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14.05.2024 17:54:00
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Delivery Hero-Aktie sehr stark, Uber-Aktie im Minus: Uber kauft Foodpanda-Geschäft in Taiwan von Delivery Hero
Die Analysten von Bryan Garnier zeigen sich überrascht von der Transaktion und vor allem von der überraschenden Kapitalerhöhung ohne Bezugsrechte für bestehende Aktionäre - die Delivery Hero ja eigentlich nicht benötige. "Nachdem beide Parteien monatelang hart verhandelt hatten, sehen wir dies als einen Kompromiss an, in dem Delivery Hero den hohen Betrag, den es anstrebte, in bar erhält, während Uber künftige Erträge aus der Kapitalinjektion generieren kann, ohne die Anteile der bestehenden Aktionäre von Delivery Hero zu verwässern", schreibt Analyst Clement Genelot. "Wir fragen uns jedoch, warum Delivery Hero auf diesem sehr hohen Betrag bestand, selbst wenn dies bedeutete, eine Kapitalerhöhung zu akzeptieren, die es nicht wirklich brauchte." Diese Frage könne leider die positiven Aspekte dieses Deals belasten.
Wie Delivery Hero mitteilte, übernimmt der Fahrdienstvermittler und Essenslieferdienst Uber das Foodpanda-Geschäft in Taiwan für 950 Millionen US-Dollar in bar. Zudem beteiligt sich der US-Konzern an Delivery Hero über eine Kapitalerhöhung im Volumen von 278 Millionen Euro bzw rund 300 Millionen Dollar. Dafür wird Delivery Hero unter Ausschluss des Bezugsrechts 8,4 Millionen neue Aktien zu 33 Euro das Stück ausgeben, deutlich über dem Schlusskurs von 25,32 Euro vom Montag. Nach der Transaktion wird Uber 2,98 Prozent am Grundkapital von Delivery Hero halten. Die Nettoerlöse will der MDAX-Konzern zum Rückkauf von Wandelanleihen einsetzen.
Im Februar war Südostasien-Verkauf von Foodpanda gescheitert
Der Verkauf des Taiwan-Geschäfts von Foodpanda erfolgt nun fast drei Monate, nachdem Delivery Hero im Februar den Abbruch der Verhandlungen zum Verkauf seines Foodpanda-Geschäfts in bestimmten Märkten in Südostasien bekannt gegeben hatte. Die Verhandlungen mit einem nicht genannten möglichen Käufer hätten "keine endgültige Einigung über die Übernahmebedingungen erzielen" können. Der geplante Verkauf hatte die Aktivitäten in ausgewählten Märkten in Südostasien wie Singapur, Malaysia, Philippinen, Thailand, Kambodscha, Myanmar und Laos betroffen. Seitdem hatte das Delivery-Hero-Management sich bemüht, Befürchtungen zu zerstreuen, das Unternehmen benötige eine Kapitalspritze über Kapitalerhöhungen oder Verkaufserlöse, um seine in den kommenden Jahren fällig werdenden Schulden zu bedienen.
Im laufenden Jahr will Delivery Hero einen positiven Free Cashflow generieren, basierend auf der aktuellen Zusammensetzung der Gruppe, also ohne mögliche Verkäufe oder Zukäufe. Außerdem will Delivery Hero künftig "substanzielle Cashflows" erwirtschaften, die die fällig werdenden Verbindlichkeiten des MDAX-Konzerns übersteigen. CFO Emmanuel Thomassin hat im Interview mit Dow Jones Newswires jüngst betont, der Konzern wolle durch das zuverlässige Bedienen aller derzeit fälligen Schulden "aus eigener Kraft" - also ohne Kapitalerhöhung oder Verkaufserlöse - mittelfristig ein besseres Kreditrating bekommen und dadurch wiederum die Finanzierungskonditionen für aktuelle und künftige Schulden verbessern.
In Südostasien steht Delivery Hero im Wettbewerb unter anderem mit Grab Holdings. Asien ist für Delivery Hero der größte Markt, darauf entfiel etwa 36 Prozent des Umsatzes im vergangenen Jahr. In Südostasien stagniert allerdings das Geschäft, seit die Lockdown-Restriktionen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie weggefallen sind. Laut Mitteilung hat das Foodpanda-Geschäft in Taiwan in den 12 Monaten per Ende März einen Bruttowarenwert von 1,6 Milliarden Euro generiert und beim bereinigten EBITDA die Gewinnschwelle erreicht (vor Umlage von Konzernkosten). Foodpandas Händler-, Lieferpartner- und Kundenbasis soll mit der Transaktion auf Uber Eats übergehen. Bis zum Abschluss im ersten Halbjahr 205 will Delivery Hero den Betrieb von Foodpanda Taiwan weiterführen.
