Gesprächsaufnahme |
11.03.2019 18:04:00
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Deutsche Bank lotet scheinbar 'inoffiziell' mit Commerzbank Fusion aus - Aktien legen zu
Spekulationen über einen Zusammenschluss der letzten beiden unabhängigen Großbanken kursieren seit Monaten. Seit Sommer werben Finanzstaatssekretär Jörg Kukies, Ex-Deutschlandchef von Goldman Sachs, und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) für stärkere deutsche Banken. Und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) schreibt in seiner "Nationalen Industriestrategie 2030", in allen wichtigen Wirtschaftsbereichen brauche es "große und starke Akteure, die mit Wettbewerbern aus den USA oder China auf Augenhöhe sind".
Der "Welt am Sonntag" zufolge sollen Scholz und Kukies die Bankchefs Christian Sewing (Deutsche Bank) und Martin Zielke (Commerzbank) gedrängt haben, ein Zusammengehen zu prüfen. "Innerhalb der nächsten Wochen, am besten vor der Europawahl Ende Mai" erwarte man in Berlin eine Reaktion. Aus Frankfurter Kreisen zitiert das Blatt, es sei richtig, sich einen Termin zu geben, "sonst schiebt man die Antwort auf diese Frage noch die nächsten zwei Jahre vor sich her."
Risiken und Nutzen einer Fusion der beiden letzten selbstständigen privaten Großbanken in Deutschland sind unter Experten umstritten. Auf dem umkämpften - und traditionell kleingliedrigen - Heimatmarkt stünden ihnen weiterhin die öffentlich-rechtlichen Sparkassen und die genossenschaftlichen Volks- und Raiffeisenbanken als bedeutende Spieler gegenüber. Auf dem internationalen Spielfeld könnte eine neue Großbank dagegen Boden gut machen, wenngleich vor allem die ertragsstarken US-Institute in einer anderen Liga spielen.
Als gewichtiges Gegenargument gilt: Beide Häuser sind auch mehr als zehn Jahre nach der Finanzkrise immer noch mit eigenen Baustellen beschäftigt. Die Deutsche Bank hat nach drei Jahren mit zum Teil tiefroten Zahlen 2018 gerade erst die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft. Der Aktienkurs ist mit aktuell unter acht Euro weit von einstigen Spitzenwerten entfernt. Auch die Commerzbank sieht sich bei ihrem Konzernumbau noch nicht am Ziel. Das Institut musste im Herbst angesichts eines ebenfalls kräftig gestutzten Börsenwertes sogar den DAX verlassen und in die zweite Börsenliga MDAX absteigen.
Der Bund ist mit gut 15 Prozent größter Einzelaktionär der Commerzbank - seit mehr als zehn Jahren: Die Übernahme der kriselnden Dresdner Bank mitten in der Finanzkrise hatte die Commerzbank zum Rettungsfall gemacht, und der Staat bewahrte das Institut mit Steuermilliarden vor dem Kollaps. Es war die erste direkte Beteiligung des Bundes an einer großen Privatbank in Deutschland.
In den Frankfurter Zentralen der beiden Geldhäuser hielt man sich zu den Gerüchten um einen näher rückenden Zusammenschluss bislang stets bedeckt. Die Spekulationen seien "verständlich", hatte Commerzbank-Chef Martin Zielke zuletzt bei der Bilanzvorlage Mitte Februar gesagt: "Das ist etwas, das nicht neu ist. Es macht aber überhaupt keinen Sinn, solche Spekulationen zu kommentieren oder sich daran zu beteiligen."
Und der Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing, hatte sich rund zwei Wochen zuvor kämpferisch gegeben: "Wir haben es selbst in der Hand." Zugleich hatte er mit Blick auf die Fusionsgerüchte gesagt: "Wir glauben an unseren Plan. Dafür müssen wir hart arbeiten. Und über alles andere mache ich mir keine Gedanken. Wir beteiligen uns an diesen Spekulationen nicht." Zur Rolle Berlins in der Diskussion hatte er zudem angemerkt, er freue sich, "dass wir eine Bundesregierung haben, die sich aktiv um den Finanzstandort Deutschland und Frankfurt Gedanken macht".
Die Anteilsscheine der Commerzbank legten am Montag erneut deutlich zu. Zum Handelsende verbuchten sie Gewinne in Höhe von 7,15 Prozent auf 7,10 Euro. Auch die Papiere der Deutschen Bank notierten im grünen Bereich. Zur Schlussglocke legten sie 4,96 Prozent auf 8,06 Euro zu.
Sprecher beider Geldhäuser wollten den Bericht am Samstag nicht kommentieren. Nach Worten von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) loten derzeit die beiden Institute die aktuelle Lage aus.
Die Kontaktaufnahme geschieht dem Bericht zufolge auf Drängen von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und Finanzstaatssekretär Jörg Kukies. Innerhalb der nächsten Wochen, am besten vor der Europawahl Ende Mai, erwarte man in Berlin eine Reaktion, hieß es.
Einem Analysten zufolge könnten die wieder aufgeflammten Fusionsgerüchte auf eine erste Idee für einen derartigen Deal im Jahre 2016 zurückgreifen. Demnach könnten die beiden Institute ihr Privat- und Unternehmenskundengeschäft sowie die jeweiligen Vermögensverwaltungssparten zusammenlegen sowie jeweils das Investmentbank-Geschäft abspalten. Die neue Bank würde dann über eine größere Kundenbasis verfügen, zudem könnten sie ihre teure IT-Infrastruktur komplett auslasten. Mit dem dann gestiegenen Marktanteil könnte die fusionierte Bank ein neues Preismodell durchsetzten und dadurch profitabel arbeiten.
Die wichtigste Veränderung gegenüber jüngsten Spekulationen sei, dass Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing nun wohl das Mandat habe, die Option einer Fusion auszuloten, schrieb Analyst Daniele Brupbacher von der Schweizer Großbank UBS.
Skeptischer äußerte sich Experte Jacques-Henri Gaulard vom Analysehaus Kepler Cheuvreux. Der Deal würde trotz großer Anstrengungen wohl nur magere Ergebnisse liefern und sei wahrscheinlich nicht die Risiken wert. So könnten die Personalkosten erheblich sein. Unter dem Strich würde ein Zusammengehen von Deutscher Bank und Commerzbank nicht die strukturellen Probleme der deutschen Bankenbranche lösen und sei wohl vor allem eine Fantasie von Investmentbankern.
/kf/DP/mis
BERLIN/FRANKFURT (dpa-AFX)
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