Kampf um guten Ruf 18.04.2013 12:03:31

Deutsche Bank kürzt ihren Top-Managern das Gehalt

Laut einem neuen Vergütungsplan, über den Aktionäre noch abstimmen müssen, sollen die beiden Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen in diesem Jahr höchstens 2,3 Millionen Euro Grundgehalt bekommen. Ihre Boni sollen auf 7,55 Millionen Euro begrenzt werden. Jain und Fitschen stellen seit Juni vergangenen Jahres das Führungsduo der Deutschen Bank und haben für 2012 je eine Gesamtvergütung von 4,8 Millionen Euro eingestrichen. Jain wollte sich in der Nacht zum Donnerstag nicht weiter zu den Gehaltsplänen äußern. Fitschen war für einen Kommentar nicht umgehend zu erreichen.

   In Europa tobt seit einiger Zeit eine öffentliche Debatte darüber, was eine angemessene Bezahlung von Managern und speziell Bankern ist. Angesichts der heftigen staatlichen Ausgabenkürzungen und der wirtschaftlichen Rezession in weiten Teilen Europas nehmen Politiker und Bürger die Gehaltspolitik vieler Konzerne besonders kritisch unter die Lupe. Vor kurzem erst veröffentlichte die Europäische Union einen neuen Regelentwurf, der die Boni von Bankern weitgehend an die Höhe ihres Grundgehaltes koppelt. In der Schweiz stimmten Wähler jüngst für eine so genannte Abzocker-Initiative, nach der Aktionäre verbindliche Mitsprache über Managergehälter bekommen werden. Und deutsche Politiker wollen dem Beispiel der Schweiz folgen und planen bereits ähnliche Gesetze.

   Die Deutsche Bank, eines der weltgrößten Finanzinstitute mit einer Bilanzsumme von 2 Billionen Euro, kämpft momentan um ihren guten Ruf. Gegen sie laufen eine Reihe von Betrugsermittlungen, darunter eine Untersuchung der deutschen Bankenaufsicht Bafin. Diese überprüft, inwieweit die Deutsche Bank an der Manipulation des Interbankenzinses Libor beteiligt war. Im Dezember fand darüber hinaus eine Großrazzia in der Frankfurter Zentrale statt wegen mutmaßlichen Steuerbetrugs am Markt für CO2-Emissionen. Die Bank hat mitgeteilt, dass sie in beiden Verfahren mit den Behörden zusammenarbeite.

   Im vergangenen Jahr hat das neue Führungsduo der Deutschen Bank einen Kulturwandel einzuläuten versucht und im September ein Team gegründet, das die Vergütungspolitik der Bank überprüfen sollte.

   Die geplanten Gehaltsobergrenzen fußen nach Angaben eines Konzernsprechers auf den Empfehlungen dieses Gremiums und wurden vom Aufsichtsrat beschlossen. Aktionäre werden bei der nächsten Jahreshauptversammlung am 23. Mai über das neue Gehaltsmodell abstimmen können.

   Unabhängig von dem Plan, die Bezahlung der Top-Manager in diesem Jahr auf 9,85 Millionen Euro zu deckeln, wird die Bank Vorstands-Boni auch weiterhin erst nach fünf Jahren auszahlen. Die Bank behält sich vor, Boni vollständig zurückzuziehen, wenn bestimmte Faktoren nicht erfüllt sind - etwa wenn die Bank die gesetzlich vorgeschriebene Mindestkapitalquote Tier-1 verfehlt, die als einer der wichtigsten Indikatoren für die finanzielle Gesundheit eines Kreditinstituts gilt. Zu den weiteren vergütungsabhängigen Zielen zählen die Mitarbeiterzufriedenheit und das allgemeine Renommee der Bank.

   Die geplante Vergütungsstruktur werde "insofern enger an die strategische Richtung und die Werte der Deutschen Bank angepasst", heißt es in der Agenda für die anstehende Hauptversammlung. "Der entscheidende Aspekt wird nicht mehr allein der finanzielle Erfolg sein, d.h. was erreicht wurde, sondern auch, wie die Planvorgaben und Ziele erfüllt sind."

   Vorstandsmitglieder sind außerdem verpflichtet, eine Reihe von Aktien der Bank zu halten: Jain und Fitschen etwa müssen je Anteile von 6,9 Millionen behalten, also das Dreifache ihres Grundgehaltes.

   Die Deutsche Bank verdiente im Jahr 2012 insgesamt 237 Millionen Euro, machte aber im vierten Quartal vor allem wegen hoher Restrukturierungs- und Rechtskosten einen Verlust von 2,54 Milliarden Euro. Schon damals hatte die Bank gesagt, dass die ausufernden Rechtskosten die Vorstandsgehälter beeinträchtigen würden.

   Alle sieben Vorstände der Deutschen Bank erhielten im Jahr 2012 mit 26,3 Millionen Euro insgesamt schon deutlich weniger Geld als im Jahr 2011, als sie noch 40,1 Millionen Euro bezogen hatten.

   DJG/WSJ/brb

   Dow Jones Newswires

Von Laura Stevens

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