Hauptversammlung im Blick |
21.05.2015 07:19:47
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Deutsche Bank baut Verantwortlichkeiten um
Der bisherige Finanzvorstand Stefan Krause, der seinen Job nach der Hauptversammlung an den ehemaligen E.ON-Finanzchef Marcus Schenck abgeben muss und der deshalb um seinen Verbleib im Vorstand bangen musste, wird im Vorstand künftig die Verantwortung für das Global Transaction Banking (GTB) von Jain und für die Non-Core Operations Unit (NCOU) von Jürgen Fitschen übernehmen - beides Co-Vorsitzende des Vorstands. Krause wird zudem weiter aufgewertet, er soll in den Aufsichtsrat der Postbank eintreten und dessen Vorsitz übernehmen, wenn die entsprechenden Gremien zugestimmt haben.
Die Aufgaben des ausscheidenden Privatkundenvorstands Neske übernimmt zusätzlich Kollege Christian Sewing, der bisher nur für den Bereich Recht verantwortlich war. Zudem wird Henry Ritchotte, Chief Operating Officer, zusätzlich die Rolle des Chief Digital Officer übernehmen, um die Digitalisierung der Bank in allen Geschäftsbereichen voranzutreiben.
Der Vorstandsumbau wurde in der Nacht zum Donnerstag mitgeteilt, dem Tag der Hauptversammlung, auf der viele Investoren ihrem Frust über die Entwicklung der Bank Luft machen dürften. Große Anteilseigner hatten bereits angekündigt, den Vorstand auf dem Aktionärstreffen nicht zu entlasten. Kritisiert wird auch Aufsichtsratschef Paul Achleitner, weil er zu spät auf die Probleme der Bank reagiert haben soll.
Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment reagierte in einer ersten Reaktion positiv auf den Vorstandsumbau. Das sei ein Schritt in die richtige Richtung, der zeige, dass Achleitner bereit sei, das Nötige zu tun, sagte Speich dem Wall Street Journal. Jain erhalte nun mehr Macht, stehe dafür aber verstärkt in der Pflicht, nun auch den versprochenen Turnaround zu liefern. Nun sei es an der Zeit, dass die Deutsche Bank weitere Details ihrer neuen Strategie nennt, die sie im April angekündigt hatte.
Die Deutsche Bank war stärker unter Druck geraten, nachdem mehrere Investoren ihre Unzufriedenheit über die ausbleibenden Erfolge des schon lange laufenden Umbaus geäußert hatten. Als erster Anteilseigner hatte Hermes Investment Management verkündet, den Vorstand nicht zu entlasten. "Es gibt Fragen über die Leistung der Vorstandchefs in den vergangenen drei Jahren", hatte Director Hans-Christoph Hirt noch vor dem Vorstandsumbau zu Dow Jones gesagt. "In der jetzigen Besetzung hat der Vorstand nicht mehr unser Vertrauen; daher bitten wir den Aufsichtsrat, seine Zusammensetzung kritisch zu überprüfen."
Andere Investoren äußerten sich ähnlich. Einer der zwanzig größten Anteilseigener, der namentlich nicht genannt werden will, verweigert ebenfalls die Entlastung. Weitere werden wohl folgen. Denn viele große Anteilseigner hören auf den Rat von Aktionärsberatern. So hatte Institutional Shareholder Services (ISS) Investoren geraten, das Management nicht zu entlasten. Die Berater von Glass, Lewis & Co empfehlen zumindest, sich zu enthalten. Sie begründen das mit dem laufenden Prozess gegen Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen und den Ermittlungen gegen Rechtsvorstand Stephan Leithner.
Aufsichtsratschef Achleitner ist sich des Drucks bewusst. Im Interview mit dem Wall Street Journal hatte er von den beiden Chefs der Bank Ergebnisse verlangt. "Die Beurteilung (der Vorstandschefs) richtet sich künftig nach der Umsetzung der Strategie", sagte er.
Die Deutsche Bank steht in der Kritik, weil der Vorstand bislang die wesentlichen Ziele klar verfehlt hat. Die Strategie 2015+ hat für die Aktionäre keinen Wert geschaffen, da der Vorstand zu spät auf das sich klar verändernde wirtschaftliche und regulatorische Umfeld reagiert hat. Die Kursentwicklung der Aktie ist dementsprechend.
Der vom Institut versprochene Kulturwandel hat sich zudem nicht in Verhaltensänderungen manifestiert. "Das war aus unserer Sicht von Anfang an ein PR-Gag", hatte ein Investor gesagt. "Wenn die Deutsche Bank den Kulturwandel ernst gemeint hätte, dann wären andere Leute am Ruder." Auch Hermes hat nach eigenen Angaben mit der Bank darüber diskutiert, ob Fitschen und Jain geeignet sind, den Kulturwandel umzusetzen. Denn beide hätten bereits zuvor Schlüsselpositionen besetzt und seien damit Teil der alten Kultur.
Die Milliardenstrafen und die im Vergleich zu anderen Banken schleppende Aufarbeitung der Rechtsstreitigkeiten sind der dritte Punkt, den viele Investoren an der Deutschen Bank kritisiert haben.
DJG/jhe/kla
Dow Jones Newswires
Von Jürgen Hesse, Eyk Henning und Madeleine Nissen
FRANKFURT (Dow Jones)
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