Milliarden-Deal 10.03.2016 07:47:48

Deutsche Börse verkauft Optionsbörse ISE an die Nasdaq

Für 1,1 Milliarden US-Dollar erlangt die Nasdaq damit die Kontrolle über fast 40 Prozent des US-amerikanischen Optionsmarkts.

Die ISE betreibt in den USA die drei Aktienoptionsbörsen ISE, ISE Gemini und ISE Mercury. Diese vereinen mehr als 15 Prozent des US-Optionshandels auf sich. Die Nasdaq selbst betreibt Nasdaq PHLX, Nasdaq Options Market und Nasdaq BX Options.

Zudem erwirbt die Nasdaq im Rahmen der Transaktion weitere 20 Prozent an der Options Clearing Corp und verdoppelt damit ihre Beteiligung an dem weltgrößten Anbieter von Clearingdiensten für den Aktienoptionshandel. Nicht Bestandteil des Deals sind die Beteiligungen an Bats Global Markets und an der Digital Asset Holdings LLC, die bei der Deutschen Börse verbleiben.

Der Verkauf der ISE an die Nasdaq erfolgt inmitten eines sich abzeichnenden Übernahmekampfes um die London Stock Exchange (LSE), auf die die Deutsche Börse ein Auge geworfen hat. Die beiden Börsen verhandeln über eine Fusion unter Gleichen. Bei einem Zusammenschluss würde der zweitgrößte Börsenbetreiber weltweit und der größte in Europa mit einer kombinierten Marktkapitalisierung von rund 25 Milliarden Euro entstehen.

Das Bekanntwerden dieser Pläne hatte bei der Konkurrenz jedoch sogleich Begehrlichkeiten hervorgerufen: Der US-Börsenbetreiber Intercontinental Exchange Inc (ICE) denkt bereits laut über ein mögliches Gegengebot für die LSE nach, während seinem Rivalen CME, Betreiber der Terminkontrakt- und Derivatebörse Chicago Mercantile Exchange, ebenfalls Interesse an der Londoner Börse nachgesagt wird.

Die Deutsche Börse hatte die ISE bei ihrem Erwerb bilanziell dem Eurex-Segment zugeordnet. Wie die Deutsche Börse erläuterte, reduziert sich der Firmenwert des Segments Eurex durch die Veräußerung jedoch nur teilweise, so dass ein Veräußerungsgewinn im hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich erwartet wird. Die Eurex ist Europas größte Terminbörse für Finanzderivate.

Händler betrachten den Verkauf der ISE mit gemischten Gefühlen. "Einerseits trennen sie sich von einem Verlustbringer, andererseits fehlt damit jegliche strategische Option für den US-Markt", sagt ein Händler. Auch der beim Verkauf anfallende Buchgewinn sei eine rein buchhalterische Angelegenheit. "Sie hatten schon über eine Milliarde darauf abgeschrieben, sonst gebe es keinen Verkaufsgewinn", so ein anderer Händler. Die Deutsche Börse hatte die ISE vor knapp zehn Jahren für rund 2,8 Milliarden Dollar gekauft.

Von Josh Beckerman und Saumya Vaishampayan

NEW YORK/FRANKFURT (Dow Jones)

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