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Investmentbanking gestutzt 26.04.2018 17:57:00

Deutsche Bank-Aktie nach Gewinneinbruch auf Berg- und Talfahrt - Harte Einschnitte angekündigt

Deutsche Bank-Aktie nach Gewinneinbruch auf Berg- und Talfahrt - Harte Einschnitte angekündigt

Am Markt war deutlich mehr erwartet worden.

Die Erträge sanken um 5 Prozent auf 6,98 Milliarden Euro. Die Bank begründete dies mit der Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar und geringeren Erträgen der Unternehmens- und Investmentbank. Hier brachen die Einnahmen um 13 Prozent ein.

Auf das Ergebnis drückten zudem die weiterhin hohen Kosten. Immerhin blieben die bereinigten Kosten im ersten Quartal mit 6,3 Milliarden Euro auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Die Bank bekräftigte das Ziel, dass die Kosten im laufenden Jahr die Schwelle von 23 Milliarden Euro nicht überschreiten.

Die Deutsche Bank leidet seit geraumer Zeit unter sinkenden Erträgen und hohen Kosten. Nach dem dritten Jahresverlust in Folge wurde Christian Sewing als Nachfolger des geschassten John Cryan zum Vorstandschef ernannt. In seiner ersten Nachricht an die Mitarbeiter kündigte er "harte Entscheidungen" an, und forderte in der Unternehmens- und Investmentbank Veränderungen in der Ertrags-, Kosten- und Kapitalstruktur. Die Bank solle sich dort zurückziehen, wo sie nicht ausreichend rentabel arbeite.

Massive Einschnitte im Investmentbanking

Dabei verliert Christian Sewing keine Zeit: Der neue Vorstandschef der Deutschen Bank hat zweieinhalb Wochen nach seiner Ernennung mitgeteilt, die Bank wolle "Bereiche zurückfahren, in denen der Vorstand im veränderten Marktumfeld keine nachhaltigen Wettbewerbsvorteile mehr sieht". Zudem sollen die Kosten deutlich sinken.

Im Beratungs- und Finanzierungsgeschäft sollen Branchen und Segmente mit Bezug zu europäischen Kunden im Vordergrund stehen sowie Emissions- und Finanzierungsgeschäfte, bei denen die Deutsche Bank zu den Marktführern gehört. In den USA und Asien soll das Geschäft zurückgefahren werden.

Auch wird das Zinsgeschäft in den USA deutlich verkleinert, um die Bilanz und die Verschuldung zu reduzieren. Das europäische Geschäft werde aufrechterhalten.

Der weitergehende Umbau der Deutschen Bank geht jedoch zunächst einmal ins Geld. Statt 500 Millionen Euro veranschlagt die Bank nun in diesem Jahr 800 Millionen Euro für die Restrukturierung, wie Finanzchef James von Moltke am Donnerstag in einer Telefonkonferenz sagte. Weitere Kosten im kommenden Jahr wollte er nicht ausschließen.

Aktiengeschäft kommt auf den Prüfstand

Das weltweite Aktiengeschäft kommt auf den Prüfstand, in bestimmten Bereichen soll auch dieses zurückgefahren werden, unter anderem im Geschäft mit Hedgefonds.

Die zusätzlichen Maßnahmen zur Kostensenkung umfassen eine Reduzierung der Belegschaft im Laufe des Jahres, insbesondere durch eben jene genannten Anpassungen. Zudem sollen die Führungsstrukturen schlanker werden und die Ausgaben für externe Dienstleister und Gebäude sinken. Nicht zuletzt gelobt die Bank, die Effizienz der internen Kontrollsysteme zu stärken.

Die Unternehmens- und Investmentbank, die seit dem Abschied von Marcus Schenck nun Garth Ritchie allein leitet, ist nach Erträgen die größte Sparte der Deutschen Bank. Allerdings erodieren die Einnahmen schon seit geraumer Zeit.

