Inhalte im Blick |
21.04.2020 22:03:00
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Deshalb könnte Netflix stärker von der Corona-Krise profitieren als AppleTV+ und Disney+
• AppleTV+ mit überschaubarer Inhaltspalette
• Netflix' Pipeline wohl am besten gefüllt
Wenn sich Menschen viel zu Hause aufhalten und Optionen für Outdoor-Aktivitäten wegfallen, haben Streamingdienste Hochkonjunktur. Analysten haben viele Unternehmen, die Streamingdienste anbieten, auf ihre Empfehlungslisten gesetzt, tatsächlich performen viele dieser Stay-at-home-Titel besser als der Gesamtmarkt.
Doch gänzlich unbeschadet kommen auch die großen Anbieter von Film- und Serienstreaming nicht durch die Corona-Krise. Die starke Beanspruchung der Netze durch vermehrte Streaming-Aktivitäten hat vor einigen Wochen die EU-Kommission auf den Plan gerufen. Streaminganbieter drosselten daraufhin ihre Datenmengen - zu Lasten der Qualität. Und auch die Lockdown-Aktivitäten rund um den Globus wirken sich auf Netflix, Apple, Disney & Co aus: Bis auf weiteres wurden alle Dreharbeiten gestoppt, geplante Produktionen liegen auf Eis und der Zeitplan für den Start neuer Inhalte dürfte sich deutlich nach hinten verschieben.
AppleTV+ und Disney+: Unterschiedliche Angebote
Insbesondere letztere Maßnahme dürfte Streaminganbietern Sorgenfalten auf die Stirn treiben, denn gibt es keine neuen Inhalte, werden viele Kunden ihr Abonnement vermutlich auf Eis legen. Besonders betroffen davon ist AppleTV+, mit dem der Techriese Apple erst im vergangenen Jahr an den Start gegangen war. Der Dienst hat ausschließlich eigenproduzierte Serien im Angebot - und die Inhaltspipeline ist aktuell alles andere als gut gefüllt. Zwar unterbietet der Apple-Dienst die Konkurrenz beim Preis deutlich und durch die Tatsache, dass Käufer von Apple-Geräten ein Jahr lang kostenlosen Zugriff auf die Inhalte haben, dürfte AppleTV+ auch in Sachen Kundenwachstum einen Vorteil gegenüber Wettbewerbern haben. Doch die übersichtliche Inhaltspalette wird Streaming-Kunden wohl nicht allzu lange bei der Stange halten.
Anders sieht die Situation bei Disney+ aus. Der Streamingdienst des Entertainmentriesen ist mit Inhalten gut gefüllt: Neben Disney Originalen finden Kunden unter anderem auch Inhalte von Pixar, Marvel, Star Wars und National Geographic. Darüber hinaus hat Disney+ auch eine Reihe von Eigenproduktionen am Start, mit denen Kunden auf die Plattform gelockt werden sollen. Und neue Inhalte sind in der Pipeline: Disney-Filme, die bereits im Kino liefen, dürften bald ihren Weg zu Disney+ finden. Doch viele geplante Projekte kann Disney in der Krise derzeit nicht umsetzen - insbesondere im Serienbereich wird wohl vorerst nicht mit neuen Staffeln zu rechnen sein. Hinzu kommt: Disney+ ist als Familienunterhalter konzipiert und deckt somit nicht alle Interessensbereiche ab. So ist der Neuling unter dem Streamingunternehmen zwar deutlich besser aufgestellt, als etwa AppleTV+, der Marktführer Netflix dürfte - zumindest in der aktuellen Situation - aber nicht zu knacken sein.
Netflix gut aufgestellt
Denn der Pionier unter den Streamingdiensten hat die mit Abstand am besten gefüllte Inhaltspipeline. Die Programmplanung für 2020 ist weitgehend abgeschlossen, Netflix hat genügend Inhalte, um seine Kunden auch in den kommenden Monaten mit Neuveröffentlichungen zu bedienen. Jeden Monat kommen neue Inhalte hinzu, so dass auch Bestandskunden wohl noch einige Zeit bei Netflix verbringen können, ohne sich Wiederholungen anschauen zu müssen.
Netflix ist nicht nur nach Abonnentenzahlen die Nummer 1 am Markt, auch im Bereich Eigenproduktionen hat das US-Unternehmen die Nase vorn: Einer Analyse der britischen Medienforschungsfirma Omdia zufolge hat Netflix 2019 2.701 Stunden an Originalinhalten veröffentlicht - satte 80 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Das hat sich Netflix im vergangenen Jahr 15,3 Milliarden US-Dollar kosten lassen. 657 eigenproduzierte Filme und Serien wurden im vergangenen Jahr auf der Plattform veröffentlicht - fast zehn Mal so viele, wie auf Amazons Streaming-Dienst Amazon Prime.
Für 2020 liegt das Produktionsbudget bei 17 Milliarden US-Dollar, Netflix will also nochmals 1,7 Milliarden Dollar mehr in Originalinhalte fließen lassen, bis 2028 könnte der Streamingriese sogar mit Produktionsausgaben in Höhe von 26 Milliarden Dollar planen, wie die Analysten von BMO ausgerechnet haben. Die aktuelle Corona-bedingte Produktionsflaute könnte diese Pläne durcheinanderwirbeln, ob der Zeitplan für 2020 noch zu halten ist, dürfte maßgeblich davon abhängen, wie lange es noch dauert, bis die weltweiten Lockdown-Aktivitäten ihr Ende finden oder zumindest gelockert werden.
Mittelfristig dürfte Netflix-Abonnenten aber der Streaming-Stoff nicht ausgehen: Einer Studie der Universität Leicester zufolge hätte man 2019 acht Monate lang täglich die Hälfte des Tages mit Netflix verbringen müssen, um alle neuen Netflix-Inhalte zu sehen.
Redaktion finanzen.at

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