Delivery-Hero-Anleger feiern Taiwan-Verkauf und Uber-Einstieg
Das Ende der Hängepartie um den Verkauf von Aktivitäten in Südostasien sorgt am Dienstag bei den Anlegern von Delivery Hero für große Erleichterung. Die Aktionäre freuen sich, dass dem Essenslieferdienst mit dem Verkauf des Foodpanda-Geschäfts in Taiwan ein großer Schwung an Liquidität zufließt. Damit kann das Unternehmen bei den Verkaufsplänen in der Region zumindest einen Teilerfolg verbuchen. An der Börse wurde dies mit einem Kurssprung um 26,34 Prozent auf 31,99 Euro gefeiert. Händlern zufolge könnten aber auch Eindeckungen durch Spekulanten, die bislang auf fallende Kurse spekuliert hatten, zu dem Kurssprung beigetragen haben. Die Uber-Aktie notiert an der NYSE zeitweise 1,67 Prozent tiefer bei 64,92 US-Dollar.
Mit dem Kurssprung preschten die Aktien am Dienstag über die Linie, die den 200-Tage-Durchschnitt abbildet. Unter Anlegern gilt dies als positives Zeichen für den längerfristigen Trend, zumal es in den vergangenen zwei Jahren nur zwei Ausbruchsversuche gab: Einen im Sommer 2023 und einen zweiten kürzlich im April. Die Frage ist nun, ob dieser neue Versuch jetzt nachhaltig gelingt. An die Höchstkurse aus dem Vormonat, die nahe 34 Euro lagen, kam die Aktie am Dienstag noch nicht heran.
Die Berliner fanden mit Uber einen Käufer für das Foodpanda-Geschäft in Taiwan. Zudem wird sich der US-Mobilitätsgigant mit knapp drei Prozent an Delivery Hero beteiligen, was für zusätzlichen Mittelzufluss sorgt. Ein Börsianer sprach von einer schönen Überraschung, nachdem Gespräche über den Verkauf des Südostasiengeschäfts im Februar noch für abgebrochen erklärt wurden. Bedenken rund um den Deal hatten die Delivery-Hero-Aktien in den vergangenen Monaten bis knapp unter 15 Euro auf ein Rekordtief gedrückt.
Der beschlossene Verkauf erinnere daran, dass der Essenslieferdienst einst als größter Übernahme-Experte der Branche gegolten habe, schrieb der Jefferies-Analyst Giles Thorne, der in seiner Studie von einem "perfekt getimten Ausstieg" spricht. Delivery Hero werde wieder zu einer Cashflow-Story mit einer Verschuldung, die für Kapitalgeber wieder interessant sei.
Auch für den Einstieg von Uber - die Amerikaner beteiligen sich über den Erwerb neuer Aktien mit fast drei Prozent an Delivery Hero - gab es lobende Stimmen. Die Goldman-Sachs-Analystin Lisa Yang etwa erwähnte, dass Uber dazu bereit sei, für diese Aktien einen 30-prozentigen Aufschlag auf den Vortags-Schlusskurs zu zahlen. Ihr Bryan-Garnier-Kollege Genelot hält die mit dem Deal verbundene Verwässerung des Delivery-Hero-Gewinns für begrenzt.
Eine Restunsicherheit bleibt aber, da sind sich mehrere Experten einig. Durch den Deal werde Uber in Taiwan quasi zum Monopolisten, erwähnte der Jefferies-Experte Thorne. Er ergänzte aber, die Details der Vereinbarung wirkten so, als seien beide Seiten darauf vorbereitet. Die Andeutung angemessener Schutzmaßnahmen spräche für eine Vertragsbruchgebühr oder ähnliche Vereinbarungen. Im Februar seien Gespräche mit dem Konkurrenten Grab noch an diesem Aspekt gescheitert. Thorne sieht auch eine Sicherungszusage darin, dass Uber vor dem Abschluss des Verkaufs neue Aktien erwirbt und dafür bereit ist, einen hohen Aufschlag zu zahlen.
Die Delivery-Hero-Aktien machten wegen der Hängepartie in Südostasien zuletzt viel durch. Durch die schwungvolle Erholung am Dienstag liegen sie 2024 nun wieder mit fast 24 Prozent im Plus. Vom Rekordhoch zu Zeiten der Pandemie, das Anfang 2021 über 145 Euro betrug und der Aktie zeitweise einen Platz im DAX beschert hatte, können Anleger aktuell aber nur noch träumen. Wer damals die Aktie in der Spitze kaufte, hat nur noch ein Fünftel an Wert im Depot.
FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)
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