Deutsche Bank-Aktie fährt Achterbahn

Die Meldung zum Gewinneinbruch hat die Aktien des größten deutschen Geldhauses am Donnerstag zunächst tief ins Minus gedrückt: Im frühen XETRA-Handel brachen die Titel zeitweise mehr als vier Prozent ein und gehörten damit zu den größten Verlierern im DAX. Im Laufe des Vormittags konnten die Verluste jedoch abgebaut werden und das Papier zeigte sich zwischenzeitlich deutlich stärker. Am Nachmittag haben jedoch wieder die Skeptiker die Oberhand gewonnen: Nach einem Kursgewinn von in der Spitze 1,7 Prozent drehten die Aktien wieder in rotes Terrain und verloren zum Handelsschluss 1,3 Prozent auf 11,83 Euro.

Bis vor zwei Tagen hatten die Anteile der Bank noch deutlich bis auf mehr als 12 Euro zugelegt und dabei von den Gerüchten über die Eindämmung des US-Geschäfts, vom Renditeanstieg bei US-Anleihen und der Berufung eines neuen IT-Chefs profitiert.

Das Institut habe beim Vorsteuerergebnis und der Kernkapitalquote enttäuscht, schrieb Analyst Jernej Omahen von Goldman Sachs in einer ersten Reaktion. Zudem seien die Erträge im Investmentbanking schwächer als die der Konkurrenz - gerade im Aktienmarktgeschäft.

"Wir denken das ist die richtige Strategie", schrieb Kian Abouhossein von JPMorgan über den geplanten Konzernumbau in einer Studie. Die schwachen Ergebnisse im ersten Quartal seien hierfür ein deutlicher Beleg. Mit seiner gegenwärtigen Aufstellung erwirtschafte das Geldhaus einfach keine nachhaltigen Erträge. Dem neuen Chef Sewing gelte sein Applaus dafür, dass der Manager für die "Schrumpfung" der Aktivitäten so rasch Rückendeckung erhalten habe.

Allerdings, schränkte der Analyst ein, fehle es noch an Details und an einem Zeitplan für die angekündigten Maßnahmen. Mit dieser Ansicht steht er nicht allein da. Auch Christoph Blieffert von der Commerzbank begrüßte zwar die Pläne zur Restrukturierung. "Es braucht aber noch mehr Klarheit und Details", fügte der Analyst hinzu.

Abouhossein zufolge geht es der Deutschen Bank weniger um die Zusammensetzung der Erträge in den einzelnen Geschäftsbereichen. Vielmehr wolle das Institut die Renditen erhöhen und die Risiken minimieren. In der Vergangenheit habe die Bank jedoch nicht "liefern", also Erfolge vorweisen können. Es bleibe daher zunächst bei seiner Einstufung "Neutral" für die Aktie mit einem Kursziel von 12 Euro.

Die schlechten Ergebnisse im ersten Quartal und die schwache Ausstattung der Bank mit Kapital sprächen für einen Umbau, argumentierte auch John Peace von der Credit Suisse. So habe der Gewinn im Investmentbanking, das nun umgekrempelt werden soll, mit 229 Millionen Euro die Konsensprognose von 649 Millionen Euro weit verfehlt. "Investoren sollten also auf eine tiefgehende Restrukturierung dieses Geschäfts positiv reagieren", sagte der Analyst. Auch Peace blieb jedoch vorerst bei seinem Votum "Neutral" für die Aktien.

Die tief sitzende Skepsis der Anleger mit Blick auf die Zukunft der Bank spiegelt sich im Kursverlauf wider: Seit Jahresbeginn hat die Aktie rund ein Viertel eingebüßt. Damit ist sie weit hinter die Papiere der Konkurrenz zurückgefallen - der europäische Bankensektor insgesamt hat in diesem Zeitraum lediglich um 3 Prozent nachgegeben.

Der Börsenwert der Deutschen Bank ist auf knapp 25 Milliarden Euro geschrumpft. Zum Vergleich: Europas wertvollste Bank, die britische HSBC, kommt auf umgerechnet 163 Milliarden Euro.

FRANKFURT (Dow Jones)

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