Maßnahmenpaket geplant |
22.05.2014 13:30:32
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Deutsche Bank muss Kosten zusätzlich senken
Jain gab Fehleinschätzungen zu: "Einige der Herausforderungen waren größer als wir erwartet hatten." Er appellierte jedoch an die Anteilseigner: "Sie sollten uns vertrauen." Die Bank treffe "die harten, aber notwendigen Entscheidungen". Der Co-Chef des Geldhauses fügte hinzu: "Wir haben ungeschminkt in den Spiegel geschaut."
In der Tat hat die Glaubwürdigkeit des Vorstands gelitten. Nachdem Jain im vergangenen Jahr im Anschluss an die Kapitalerhöhung den Hungermarsch für beendet erklärt hatte, musste er jüngst diese Fehleinschätzung korrigieren. Die Bank sammelt nun weitere acht Milliarden Euro ein. In den vergangenen fünf Jahren hat die Bank damit die Investoren insgesamt um fast 25 Milliarden Euro Kapital gebeten. Zum Vergleich: Ihre Marktkapitalisierung beträgt aktuell 31 Milliarden Euro.
Die für 2015 gesetzten Ziele kann die Bank nicht alle erfüllen. "Unvorhersehbare" Rechtskosten machen ihr einen Strich durch die Rechnung. Bei der Hauptversammlung kündigte Deutsche Bank-Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen nun weitere Kosteneinsparungen an.
Die Bank wollte ursprünglich bis Ende 2015 insgesamt 4,5 Milliarden Euro einsparen. Doch das wird nicht reichen. "Um unsere Strategie verstärkt voranzutreiben, werden wir ein Maßnahmenpaket umsetzen, mit dem wir auf den neuen Kostendruck in unserem Umfeld reagieren", sagte Fitschen. Wo und wieviel die Bank zusätzlich einsparen will, ließ er im Dunkeln.
Bislang hat die Bank ihre Kosten um 2,3 Milliarden Euro gesenkt. "Die Einsparungen haben wir zum Beispiel dadurch erreicht, dass wir unseren Einkauf optimiert, Büroflächen effizienter genutzt und unsere IT-Anwendungen radikal vereinfacht haben", sagte Fitschen. "Zugleich investieren wir in die Integration unserer Geschäftsplattformen, in eine Konsolidierung und Standardisierung unserer Systeme und in Automatisierungen", erklärte er.
Dies reicht jedoch nicht aus. Die ohnehin schwierigen Rahmenbedingungen haben sich verschlechtert. Die Bank kommt bei ihren Plänen, mehr Gewinn zu machen und die Kapitaldecke zu stärken, nur mühsam voran. Das größte Problem sind aber Prozesse und drohende Strafzahlungen. Die Klagen kommen von Kunden, die sich von der Bank geschädigt sehen. Zudem musste die Bank im Zusammenhang mit mutmaßlichen Markmanipulationen mehrere Händler suspendieren.
Ob das Werben um Vertrauen bei den Investoren Erfolg hat, ist fraglich. "Die Aktienkursentwicklung ist ein Trauerspiel", urteilte Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment. Im Mai 2007 hatte die Aktie der Deutschen Bank im Allzeithoch bei 118,51 Euro notiert. Seitdem hat sie drei Viertel ihres Wertes eingebüßt. "Viel Anlegervertrauen ist verloren gegangen, die Kapitalerhöhungen machen es nicht besser", kritisierte Speich.
Der renommierte Ökonom Martin Hellwig findet die Bemühungen der Deutschen Bank zur Erhöhung ihres Eigenkapitals unzureichend. Die Kapitalerhöhung decke bisherige und vielleicht einige noch nicht offensichtliche Verluste, mache die Bank aber nicht wirklich sicherer, warnte er jüngst bei einem Vortrag. "Ein guter Teil der Eigenkapitalerhöhung wird benötigt, um die in den letzten zwölf Jahren in die Bücher genommenen Verluste zu kompensieren und vielleicht für Verluste vorzusorgen, die noch nicht in die Bücher genommen wurden", sagte der Direktor des Max-Planck-Instituts zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern.
Auf Kritik stößt die Deutsche Bank auch in der Öffentlichkeit. Gleich zu Beginn der Hauptversammlung skandierten Aktivisten: "Bei jeder Schweinerei ist die Deutsche Bank dabei." Auf gelben Zettelchen, die sie auf den Boden warfen, stand: "Deutsche Bank profitiert von Landraub, Nahrungsmittelspekulaton und Rüstung." Die Deutsche Bank hat sich aus einigen kritisierten Geschäften zurückgezogen, verteidigt aber weitgehend ihre Linie.
Aufsichtsratschef Paul Achleitner gab den Demonstranten etwas Raum, ließ sie aber nach einigen Minuten abführen, damit Jain seine Rede fortsetzen konnte. "Es ging leider nicht anders", erklärte Achleitner seine Entscheidung. Die Aktionäre reagierten mit Applaus. Seine Rede führte Jain daraufhin mit versteinerter Miene fort. Als er sagte, die Bank könne auf ihre Erfolge "sehr stolz" sein, herrschte Stille im Raum.
DJG/mln/jhe
Dow Jones Newswires
Von Madeleine Nissen
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