Nach kurzer Erholung |
13.03.2023 17:55:00
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Deutsche Bank- und Commerzbank-Aktien brechen ein: Bankensektor erneut unter Druck
Am deutschen Aktienmarkt gab die Aktie der Deutschen Bank zum Wochenstart um 4,87 Prozent auf 10,15 Euro nach, während die Papiere der Commerzbank sogar um 12,71 Prozent auf 9,96 Euro absackten. Die miese Stimmung im Bankensektor belastete auch den Dax, der zeitweise unter die psychologisch wichtige Marke von 15.000 Punkten schlitterte. Anleger bevorzugten sichere Anlangen, die Kurse deutscher Bundesanleihen legten erneut kräftig zu.
Vor dem Wochenende war in den USA die auf Start-up-Finanzierung spezialisierte Silicon Valley Bank (SVB), eine Tochter von SVB Financial Group, nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden. Am Wochenende hatten Finanzministerium, Notenbank und die Einlagensicherungsbehörde erklärt, dass Einlagen bei der SVB und einem weiteren Institut geschützt würden. Die US-Notenbank Fed legte zudem ein neues Kreditprogramm zur Versorgung der Banken mit Liquidität auf.
Der Optimismus am Markt über die Sicherung der Kundeneinlagen bei der kollabierten SVB halte sich jedoch in Grenzen, schrieb Stratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Die Risiken durch hohe Buchverluste in den Anleiheportfolios der Banken blieben bestehen und dürften die Börse noch eine ganze Weile beschäftigen. Bei der SVB hatte ein umfangreicher Verkauf von Vermögenswerten wie Staatsanleihen und Hypothekenpapieren zu einem Verlust geführt. Der Wert solcher Papiere sinkt, wenn die Zinsen steigen.
"Der Markt vermutet, dass die Probleme, die bei der SVB sichtbar geworden sind, auch in anderen Bilanzen stecken, auch in jenen der ganz Großen", ergänzte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Die Übernacht-Rettungs-Aktion für die SVB wecke böse Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008. Zwar versuche die US-Regierung, die Krise zu isolieren und toxische Ansteckungseffekte zu vermeiden. Es sei aber alles andere als sicher, ob das auch funktioniert.
Stanzl verwies zudem auf die jüngste Pleite der auf Fintechs und Kryptowährungen spezialisierten Bank Silvergate Capital. "Lange Zeit wähnte sich der Kapitalmarkt in Sicherheit vor den Exzessen am Markt für Kryptowährungen, nun ist zumindest mittelbar eine Verknüpfung entstanden", schrieb der Experte. "Der SVB-Kollaps ist für die Kunden aus der Start-up-Szene eine Tragödie, sie verlieren einen relevanten Finanzierer und Netzwerker", konstatierten die Analysten der Landesbank LBBW.
"Wenn das Misstrauen kleineren Banken gegenüber zunimmt und in großem Stil Einlagen abgezogen werden, dann kann hier ein gefährlicher Domino-Effekt entstehen", schrieb Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC-Partners. Das entscheidende Asset der Banken sei jetzt das Vertrauen. Charttechnik-Analyst Marcel Mußler wies ebenfalls auf die Ansteckungsgefahr anderer Banken hin: "Wichtig ist, dass nicht bei zu vielen großen Adressen zu viel Kapital abgezogen wird, sodass aus SVB eine Lawine wird."
Devisenmarktexperte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank geht nicht ganz so weit. Die Welt sei heute eine andere als während der Weltfinanzkrise, er in einem Marktkommentar. "Politik, Zentralbanken und Finanzmarktteilnehmer haben gelernt. Insbesondere existieren heute Instrumente zur Eindämmung solcher Krisen. Die mussten 2008 und danach erst geschaffen werden. Und weil sie damals nicht existierten, waren die Ansteckungseffekte damals höher als sie es heute sein dürften."
Parallel zu den Maßnahmen der US-Finanzbehörden versuchte auch die Bank of England die Situation zu stabilisieren. Die Großbank HSBC hatte am Montagmorgen die britische Tochter der SVB für ein Pfund übernommen. Die britische Notenbank unterstützte die Transaktion und versicherte den Kunden der SVB-Tochter, dass sie Zugang zu ihren Einlagen und zu den üblichen Bank-Dienstleistungen haben. "Diese Übernahme ist für unser Geschäft in Großbritannien strategisch sinnvoll", erklärte HSBC-Chef Noel Quinn.
Derweil spekulieren einige Analysten bereits über eine Kehrtwende in der Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Die Ökonomen der US-Bank Goldman Sachs unter Leitung von Jan Hatzius erwarten, dass die jüngsten Vorfälle im US-Bankensystem die Fed dazu veranlassen dürften, ihren geldpolitischen Straffungszyklus bei der kommenden Zinssitzung nächste Woche zu unterbrechen.
Sie verwiesen zudem auf die Unsicherheit über weitere Zinsschritte in den kommenden Monaten. "Es ist jedoch wesentlich verfrüht, von einer Stabilisierung beziehungsweise Zinsumkehr sprechen zu können", warnte Marktexperte Andreas Lipkow. Das Inflationsthema bleibe vorerst allgegenwärtig.
FRANKFURT (dpa-AFX)
FRANKFURT (dpa-AFX)
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