiert nach Zahlen neues Erholungshoch
Die Erholung bei den Papieren der Deutschen Post vom Corona-Krisentief ist am Dienstag in die nächste Etappe gegangen. Die Papiere schafften es zur Mittagszeit über ihr bisheriges Erholungshoch, in der Spitze standen 28,15 Euro auf der Kurstafel. Bis zum Handelsschluss entfernten sie sich davon ein Stück weit: Mit einem Anstieg um 2,99 Prozent auf 27,56 Euro im XETRA-Handel blieben sie im DAX letztlich der Spitzenreiter.
Experten lobten das Ergebnis allgemein als solide in Anbetracht des schwierigen Marktumfelds, in dem sich der Logistiker befinde. Analyst Samuel Bland von der Investmentbank JPMorgan hob vor allem positive Volumensignale von Ende April und Anfang Mai hervor. Sie zeigten, dass sich die Lage für den Logistikkonzern seit Ende März deutlich gebessert habe. Die Markterwartungen bezüglich der Corona-Belastung auf das Gesamtjahr seien vor diesem Hintergrund zu pessimistisch, sagte Bland.
Die Papiere der Post waren im Februar, als die Coronakrise aus China so richtig nach Europa überschwappte, mit dem Gesamtmarkt in einen Abwärtsstrudel geraten, der sie von über 32 Euro bis unter die Marke von 20 Euro gedrückt hatte. Im laufenden Jahr haben die Papiere im Zuge der Turbulenzen fast ein Fünftel eingebüßt. Vom Ende 2017 erreichten Rekord jenseits der 40 Euro können Anleger derzeit nur träumen.
Dow Jones Newswires und dpa-AFX
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