Vertrauen schwindet |
30.09.2016 11:00:00
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Deutsche Bank: Kunden ziehen wohl Einlagen in Milliardenhöhe ab
Das Volumen der Vermögenswerte, die in jüngster Zeit abgezogen worden oder dafür vorgesehen seien, belaufe sich auf insgesamt mehrere Milliarden Dollar, sagte eine der Personen. Das ist allerdings nur ein Teil des Saldos von Hunderten Milliarden, den die Deutsche Bank laut Analysten allein in ihrem sogenannten Prime-Brokerage-Geschäft hat und ein winziger Bruchteil der gesamten Kundeneinlagen von mehr als 600 Milliarden Dollar.
Dennoch ist der Rückzug von Kunden ein Zeichen der Nervosität über die Fähigkeit der Deutschen Bank, ihre Herausforderungen zu meistern. Einige davon betreffen konkret nur die Deutsche Bank, andere sind der wirtschaftlichen Lage geschuldet, unter der alle europäischen Banken leiden.
Weiter Geschäfte - aber weniger
Die betreffenden Hedgefonds machen dabei durchaus noch weiter Geschäfte mit der Deutschen Bank. Sie haben lediglich einen Teil ihrer Konten, ihrer Finanzierungsvereinbarungen und ihres Handels an andere Banken übertragen, weil die Fragen über die Kapitalposition der Deutschen Bank zunehmen, sagten die Informanten weiter.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte am Donnerstag unter Berufung auf ein internes Dokument berichtet, dass einige Kunden der Deutschen Bank Derivatebestände in dieser Woche zu anderen Häusern übertragen hätten. Nach diesem Bericht waren die in den USA behandelten Aktien der Deutschen Bank um mehr als 6 Prozent eingebrochen.
Die Deutsche Bank schrieb in einer Stellungnahme, ihre Kunden gehörten "zu den versiertesten Investoren der Welt". "Wir sind zuversichtlich, dass die große Mehrheit von ihnen volles Verständnis für unsere stabile Finanzposition, das aktuelle makroökonomische Umfeld, die Rechtsprozesse in den USA und die Fortschritte hat, die wir mit unserer Strategie machen."
Manager und Vertriebsmitarbeiter der Bank haben derweil versucht, nicht nur die Bedenken der Hedgefonds, sondern auch von Kunden der Investmentbank und der Vermögensverwaltung zu zerstreuen, wie der Bank nahestehende Personen sagten.
Cryan auf Kundenbesuch in den USA
John Cryan, der Vorstandschef der Bank, war in dieser Woche in New York, um sich nach einer Reihe negativer Nachrichten über das Frankfurter DAX-Institut mit Kunden zu treffen. Vorstände und Kundenmanager betonten nicht nur die Kreditwürdigkeit und Liquidität der Deutschen Bank, sondern verwiesen bespielweise Vermögensverwaltungskunden darauf, dass die Fluktuationen im Aktienkurs keinen Einfluss auf diese Geschäfte haben, wie die Informanten sagten.
Mehrere Hedgefondsmanager sagten allerdings, ihre Hände seien ihnen durch ihre eigenen Investoren gebunden, die ständig nachbohrten, ob nicht einige ihrer Anlagen verschoben werden könnten, falls die Bank in große Schwierigkeiten gerate. Viele fühlten sich an die Finanzkrise von 2008 erinnert, als große Hedgefonds Konten bei Prime-Brokern von Häusern wie Bear Stearns abzogen und damit deren Niedergang beschleunigten. "Das hat jeder im Hinterkopf", sagte ein Hedgefonds-Manager, dessen Firma ihre Engagement bei der Deutschen Bank vor kurzem zurückgefahren hat.
