Sippenhaft |
19.05.2014 17:33:35
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Deutsche Bank zieht Commerzbank-Aktie mit in die Miesen
Die Experten machen zwei Gründe für das dicke Minuszeichen bei der Commerzbank geltend: Die Sorge, dass auch die zweitgrößte deutsche Bank frisches Geld braucht, und die Nachwirkung der enttäuschenden Zahlen für das erste Quartal, die am 7. Mai veröffentlicht wurden. Bei der Quartalsvorlage wurde die Commerzbank Opfer des eigenen Erfolgs. Denn seit der letzten Kapitalmaßnahme der Commerzbank im Sommer 2013 hatte sich der Kurs der Papiere mehr als verdoppelt. "Die Investoren hatten sich große Hoffnungen gemacht, dass die Commerzbank den Turnaround schneller schafft. Aber das ist im derzeitigen Umfeld für Banken schwierig", sagt Analyst Michael Seufert von der Nord LB.
Denn die Quartalszahlen Anfang Mai zeigten zwar eine leichte operative Verbesserung, die aber nicht groß genug ausfiel, um auch Spielraum für eine schnelle Aufbesserung der Kapitalquoten zu liefern. Spätestens seit da geht wieder die Sorge um, dass die Commerzbank angesichts der laufenden Bilanzprüfung durch die Europäische Zentralbank und dem anschließenden Stresstest durch die europäische Bankenaufsicht frisches Kapital braucht - und die Ankündigung der Deutschen Bank befeuert diese Sorgen nun. Vorstandschef Martin Blessing sagte zwar zuletzt seinen Aktionären auf der Hauptversammlung, dass die Commerzbank nicht unter Handlungsdruck stehe und aktuell keine Kapitalmaßnahme plane. Gänzlich ausschließen, so Blessing, könne man es aber nicht. Auch prüfe die Bank regelmäßig die Möglichkeit, Wandelanleihen zu begeben, die sich in hartes Eigenkapital wandeln, wenn die Kapitalausstattung der Bank unter eine bestimmte Schwelle fällt.
Dennoch ist ein Kapitalschritt bei der Commerzbank keineswegs eine ausgemachte Sache. Eine Zahl, die gegen einen erneuten Kapitalbedarf der Commerzbank spricht, ist ihre Verschuldungsquote. "Bei der Deutschen Bank ist die Leverage Ratio der große Diskussionspunkt und das sehe ich bei der Commerzbank nicht", sagt Analyst Stefan Bongardt von Independent Research. Die Leverage Ratio entspricht dem Verschuldungsgrad der Bank und stellt die Bilanzsumme ins Verhältnis zum von den Regulierern anerkannten Eigenkapital. Für dieses Verhältnis soll künftig eine Obergrenze gelten, die aber noch nicht vollständig klar ist. Bei der Deutschen Bank betrug die Quote per Ende März 2,5 Prozent, bei der Commerzbank 3,3 Prozent - jeweils unter voller Anwendung von Basel III. Selbst die am Montag angekündigte Kapitalerhöhung der Deutschen Bank wird den Unterschied nicht komplett aufheben: Die Deutsche strebt mit der Stärkung des Eigenkapitals eine Verschuldungsquote von 3,1 Prozent an, die immer noch unter der der Commerzbank liegt.
Zudem sind die Details zur Bilanzprüfung und für den Stresstest noch nicht abschließend bekannt. Genau das könnte der Commerzbank noch zum Verhängnis werden. Derzeit müssen die Banken die Zusammensetzung ihrer Wertpapierportfolios und die damit verbundenen Risiken an die Aufsichtsbehörden melden. Auf Basis dieser Daten identifizieren die Aufseher dann jene Portfolios der einzelnen Banken, die später in verschiedenen Szenarien gestresst werden. Um welche Bereiche es sich bei den beiden deutschen Banken handeln wird, ist noch unbekannt. Während Beobachter bei der Deutschen Bank erwarten, dass vor allem das Investmentbanking und das Nichtkerngeschäft gestresst wird, gilt bei der Commerzbank das Abbauportfolio NCA (Non Core Assets) als heißer Kandidat.
"Es kommt auch bei der Commerzbank darauf an, wie der Regulator das Risiko in einzelnen Bereichen einstuft. Der Kapitalpuffer der Bank sollte eigentlich ausreichend sein. Aber schon kleinere striktere Veränderungen in der Bewertung der Schiffskredite oder Staatsanleihen könnten im Zusammenspiel für weiteren Kapitalbedarf sorgen", so Nord-LB-Analyst Seufert. Auch Philipp Häßler von Equinet sieht bei der Commerzbank weniger regulatorischen Druck als bei der Deutschen Bank: "Dennoch erwarten wir, dass die Spekulationen über eine mögliche Kapitalerhöhung bei der Commerzbank vor dem EZB-Stresstest zunehmen werden." Das könnte den Kurs der Commerzbank-Aktie weiter belasten.
Und das nicht nur durch die Kapitaldiskussion. Ein Blick auf die Charttechnik deutet darauf hin, dass die Reise der Aktie eher nach unten denn nach oben geht. "Technisch gesehen sieht es für die Aktie nicht gut aus", sagt Analyst Seufert. Bei 12 Euro sei eine wichtige Unterstützungslinie nach unten durchbrochen worden. Jetzt komme es darauf an, wo sich das Papier wieder fange. "Charttechnisch ist Luft nach unten, es kann also Richtung 10 Euro gehen", so Seufert.
DJG/igo/kgb/kla Dow Jones Newswires
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