Die Deutsche Bank hat wiederholt erklärt, solche Sorgen seien nicht gerechtfertigt. Bankanalysten sagten, dass die Liquidität - also die Verfügbarkeit von ausreichenden, leicht zu verkaufenden Wertpapieren und anderer Finanzinstrumente zur Erfüllung von Kundenverpflichtungen - kein drängendes Problem sei: Die Liquiditätsreserven der Deutschen Bank belaufen sich auf mehr als 200 Milliarden Euro.
Rückgriff auf EZB
Auch kann sie auf die Europäische Zentralbank zurückgreifen, die ohnehin enorme Mengen an Liquidität zu großzügigen Bedingungen bereitstellt. Durch ein Notfallprogramm der EZB können Zentralbanken in der Eurozone zudem noch mehr Geld an Geschäftsbanken verleihen - die Bank of Greece vergab im vergangenen Jahr etwa 90 Milliarden Euro an Notfallliquidität an griechische Banken in der Krise.
Doch das Fehlen einer überzeugenden, profitablen Strategie und das schwindende Vertrauen der Bankaktionäre sind in den Augen von Analysten und Investoren große Probleme. Schwache Finanzergebnisse und voraussichtlich hohe Strafzahlungen zehren am Kapitalpolster, das bereits dünner ist als das vieler Konkurrenten.
Sorgen, dass die Bank ihr Kapital erhöhen muss und damit den Anteil bestehender Investoren verwässert, haben den Aktienkurs belastet. Der Kursrückgang macht es wiederum schwerer, frisches Kapital aufzunehmen.
Nicht gerade leichter wird die Lage der Deutschen Bank durch Spekulationen über mögliche Staatshilfen. Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere Regierungsvertreter wurden unermüdlich danach gefragt, ob sie die Bank denn retten würden, sollte dies nötig werden.
Das Gespenst Staatshilfen
Merkel hat bei dem Thema jahrelang eine harte Linie gefahren und die Rettung europäischer Banken mit Steuergeldern kritisiert und Länder in Südeuropa dazu gedrängt, Anleihenbesitzer an den Verlusten zu beteiligen, ehe steuerfinanzierte Hilfen ins Spiel kommen. Die Regeln nach der Krise, die zu einem großen Teil auf deutsche Veranlassung verfasst wurden, machen es den Ländern schwer, einer heimischen Bank zu Hilfe zu eilen.
Cryan sagte in dieser Woche, die Bank haben zu keinem Zeitpunkt um Staatshilfe gebeten. Ein Sprecher von Merkel sagte in Reaktion auf einen Magazinartikel, wonach Merkel Hilfen für die Bank ausgeschlossen habe, es gebe keinen Anlass für Spekulationen über Staatshilfe.
Die Deutsche Bank steht schon das ganze Jahr unter Druck. Sie ist das Epizentrum der kontinentweiten Sorgen um die Entwicklung und Widerstandsfähigkeit europäischer Banken angesichts einer schwachen Wirtschaft, niedriger Zinsen und eines mauen Geschäftes.
Damoklesschwert US-Strafen
Die Sorgen um das DAX-Institut hatten vor zwei Wochen zugenommen, als das Wall Street Journal berichtete, das US-Justizministerium habe der Bank im Hypothekenstreit einen Vergleichsvorschlag über 14 Milliarden Dollar auf den Tisch gelegt. Die Deutsche Bank erklärte daraufhin, sie habe nicht die Absicht, auch nur "annähernd" diesen Betrag zu zahlen. Die Verhandlungen mit dem Ministerium würden gerade erste beginnen.
Dennoch befeuerte das die Sorge, dass eine schmerzhafte Kapitalerhöhung nötig werden könnte. Bankmanager haben gegenüber Investoren, Kunden und Mitarbeitern - und auch öffentlich - derweil wiederholt erklärt, dass die Bank ausreichend Kapital hat und keine Pläne, neue Aktien auszugeben.
DJG/DJN/sha/cbr
Dow Jones Newswires
Von Rob Copeland und Jenny Strasburg
NEW YORK (Dow Jones)
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